Die kuriosen Abenteuer der J.J. Smith 01: Oma Vettel. M.E. Lee Jonas

Die kuriosen Abenteuer der J.J. Smith 01: Oma Vettel - M.E. Lee Jonas


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soll, weil ich ihr sonst etwas Schreckliches antue. Britany lacht mich aus. Ich werde sauer und peng, fliegt sie einen halben Meter durch die Turnhalle. Ende! Oh, Zoé. Was stimmt nicht mit mir? Ständig passieren mir irgendwelche dummen Sachen. Vielleicht bin ich verflucht?«

      J.J. dreht sich hilfesuchend zu ihrer Freundin, die ihr beruhigend auf die Schultern klopft.

      »Mach dir bloß keinen Kopf! Meine Mutter sagt, dass deine Hormone verantwortlich sein könnten. Wir kommen jetzt in diese weltbestimmende Phase und da passieren wohl viele dieser Dinge, die uns verunsichern.«

      J.J. richtet sich ruckartig auf und sieht ihre Freundin verwirrt an.

      »Du meinst also, meine Hormone sind schuld daran, dass Britany durch die Luft schwebt oder in Thalias Zimmer das Fenster von alleine aufgeht und alle Papiere wild durch das Zimmer fliegen? Oder, dass sich der Wasserhahn verabschiedete, als mich der dumme Joe belästigt hat? Na, dann hoffe ich mal, dass wir nicht alle gemeinsam in diese Phase kommen, sonst gibt das ein ganz schönes Chaos hier!«

      Die Mädchen lachen laut auf und ziehen ein paar alberne Grimassen. J.J. ist froh, dass sie Zoé hat, da sie sich immer darauf verlassen kann, dass diese sie wieder aufmuntert. In diesem Moment kommt Mr. Muller, ihr Geschichtslehrer, in die Klasse. Die Mädchen mögen ihn sehr, da er seinen Schülern die Historie sehr lebhaft näherbringt.

      J.J. versucht dem Unterricht aufmerksam zu folgen, ihre Gedanken schweifen jedoch immer wieder ab.

      »Ich muss aufpassen!«

      Ständig meldet sich ihre innere Stimme und befiehlt: »Pass auf dich auf!«

      Aus Angst, dass ihr gleich wieder übel wird, stützt sie ihren Kopf in die Hände.

      »Wenn ich nur wüsste, was mit mir los ist?«, denkt sie betroffen.

      »Solang ich mich erinnern kann, bin ich in dieser Schule und hatte noch nie irgendwelche ernsthaften Probleme. Aber seit ein paar Monaten ist es wie verhext! Ständig gerate ich in kuriose Situationen, die ich mir nicht erklären kann. Mittlerweile tuschelt schon die halbe Schule über mich. Selena hat mich sogar gefragt, ob ich Drogen nehmen würde. Als ich ihr daraufhin ziemlich wütend meine Meinung geigte, ist die Thermoskanne in ihrer Hand geplatzt. Einfach so, in eintausend Stücke zersprungen! Sie hat mich mit großen Augen angestarrt und losgeschrien wie der Teufel. Gott sei Dank hatte sie ihre wasserfeste Jacke an und den heißen Tee nicht auf die Haut bekommen. Das war das erste Mal, dass ich in das Zimmer der Direktorin musste. Aber versuche mal jemandem zu erklären, dass du nichts damit zu tun hast, wenn vierzig völlig hysterische Mädchen das Gegenteil behaupten.

      Und dann diese furchtbaren Träume. Ich träume oft ziemlich uncooles Zeug. Da sind diese grässlichen Kreaturen, die mit mir sprechen. Halbe Hunde, Geisterwesen, Krokodile, die fliegen können, Katzen, denen Klingen aus dem Kopf wachsen, und alle verschwinden in diesem schwarzen »Nichts«. Dieses schwarze Ding ist mir unheimlich, denn es scheint nach mir zu suchen. Es ruft mich! Irgendwie bin ich davon aber auch so fasziniert, dass ich ihm antworte und sage, wo es mich findet. Vielleicht werde ich ja verrückt?

      Eilmeldung! Josie Jezabel Smith wird im Alter von vierzehn Jahren irre! Super Prognose!«

      Ein heftiger Stoß in die Rippen reißt sie aus ihren Gedanken.

      »Hallo J.J., alles in Ordnung mit dir?«, fragt Mr. Muller, der mit erwartungsvoller Miene vor ihr steht.

      J.J. rappelt sich auf und sieht ihren Geschichtslehrer verlegen an.

      »Tut mir leid, Mr. Muller. Ich glaube, ich konnte Ihnen nicht ganz folgen. Worum geht es noch?«

      Mr. Muller setzt sich auf ihr Pult und wirft die Kreide leger wie ein Zirkusjongleur durch die Luft.

