Sie sind nicht überarbeitet, Sie sind schlecht organisiert!. Jochen Sommer
machen, konzentrieren sich die Mitarbeiter auf Ihre Arbeit und die gewünschten Ergebnisse. Da das Unternehmen klare Verantwortlichkeiten und Regeln kennt, hat jeder Mitarbeiter Sicherheit. Er weiß, wo seine Grenzen sind und was von Anfang an von ihm erwartet wird. Erfüllt er die Erwartungen, so kann er sich seiner Stelle dauerhaft sicher sein und muss keine unmoralischen Versuche unternehmen durch politische Seilschaften oder Betriebsgeheimnisse unersetzlich zu werden. Solche Versuche erzeugen eine zwanghafte Beziehung, in der der eine den anderen erpresst, indem der Chef ohne den Mitarbeiter nicht arbeiten kann und der Mitarbeiter dem Chef ständig unterstellt, dass dieser ihn jederzeit „entsorgen“ könnte (wenn er eben nicht vorgebaut hätte). Geht ein Mitarbeiter in Urlaub, so kann er sich wirklich erholen. Weder fürchtet er ständige Anrufe oder Urlaubsunterbrechungen noch muss er damit rechnen am nächsten Arbeitstag mit liegengebliebenen Aufgaben überfrachtet zu werden. Tatsächlich findet er mit der Zeit sogar die Muse sich mit sinnvollen Verbesserungsvorschlägen und seinem fachlichen Knowhow sinnvoll in die ständige Optimierung der Unternehmensabläufe einzubringen.
Erfolgsfaktor Kontrolle
Auch der immer wieder geforderte Aspekt der Messung und Kontrolle ist ausgesprochen sinnvoll. Kontrolle ist prinzipiell nicht negativ zu werten, sondern ein zwingendes Element guter Führung. Komplexe Aufgaben (der meiste Teil heutiger Tätigkeiten) erfordern eine ständige Prüfung. Dabei muss nicht unbedingt der Vorgesetzte kontrollieren. Gute Kontrollstrukturen sorgen nämlich dafür, dass sich der Mitarbeiter zunächst selbst überprüft, anschließend kommen (automatische und oft nicht als solche wahrgenommene) Kontrollen durch Mitarbeiter und sogar Kunden. Der Vorgesetzte prüft schließlich die Ergebnisse und gibt angemessenes Feedback oder trifft Entscheidungen. Ein gutes Beispiel für eine solche Kontrollstruktur sind Mitarbeiter(innen), die Seminarplanungen vornehmen. Durch die vielen Schnittstellen zu Referenten, Hotels und Teilnehmern ist hier – ein guter Unternehmensablauf vorausgesetzt – wenig Kontrolle durch den Vorgesetzten nötig. Tritt ein Fehler auf, so bemerken das Referenten und Kunden meist viel schneller. Der Effekt davon ist, dass die Mitarbeiter Fehler möglichst von Anfang an vermeiden, denn es ist sehr aufwändig, wenn man plötzlich 20 Beteiligte einzeln über Veränderungen oder Nachlässigkeiten informieren muss.
Die 4-Stunden-Woche, und jetzt?
Die Antwort auf eine einfache Frage bringt das Konzept auf den Punkt: „Wenn Sie nur noch maximal vier Stunden pro Woche arbeiten könnten, was würden Sie tun?“
Die meisten Unternehmer antworten auf diese Frage intuitiv: Ich würde das gesamte Tagesgeschäft aufgeben und an Mitarbeiter delegieren. Die vier Stunden investiere ich in die folgenden Dinge: Strategien erstellen, Ziele und Erwartungen an Mitarbeiter kommunizieren und die Ergebnisse kontrollieren. – Strategie, Kommunikation derselben und Kontrolle – das ist Systematisierung. Der Fokus liegt dabei auf Perspektiven und Abläufen, was wir später noch intensiver diskutieren werden.
Interessant an diesen Antworten ist, dass die meisten Unternehmer sich in Wirklichkeit fast gar nicht mit den drei genannten Themen befassen. Während also der Unternehmer mit 4 Stunden Arbeitszeit gezwungen ist, sich auf das Wesentliche zu fokussieren, tut der in Vollzeit Arbeitende genau das Gegenteil. Er verschiebt Planungen und Kontrollen gerne in die ferne Zukunft und kümmert sich lieber um das Tagesgeschäft. Dabei ist es oft so, dass die meisten Unternehmer gar nicht wissen, wie man richtig plant und Kontrolle verabscheuen sie, weil sie damit unangenehme Gefühle verbinden.
Unternehmenswert und Wachstumsmöglichkeiten
Systematisierung befasst sich also damit ein ganzheitliches Unternehmenssystem zu schaffen, dass die Freiheit der Beteiligten fördert und sich mehr oder weniger selbständig verbessert. Dadurch gewinnt das Unternehmen an Wert und kann ggfs. sehr gewinnbringend verkauft werden. Überhaupt ist die Möglichkeit sein Unternehmen jederzeit verkaufen zu können ein sehr attraktives Ziel. Auch wenn diese Möglichkeit vielleicht nie realisiert wird, zwingt das Ziel einen dazu eine echte (übertragbare) Systematik zu schaffen. Dies ist wiederum die Basis für jede Expansion, den Aufbau von Filialen oder den Betrieb eines Franchisesystems.
Der Grund für alle diese Wachstums- und Expansionsmöglichkeiten liegt dabei übrigens in erster Linie nicht in der Erschaffung von Wohlstand für den Eigentümer sondern im Unternehmenszweck an sich. Wenn ein Unternehmen eine sinnvolle Vision vertritt und einen echten Nutzen und Mehrwert für andere Menschen bietet, dann muss es wachsen können, damit dieser Nutzen maximiert wird und möglichst viele Menschen davon profitieren können. Solche Unternehmen wachsen, weil Sie der Gesellschaft einen echten Mehrwert bieten und für eine Sache einstehen, die größer und wichtiger ist als die persönlichen Bedürfnisse des Unternehmers. Wohlstand, Freiheit, Werte und Beständigkeit sind dann die natürliche Folge des Unternehmenssystems und nicht dessen eigentlicher Zweck.
Erfolgsfaktor Veränderung
Dynamische Stabilität
Systematisierung steht außerdem für den ständigen Wandel in Unternehmen und den damit verbundenen Fortschritt. Stabilität ist wichtig, weil sie den Menschen Sicherheit und Verlässlichkeit bietet. Gleichzeitig ändern sich Rahmenbedingungen und Trends ständig, sodass ein modernes Unternehmen sich ständig anpassen muss. Viele Branchen stehen heute unter enormem Veränderungsdruck. Die Herausforderung dabei ist, dass ein Unternehmen auch unter dem ständigen Veränderungs- und Innovationsdruck eine Grundstabilität aufrecht erhält, damit Leistungen und Service nicht beeinträchtigt werden und gleichzeitig schnell auf jede denkbare Notwendigkeit reagiert werden kann.
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