Der Fluch der Steine. Alfred Bekker

Der Fluch der Steine - Alfred Bekker


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habe nichts gegen Sie, Sir. Aber dies ist ein erstes Treffen und es war Johns ausdrücklicher Wunsch, daß dabei keine Fotos gemacht werden. Er will nur Miss McGraw treffen, sonst niemanden."

      "Verstehe!" knurrte Jim. Er wandte sich an mich. "Ich werde mir dann wohl ein Taxi rufen... Bis dann, Dana!"

      "Kommen Sie, Miss McGraw!" sagte Erikson indessen. Ich hatte genau in diesem Moment plötzlich ein sehr intensives Bild vor meinem inneren Auge.

      Ketten, die sich um meinen Hals schlangen.

      Ich rang unwillkürlich nach Luft. Einen Sekunde später war es vorbei.

      "Ist irgend etwas, Dana?" hörte ich Jims Stimme wie durch Watte.

      Ich schüttelte den Kopf.

      "Nein, nichts", flüsterte ich.

      *

      John Jennings erwartete mich in einem Raum mit hohen Fenstern. Er hatte dunkles Haar und sehr aufmerksame, intelligente Augen, deren Blick mich einer eingehenden Musterung unterzog. Sein Gesicht wies einen melancholischen Zug auf. Er hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit dem jungen Alain Delon. Der schmallippige Mund bildete einen dünnen, gerade Strich.

      "Nehmen Sie Platz, Miss McGraw!" sagte er mit leiser, dunkel klingender Stimme und deutete auf eine Gruppe von Ledersesseln. "Möchten Sie etwas trinken?"

      "Nein danke", erwiderte ich, während ich mich in einem der Sessel niederließ.

      Jennings rollte auf mich zu und stoppte dann etwa zwei Meter von mir entfernt.

      "Ich hoffe, Sie nehmen es mir nicht übel, daß unsere letzten Termine geplatzt sind. Aber ich arbeite sehr hart."

      "Ihr Manager sagte mir bereits etwas ähnliches!" erwiderte ich. "Woran arbeiten Sie im Moment?"

      Jennings hob die Hand und schüttelte den Kopf. Ich begriff. Er wollte nicht darüber reden und ich hätte mich in diesem Moment dafür ohrfeigen können, so ungestüm vorgeprescht zu sein. John Jennings war ein scheuer Mann, der sich nicht gleich jedem offenbarte. Wenn er es überhaupt tat, dann nur nach einer eingehenden Prüfung. Und dieser wurde ich offenbar gerade unterzogen.

      "Sie sind noch recht jung für Ihren Job, Miss McGraw", sagte er. "Ich hatte Sie mir älter vorgestellt."

      "Enttäuscht?"

      "Nein. Vielleicht haben Sie dadurch weniger Vorurteile."

      "Vorurteile? Wogegen? Gegen schwarze Magie und Okkultismus?"

      Zum ersten Mal sah ich in diesem Moment, das sich sein Gesichtsausdruck veränderte. Die Ahnung eines Lächelns huschte über seine Lippen und in den dunklen Augen blitzte es kurz auf.

      Vielleicht würde es mir ja doch gelingen, mit ihm eine gemeinsame Wellenlänge zu finden.

      Ich hoffte es jedenfalls.

      "Sie glauben an die Macht der Magie, nicht wahr?" sagte ich. "Jedenfalls konnte man das überall lesen." Jennings nickte.

      "Es ist für mich keine Frage des Glaubens, Miss McGraw, auch wenn Sie das vielleicht überraschen mag. Ich weiß, welche Kräfte durch Magie kontrolliert werden können!" Er ballte die rechte Hand zu einer Faust, so als würde er etwas darin zerquetschen. Sein Tonfall wurde klirrend.

      "Was meinen Sie genau damit, Mr. Jennings?" hakte ich nach. Und wieder hatte ich kurz das Bild einer Kette vor Augen, die wie eine Schlinge um den Hals eines Menschen gelegt worden war.

      "Schwarze Magie kann beispielsweise auf große Entfernung töten, Miss McGraw! Wußten Sie das?"

      Die Art und Weise, in der er das sagte, trieb mir einen Schauder über den Rücken.

      "Wie kommen Sie gerade darauf?" fragte ich.

      "Es ist ein Beispiel, weiter nichts. Es gibt Mächte, von deren Existenz die meisten Menschen nichts wissen wollen. Aber sie sind wirksam... Nennen Sie es Okkultismus oder Magie oder übersinnliche Beeinflussung... Zu verschiedenen Zeiten haben die Menschen diesen Phänomenen unterschiedliche Namen gegeben. Aber im Kern läuft es immer auf dasselbe hinaus: Auf die Macht des menschlichen Geistes, die bis jetzt kaum ausgeschöpft wurde! Diese Macht freizusetzen - das ist Magie, Miss McGraw!"