      »Ich dachte eigentlich, dass du beim nächsten Geschichtsseminar deine Klasse vertreten könntest. Aber im Moment scheinst du nicht wirklich daran interessiert zu sein. Vielleicht holt dich ein Referat über die Unabhängigkeitserklärung zurück in unsere heiligen Reihen. Also, ich bin sehr gespannt darauf. In vier Tagen beginnen die Sommerferien. Ich würde ungern fünf Wochen darüber sinnieren, was du so herausgefunden hast. Also denke ich, dass du das Referat bis Donnerstag fertig haben solltest.«

      Die Klasse klatscht und jubelt, während J.J. verlegen noch tiefer in ihren Stuhl rutscht.

      »Fein, jetzt hat mich auch noch mein Lieblingslehrer auf seiner roten Liste«, denkt sie wütend und katapultiert ihre Bücher in die Tasche, als der Pausengong sie endlich aus dem Unterricht erlöst.

      »Hey, wenn du Hilfe brauchst, sag Bescheid. Kein Problem für mich«, bietet Zoé an, während sie krampfhaft versucht, ein natürlich wirkendes Lächeln in ihr hübsches Gesicht zu zaubern. Aber J.J. verdreht nur genervt ihre Augen.

      »Ich denke, dass mir niemand helfen kann. Es sei denn, du kannst das Pech von meinen Schuhsohlen kratzen«, blafft J.J. beleidigt zurück.

      Zoé sieht ihre Freundin sauer an und hebt abwehrend die Hände.

      »Ich meinte eigentlich das Referat, das immerhin in drei Tagen fertig sein muss. Die Mappe für den Kunstunterricht sollen wir auch noch fertigstellen. Ich denke, du kannst mir sagen, wenn du aus dem Meer deines Selbstmitleides wieder herausgefunden hast. Ich gehe so lang schon mal auf unser Zimmer.«

      Sie klopft ihrer Freundin noch kurz auf die Schultern und stampft genervt aus der Klasse. J.J. nimmt ihre Tasche und geht verlegen Richtung Speisesaal.

      »Mal sehen, was Pippa heute gezaubert hat«, murmelt sie sich aufmunternd zu.

      Als sie den großen Speisesaal betritt, bemerkt sie, dass sich die Hälfte der Schüler ein Stück zur Seite setzt, als hätten sie Angst vor ihr. Die hämischen Blicke, die sie sich verstohlen zuwerfen, unterstreichen ihre Annahme. Sie stockt einen Moment und schlendert dann extra lässig zur Essensausgabe. Sie ist heilfroh, als sie Pippa entdeckt, die ihre Kelle wie eine Trophäe in die Luft streckt.

      »J.J., mein Liebes! Ich hoffe, du hast ordentlich Appetit mitgebracht! Ich habe heute nämlich dein Leibgericht gezaubert. Spaghetti mit Käsesoße und als Nachtisch gibt es meinen preisgekrönten Obstsalat. Also nimm dir den größten Teller und komm hierher.«

      J.J. lächelt Pippa dankbar zu und geht zu dem Tisch mit dem Geschirr, wobei sie automatisch an Britany Hoilding und deren Freundinnen vorbeigehen muss. Nah genug, um die zickigen Bemerkungen ihrer Erzfeindin zu hören.

      »Also, meine Eltern haben gesagt, dass ich mir von dummen Personen nichts gefallen lassen soll! Ich soll sie ignorieren, weil sie einfach unter unserem Niveau seien!«

      J.J. tut so, als ob sie es nicht gehört hätte, und geht stur an ihnen vorbei. Gereizt schnappt sie sich ein Tablett und Besteck. Als sie damit zur Essensausgabe schlendert, blafft Britany, die lässig ihre frischlackierten Fingernägel begutachtet, weiter.

      »Und! Menschen auf hinterlistige Art anzugreifen und durch die Luft zu schmeißen, ist so was von mehr als unter unserem Niveau! Einfach nur abartig und primitiv!«

      Britanys Freundinnen nicken ihr bestätigend zu und kichern herablassend in J.J.s Richtung. Die hat die Nase nun gestrichen voll und geht schnurstracks auf Britany zu.

      »Haben dir deine Eltern auch beigebracht, das Nachäffen dumm ist? Und! Dass es eigentlich unmöglich ist, dass eine Person, die einen Kopf kleiner ist und mindestens zehn oder zwanzig Pfund weniger wiegt, dich einfach mal eben durch die Luft schmeißt? Es tut mir wirklich leid, dass dieses phänomenale Ereignis stattgefunden hat, als ich gerade neben dir stand, aber ich habe dich noch nicht einmal angerührt! Du bist eine hohle Nuss, Britany Hoilding! Und! Das kannst du jetzt auch deinen Eltern erzählen!«

      J.J. nimmt ihr Tablett und lässt Britany und ihre vier Freundinnen, die sie mit offenen Mündern anstarren, einfach sitzen. Kurz vor ihrem Ziel hört sie, wie sich ein Stuhl quietschend über den Boden schiebt, bevor die Stimme ihrer nervtötenden Mitschülerin erneut losdonnert.

      »Na, wenigstens habe ich noch Eltern, denen ich etwas erzählen kann«, schreit Britany ihr verachtend hinterher und unterstreicht diesen Schlag mit einem höhnischen Lachen.

      J.J.


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