Plötzlich ist alles anders - 25 Traueransprachen. Hilmar Dutine

Plötzlich ist alles anders - 25 Traueransprachen - Hilmar Dutine


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Glauben. Jesus Christus ist für uns alle ans Kreuz gegangen. Er hat unsere Sünden und unsere Schuld auf sich genommen. Er ist für uns gestorben und auferstanden. Wäre er im Tode geblieben, dann würde sich heute niemand mehr an ihn erinnern. Erst durch die Auferstehung, durch die Überwindung des Todes, bekommt sein Leben und Wirken eine besondere Bedeutung, die auch 2000 Jahre danach noch erzählt wird und nach der sich viele Menschen ihr Leben ausrichten.

      Im Vater Unser beten wir: „erlöse uns von den Bösen“. Und, ja, Gott erlöst uns. Er hat den Verstorbenen von seinem Leiden und seinen Gebrechen erlöst und er hat ihm Leben in Fülle, Leben in seinem Reich geschenkt.

      Und da sind wir auch schon bei dem dritten Wort angekommen:

      Gnade

      In Psalm 103 beten wir:

      Vortragen der Bibelstelle Psalm 103, 8 . 13. 17

      Liebe Angehörige,

      der Tod hat Ihnen den Mann, den Vater, den Großvater, Freund und Nachbarn genommen.

      Doch etwas konnte der Tod nicht nehmen. Die Dankbarkeit, den Verstorbenen gekannt zu haben. Sie können froh und dankbar sein von ihm ein großes Stück Ihres Lebensweges begleitet worden zu sein. Und ebenso dankbar dürfen sie auf die Zeit schauen, in der sie ihn begleiten durften.

      Amen

      Ansprache 2

      Thema:

      Demenz

      Joh 10, 7 - 9

      Ich bin die Tür zu den Schafen

      Liebe Trauergemeinde!

      Wenn eine Krankheit das Wesen eines Menschen verändert, dann ist nichts mehr so, wie es mal war. Wenn der Geist des Menschen nach lässt, dann wird er wieder wie ein Kind, das Schutz und Hilfe benötigt.

      Wenn der Mensch in seiner eigenen kleinen Demenzwelt lebt, dann bekommen andere Dinge eine Bedeutung. Das große Weltgeschehen oder auch das Leben im Dorf oder im Seniorenheim spielt dann keine Rolle mehr. Vieles von dem, womit wir uns tagtäglich beschäftigen und auseinander setzen, wird vergessen und gar nicht mehr wahrgenommen.

      Die Demenz, sie macht aus einer Ehefrau und Mutter wieder einen schutzbedürftigen Menschen. Wir können ihr helfen, sich in seiner Welt zurecht zu finden. Wir können die Türen verschieden farbig gestalten und wir können einen regelmäßigen Tagesablauf ohne größere Veränderungen anbieten.

      Die grüne Gruppe im Seniorenheim war für die letzten Jahre das Zuhause von der Verstorbenen. Hier hatte sie ihren Platz in der Gemeinschaft der anderen Bewohner. Behütet und umsorgt vom Pflegepersonal und von Ihnen, der Familie.

      Gerne hätte sie bestimmt auch ihr weiterer Sohn sie besucht. Dieser verstarb jedoch 2011.

      Wie Sie mir erzählten, hat Ihre Mutter diesen Tod nie verwunden. Es konnte doch nicht sein, dass der Sohn vor der Mutter geht. Der „normale“ Lauf der Welt ist doch, dass erst die Großeltern, dann die Eltern und dann die Kinder sterben. Der Tod des Sohnes ist für eine Mutter die schlimmste Erfahrung, die sie im Leben machen kann.

      Und hier wird sich gleich der Kreis schließen.

      Vereint im Leben, werden nun auch im Tode Vater, Mutter und Sohn einen gemeinsamen Ruheplatz finden. Die Verstorbene wird in der Familiengrabkammer beigesetzt. Ganz dicht bei ihrem Sohn, ganz dicht bei ihrem Mann. So, wie sie es sich gewünscht haben.

      Die Demenz, sie verändert einen Menschen. Sie macht aus einem selbständigen Erwachsenen wieder ein kleines Kind, das auf Schutz und Hilfe angewiesen ist.

      Doch braucht nur ein alter, gebrechlicher Mensch Schutz und Geborgenheit? Ist dies nicht auch ein Grundbedürfnis, welches jeder von uns hat. Das Gefühl, sicher und behütet leben zu können?

