For ever young. Betty Hugo

For ever young - Betty Hugo


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Muster ab. Das geistige Niveau war als eher niedrig einzuschätzen, zumal die Kavaliere meist schon einen gewissen Alkoholpegel hatten.

      „Hallo schöne Dame, darf ich sie auf einen Drink einladen“, lautete dann auch prompt die wenig phantasievolle Eröffnung des Gesprächs. Das klang ein wenig altmodisch und der Typ, der den Spruch absonderte, entpuppte sich auch als etwas älter.

      „Ja, mein Herr, sehr gerne“, hauchte sie und beugte sich lasziv vor, um dem Mann einen bewundernden Blick in ihren tiefen Ausschnitt zu erlauben. Sie hatte einen sehr hübschen Busen, bei dem ein plastischer Chirurg Nachhilfe geleistet hatte. Nachdem das Gespräch, befeuert durch Alkohol, einige Minuten dahinplätscherte, merkte sie wie sie innerlich unruhig wurde. Sie musste endlich mal zur Sache kommen. Die Nacht war schon weit fortgeschritten und sie musste am nächsten Tag schließlich arbeiten. Sie lotste ihn auf die enge Tanzfläche und schmiegte sich an seinen Körper. Ihr unbekanntes Gegenüber reagierte sofort. Schloss sie enger in seine Arme. Sie beugte sich vor und flüsterte in sein Ohr: „Schatz, lass uns hinausgehen. Ich möchte mit dir zusammen die Nacht genießen.“

      Er hatte verzückt die Augen geschlossen, nun öffnete er sie verwundert: „Wenn du meinst? Ich mache alles was du willst.“ Sie packte seine Hand und zog ihn sanft aber unnachgiebig dem Ausgang entgegen. Wie in Trance folgte er ihr, vertrauensvoll wie ein Kindergartenkind im Streichelzoo. An der frischen Luft hakte sie sich bei ihm unter und sie gingen einige Schritte auf dem Bürgersteig. Als sie zu einer kleinen Grünanlage gelangten, deren dunkle Büsche vor neugierigen Nachtschwärmern Schutz boten, drängte sie ihn sanft auf die dort stehende Parkbank. Eng umschlungen, wie ein Liebespaar lagen sie halb auf der Parkbank, vereint in einem endlosen Kuss. Mit einer gleichzeitig geschickten, aber auch eisenharten Bewegung drückte sie ihm blitzschnell die Hand auf den Kehlkopf. Innerhalb von Sekunden erschlaffte der Körper des Mannes. Solch eine Kraft von einer Frau hätte er sicherlich nie im Leben erwartet, fuhr es ihr durch den Kopf. Sie zog ein kleines Etui aus ihrem Handtäschchen von Dior. Es entpuppte sich als kleines Spritzbesteck. Routiniert versetzte sie ihm eine kleine, harmlose Injektion. Sie sollte ihn nur ruhig und gefügig machen, wenn er wieder aufwachte. Sie streichelte sanft sein Gesicht und tätschelte ihm die Wangen. Wie zuvor von ihr kalkuliert, erholte er sich schnell und wachte wieder auf. Das wahnsinnige Erstaunen in seinem Blick erstickte sie mit einem weiteren intensiven Kuss. Das Medikament wirkte zuverlässig. Er war körperlich stabil und fähig zu laufen, aber psychisch neben der Spur. Eng umschlungen spazierten sie gemächlich zu ihrem Fahrzeug im Parkhaus. Sie verfrachtete ihn auf den Beifahrersitz, schnallte ihn an und fuhr los. Plötzlich hatte sie es sehr eilig, ein Haufen Arbeit wartete auf sie.

      Kapitel 11

      Als Ella am Montagmorgen im Büro ankam, hörte sie gerade noch die Stimme des Nachrichtensprechers aus dem alten Kofferradio, welches Ruth für die Teeküche gespendet hatte und das von ihr bei jeder sich bietenden Gelegenheit in einen munteren Plappermodus versetzt wurde. Er verkündete gerade den Wetterbericht. Hoch „Bernd" bescherte der Stadt anhaltend heiße Sommertage und die sengende Sonne trieb die Einheimischen und Touristen in die Freibäder und Eisdielen, deren Betreiber das Geschäft ihres Lebens machten.

      Ella starrte sehnsüchtig aus dem Fenster ihres Büros auf die Chausseestraße und sah dem geschäftigen Verkehr zu. Der Verkehrslärm drang nur noch leise durch die geschlossenen Doppelkastenfenster. Bei geöffneten Fenstern war es allerdings oft so laut, dass sie sich nicht mehr konzentrieren konnte. Immerhin blieb der Altbau kühl. Sie hatte viel zu tun und konnte sich mittags im Büro nur mit der Tageszeitung entspannen.

      Das politische Sommerloch, schließlich weilte die Bundeskanzlerin an der Ostsee und erholte sich vom stressigen Regierungsamt mit Ehemann Joachim, mussten die Zeitungen anderweitig füllen.