      "Ein interessanter Gedanke!"

      Jennings' Gesichtsausdruck wurde etwas weicher. "Ich weiß

      nicht, ob Sie wirklich verstehen, was ich Ihnen gesagt habe. Wahrscheinlich rede ich in Ihren Augen nur Unsinn..."

      "Habe ich das gesagt?" wich ich aus.

      Er zuckte die Achseln. "Die meisten denken das. Und tatsächlich tummeln sich auf dem Gebiet ja auch eine Menge Scharlatane und Verrückte, die versuchen, unerklärliche Dinge für ihre eigenen Zwecke auszunutzen. Aber der Kern ist ein sehr altes Wissen, das bereits Jahrtausende im Besitz des Menschen ist..."

      "Ich weiß, wovon Sie reden", behauptete ich. Jennings hob die Augenbrauen.

      "Wirklich?"

      "Meine Eltern verstarben früh und so wurde ich von meiner Großtante Margaret aufgezogen. Sie hat sich immer sehr stark mit diesem Gebiet beschäftigt und eine Art Privatarchiv dafür angelegt."

      "Interessant", murmelte Jennings. Seine Züge wurden etwas weicher und weniger melancholisch. Eigentlich war ich hier, um etwas über ihn zu erfahren und nicht umgekehrt. Aber es schien, als müßte ich erst etwas von mir preisgeben, bevor er ebenfalls dazu bereit war, sich etwas mehr zu öffnen. John Jennings rollte zu einem Schrank hinüber, zog eine der Schubladen heraus und kam einen Moment später mit etwa einem Dutzend Zeitungsausschnitten zurück. Er legte sie vor mir auf ein niedriges Glastischchen. Ich erkannte die Ausschnitte sofort wieder und mußte unwillkürlich lächeln.

      "Sie haben meine Reportagen gesammelt?" stellte ich etwas überrascht fest.

      "Nur die der letzten Zeit. Schließlich wollte ich wissen, mit wem ich es zu tun habe! Ihren Artikeln nach scheinen Sie das Interesse Ihrer Großtante für das Übernatürliche zu teilen. Sie beschäftigen sich oft damit."

      "Ja, das interessiert mich sehr, Mr. Jennings." Er kam etwas näher. "Nennen Sie mich John." Ich zuckte die Schultern.

      "Meinetwegen, John."

      "Ich gebe morgen ein Fest. Nur für ein paar Freunde und Bekannte. Einige Leute vom Kunstmarkt sind auch dabei. Aber es bleibt eine geschlossene Gesellschaft. Haben Sie Interesse?"

      "Ich werde kommen", kündigte ich an.

      "Gut. Um 20.00 Uhr. Aber lassen Sie Ihren windigen Fotografen in der Redaktion. Ich möchte nicht, daß Bilder gemacht werden und auch einigen meiner anderen Gäste wäre das vielleicht unangenehm. Schließlich findet das ganze in einem fast privaten Rahmen statt."

      Es blieb mir nichts anderes übrig, als diese Bedingung zu akzeptieren.

      Jennings reichte mir die Hand. "Es hat mich sehr gefreut Sie kennenzulernen, Dana!"

      *

      Die Villa meiner Großtante Margaret Sandford ist eine Mischung aus archäologischem Museum und einer

      Kuriositätensammlung. Dazu kommt dann noch ihr Privatarchiv über den Bereich Okkultismus und Übersinnliches. Margarets Mann Frank war Archäologe gewesen und galt als

      verschollen, seit er von einer Forschungsreise nicht zurückgekehrt war. Von ihm stammte die Mehrzahl der archäologischen Fundstücke und fremdartigen Artefakte aus aller Welt, die hier zusammengetragen waren.

      Seit dem Tod meiner Eltern wohnte ich hier und daher war diese für manche Betrachter sicher etwas eigenartige Umgebung nichts Ungewöhnliches für mich.

      Als ich nach Hause kam, setzte Margaret mir eine Tasse Tee vor.

      "Danke sehr", murmelte ich, während ich mich in einen der altmodischen Sessel fallenließ. Margaret setzte sich zu mir, ebenfalls mit einer Tasse Tee.

      Sie erzählte mir von einem Buch in dem sie gerade las. Es handelte sich um eine alte Schrift über einen recht


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