      Doch wenn ich in die Welt schaue, dann sehe ich oft nur Hass, Terror und Kriege. Menschen auf der Flucht. Und auch in meinem Alltag gibt es immer wieder Anfeindungen.

      Da hilft mir mein christlicher Glaube. Ich spüre, dass ich als Gottes geliebtes Kind nie wirklich alleine und verlassen bin. Er bietet mir an, dass ich mich in seine Hand fallen lassen kann. Er ist immer für mich da. Er kennt mich bereits vor meiner Geburt, er begleitet mich mein Leben lang hier auf Erden und er ist auch über die Grenze des Todes hinaus für mich da. Ich weiß mich geborgen in der Liebe Gottes.

      Und so kann ich gut meinen Weg hier auf Erden gehen. Mein Glaube gibt mir Richtung und Halt. So, wie es die grüne Farbe an den Wänden des Seniorenheimes tut. Sie zeigt den dementen Menschen den rechten Weg.

      Der Glaube an den Auferstandenen, er hilft, mit der Mühsal des Lebens umzugehen.

      Vortragen des Kehrverses des Liedes „Sei behütet“ von Clemens Bittlinger.

      Lebe wohl im Reiche deines und unseres Schöpfers!.

      Amen

      Ansprache 3

      Thema:

      Schlaganfall

      Lk 24, 1 - 12

      Botschaft der Engel am leeren Grab

      Liebe Trauergemeinde!

      „Wie ein Schlag aus heiterem Himmel“

       traf es ihn

       mitten in der Nacht

       der schwere Schlaganfall, der alles änderte.

      „Wie ein Schlag aus heiterem Himmel“

      von nun an war alles anders. Er konnte nicht mehr sprechen, er konnte sich nicht mehr bewegen, er konnte nicht mehr schlucken.

      Ganz auf die Hilfe anderer Menschen angewiesen – nach zuvor 80 Jahren selbstbestimmten Leben. Ein schwerer Schlag für ihn, ein schwerer Schlag für seine Freunde und Nachbarn, ein schwerer Schlag für seine Familie.

      Wir erinnern uns, wie er bis zu seinem Schlaganfall sein Leben selbstbestimmt lebte: Er hatte eine schöne Wohnung, in der er sich selbst kochte und die er immer in Ordnung hielt. Er ging gerne zu den Treffen seines Vereins und liebte das Sonntagsmenü in seinem Stammlokal. Gerne unternahm er Ausflüge mit seinem alten Opel. In einem bekannten Lied von Peter Maffay besingt der Künstler über die Freude am Leben

      („Leben, so wie ich es mag) – ja, das konnte er und das genoss er in vollen Zügen.

      Nichts deutete darauf hin, dass sich dies von der einen auf die andere Sekunde verändern würde.

      „Wie ein Schlag aus heiterem Himmel“

      Doch selbst nach dem Schlaganfall und den vielen neurologischen Ausfällen gab er nicht auf. Er versuchte, sich ins Leben zurück zu kämpfen. Es war faszinierend und beklemmend zugleich, ihn dabei zu sehen, wie er sich wie ein Kind über jeden neuen Schritt freuen konnte.

      Am letzten Sonntag jedoch war die Kraft zu Ende. Er hörte den Ruf des Schöpfers: „Geliebtes Kind, Dein Werk hier auf Erden ist vollbracht. Komm heim ins Paradies.“ Er vollendete seinen Pilgerweg hier auf Erden.

      Der schwache und von Krankheit gezeichnete Körper hauchte den Lebensgeist aus. Die Seele, sie ging ein ins Reiche Gottes. Die von den Engeln im Grab gesprochene Zusage, sie gilt auch uns heute. Wir dürfen nach unserer Zeit hier auf Erden in Gottes Paradies leben. Die Seele ist unsterblich.

      An Ostern wird auch unser christlicher Glaube auf die Probe gestellt. Erst das qualvolle Sterben am Kreuz, dann die glorreiche Auferstehung von den Toten.

      Wäre das Evangelium mit dem Karfreitag zu Ende, dann würde uns der Glaube keine Hoffnung geben. Dann wäre mit dem Tode wirklich alles vorbei. Dann wäre es der „Schlag aus heiterem Himmel“.

      Doch im Evangelium ist der Glaube an die Auferstehung die Kernbotschaft.

      Nicht der Tod und die Vergänglichkeit haben das letzte Wort – sondern die Auferstehung und das ewige Leben im Reiche Gottes. Nicht der „Schlag aus heiterem Himmel“


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