      Ella studierte die neusten Schlagzeilen, ´Weiterer bestialischer Mord an Obdachlosem. Handelt es sich um einen Serienmörder? ` Neugierig geworden, las sie den Artikel, der davon handelte, dass man ein weiteres Opfer gefunden hatte. Der Körper des Ermordeten war von Säure zerfressen. Das erste Opfer war teilweise verbrannt worden.

      Eilig verstaute Ella die zerknitterte Zeitung in der Schreibtischschublade, als Ruth nach der Mittagspause einen neuen Mandanten ankündigte. Wie immer war Ella gespannt, mit welchem Problem dieser Klient zu ihr kam. Gewisse Schwerpunkte ihrer Arbeit hatten sich im Laufe der Zeit heraus kristallisiert. Sie befasste sich vorwiegend mit den Alltagsproblemen ihrer Mandanten, wie z.B. Mietrechtsproblemen, Streitigkeiten die den Arbeitsplatz betrafen, Ehescheidungen, Unterhalts- und Erbschafts- Angelegenheiten. Manchmal ging es auch um Schadensersatz- und Schmerzensgeldforderungen.

      Der Mann, der kurz darauf ihr Büro berat, sah überaus gepflegt und sehr teuer aus. Ella jubelte innerlich, das war viel versprechend! Betuchte Klienten spülten immer gutes Geld in ihre Kasse.

      Äußerlich versuchte sie sich den Anschein ernsthafter Seriosität zu geben. Sie hatte die für diese Zwecke geeignete minimalistische Mimik ausführlich vor dem Badezimmerspiegel geprobt.

      Der Mann war circa 55 bis 60 Jahre alt und von schlanker, durchtrainierter Statur. Er hatte graumeliertes Haar und ein zu glattes Gesicht. Aber etwas stimmte ganz und gar nicht mit ihm, auf den zweiten Blick wirkte er todunglücklich. Er begrüßte Ella mit festem Händedruck und ließ sich in den Besuchersessel sinken. Obwohl er befehlsgewohnt und dominant wirkte, schien er nicht recht zu wissen, wie er sein Anliegen vorbringen sollte. Er wirkte fürchterlich nervös, räusperte sich, rutschte unruhig im Sessel umher.

      Ella beschloss, den Anfang zu machen.

      „Nun, was kann ich für sie tun, Herr Hammarström?”

      Der Mann starrte sie an, zum x-ten Mal räusperte er sich und nahm Anlauf.

      „Frau Lauenstein, sie sind mir empfohlen worden. Eine sehr gute Bekannte meiner Mutter, die auch in der Seniorenresidenz „Athene" lebt, hat mir geraten, mich an sie zu wenden. Sie hat mir gesagt, dass sie nicht nur Rechtsfälle bearbeiten, sondern auch”, - er stockte und schnäuzte sich umständlich in ein Taschentuch - die Sekunden zogen sich in die Länge. Ella musste ihre aufkeimende Ungeduld zügeln. „Sondern auch, tja, wie soll ich sagen, private Ermittlungen durchführen." Abwartend blickte er sie an.

      Aha, jetzt ahnte Ella, woher der Wind wehte. Neugierig geworden fragte sie:

      „Heißt die Freundin ihrer Mutter zufällig Augusta Crohn?“

      Er bejahte ihre Frage nickend. Ella war verblüfft, sie geriet nun ihrerseits ins Stocken.

      „Ähm, ja", presste sie hervor, ”das ist in der Tat vorgekommen. Dies waren in der Vergangenheit jedoch meistens Scheidungsfälle, in denen ein Ehepartner beschattet werden sollte, bzw. dessen finanzielle Verhältnisse durchleuchtet werden mussten. Einmal haben wir auch verloren gegangenen Schmuck aufgespürt. So etwas machen wir gelegentlich. Die Detekteien haben sich als so Kostspielig erwiesen, dass wir Fälle selbst übernommen haben. Wenn sie mir genauer sagen könnten, worum es eigentlich geht, kann ich einschätzen, ob wir die richtige Adresse für sie sind.”

      Erneutes Herumrutschen auf dem Sessel. Er wirkte noch unglücklicher als zuvor.

      „Es geht um meine Frau", setzte er endlich stockend ein, zog ein Foto aus der Gesäßtasche seiner Chinos und legte es auf den Schreibtisch. Neugierig blickte Ella auf das Bild. Es zeigte eine junge, ausnehmend schöne, geradezu perfekt aussehende Frau. Sie hätte vom Alter her glatt die Tochter des Mannes sein können, der hier vor ihr saß.

      „Sie ist tot”.

      Erschrocken hob Ella den Blick. „Tot?", echote sie. „Wie ist das denn passiert?"

      „Sie ist bei einer Schönheitsoperation gestorben. Ich habe ihr immer gesagt: du brauchst das nicht Lilly, du bist doch von Natur aus wunderschön. Ich liebe dich so wie du bist, aber sie hat mich nur ausgelacht und ist wieder zu diesem Dr. Christoupoulos gerannt. Süchtig war sie, einfach nur süchtig. Sie hatte das gar nicht nötig.”

      „Was ist denn genau passiert?", fragte Ella teilnahmsvoll.

      „Vor einigen Wochen ist sie wieder in diese private Schönheitsklinik


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