140 Tage — Balkan-Tiger & Brusketa. Aleksandra Valeria

140 Tage — Balkan-Tiger & Brusketa - Aleksandra Valeria


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Aber bis jetzt ist alles super gelaufen. Morgen ist der letzte Tag, dann habe ich es erstmal geschafft.

      Mach dir mal keine Sorgen; trotz des Wahnsinns, der hier herrscht, denke ich oft an Dubrovnik. Und wenn du mir noch schreibst, wie fantastisch das Wetter ist, würde ich mich am liebsten sofort auf den Weg machen.

      Ich gehe jetzt schlafen, denn um 7:00 Uhr muss ich schon wieder aufstehen.

      Gute Nacht, Darko

       Obwohl ich todmüde bin, gehe ich aufgewühlt ins Bett. Ich kämpfe gegen die Gedanken an Darko an ... Darko gewinnt!

       Samstag, 02. Juni

      

       Ich ertappe mich dabei, wie ich in jeder freien Minute meine Email-Eingänge checke. Insgeheim hoffe ich, dass er mir schreibt. Aber er kann mir doch nicht jeden Tag schreiben ...

      

       Sonntag, 03. Juni

      

       Die Veranstaltung ist super gelaufen, ich bin zufrieden. Mein Mann spielt heute Golf und ich hänge einfach mal im Garten ab und ruhe mich aus. Ob ich Darko eine kleine SMS schicken soll? Nein, ich habe als Letzte geschrieben ... jetzt ist er dran. Vielleicht nur so eine kurze SMS? So ein kleiner Anstupser, damit er mir wieder schreibt ... ?

      

       SMS 16:24, Ana schreibt

      Darko,

      ich befolge deinen Rat! Heute ist Relaxen angesagt — Laptop bleibt aus. Ich wünsch dir einen sonnigen Sonntag.

      Liebe Grüße, Ana

       Das war doch jetzt ganz unverfänglich ... 22:30 Uhr: keine Antwort. Hätte ich ihm doch bloß nicht geschrieben. Wie peinlich!

       Montag, 04. Juni

       Mail 10:41, Darko schreibt

      Liebe Ana,

      danke für deine SMS. Ich habe gestern den ganzen Tag gearbeitet und sie erst abends entdeckt. Hat mir richtig gut getan, von dir zu hören. Vor allem freue ich mich, dass ich scheinbar einen guten Einfluss auf dich habe :-) Schön, dass du dich ausgeruht hast. Das Wetter war die letzten Tage sehr gut und sonnig, aber heute regnet es den ganzen Tag. Ich gehe jetzt arbeiten und melde mich später.

      Ciao, Darko

       Oh, wie süß! Da ist er ja! Wie kann man denn den ganzen Tag nicht auf sein Handy schauen? Schreibt ihm denn niemand außer mir? Ruft ihn niemand an? Was meint er mit 'er meldet sich später'? Wie? Zweimal am Tag? Vielleicht hat er sich geirrt ...

       SMS 00:05, Darko schreibt

      Wie hab ich denn geschaut, dass du so erschrocken bist? Das geht mir nicht mehr aus dem Kopf.

       Also doch zwei Mal am Tag — hurra! Soll ich es ihm schreiben?

      

       SMS 00:11, Ana schreibt

      Du hast auf mein Dekolleté geschaut.

       Keine Antwort. Ich hätte es wohl doch lieber bleiben lassen sollen. Warum bin ich nur so naiv und schreibe so ehrlich? Das ist ihm jetzt bestimmt unangenehm. Ich bin einfach aus der Übung ... Ana — was meinst du mit 'aus der Übung'? Was hast du denn vor? Halt die Klappe, du dämliche innere Stimme! Das geht dich gar nichts an!

       Dienstag, 05. Juni

       SMS 15:43, Darko schreibt

      Was ist daran erschreckend, wenn ein Mann einer schönen Frau aufs Dekolleté schaut?

      

       SMS 16:56, Ana schreibt

      Das Gefühl, dass er sich nicht für sie interessiert, sondern nur für ihr Dekolleté.

      

       War das jetzt gut? Klingt doch irgendwie schlagfertig, oder nicht? Aber er antwortet nicht ... Muss er immer so lange nachdenken, bevor ihm etwas dazu einfällt? Und wenn er sich doch nur für mein Dekolleté interessiert?

       Mittwoch, 06. Juni

       SMS 22:06, Darko schreibt

      Hätte wirklich nicht gedacht, dass mein Blick auf deine Brüste dich so irritiert :-)

       Kann er nicht von etwas anderem schreiben? Das ist soooo peinlich! ICH bin so peinlich! Hab ja schließlich damit angefangen.

       SMS 23.:46, Ana schreibt

      Ein unauffälliger Blick hätte gereicht. Bin noch auf einem Event, schreibe dir später.

       So es reicht für heute, endlich Feierabend. Zu Hause schenke ich mir ein Glas Rotwein ein und schreibe Darko eine schöne Mail.

       Mail 01:25, Ana schreibt

      Hallo lieber Darko,

      ich bin eben erst nach Hause gekommen. Heute Abend habe ich einen Vortrag über internationales Event-Management in einem Frauen-Business-Club gehalten. Irgendwann wurde ich mal dazu eingeladen und wie fast immer habe ich begeistert zugesagt, musste mich aber heute noch auf den letzten Drücker vorbereiten. Hab's geschafft, war ganz gut, und eine gute Werbung für meine Agentur ist es letztendlich auch.

      Morgen habe ich einen wichtigen Präsentationstermin und bin schrecklich nervös. Vielleicht hätte ich den heutigen Vortrag absagen sollen, aber vielleicht war es auch besser, mich etwas abzulenken. Zu Hause hätte ich nur gegrübelt.

      Jetzt widme ich mich mal den angenehmen Seiten des Lebens, zu denen du gehörst. Es gefällt mir, dass wir trotz 1.000 Kilometer Entfernung aneinander denken, obwohl wir doch nur wenige Stunden miteinander verbracht haben. Was das Dekolleté angeht, hast du nicht nur geschaut, sondern förmlich auf meine Brüste gestarrt. Aber hier bin ich ja in Sicherheit vor deinen Blicken und gestehe, dass du mir mit deinen SMS und Mails ein Lächeln ins Gesicht zauberst und mir ein gutes Gefühl schenkst.

      Gute Nacht, Darko

       Hoppla, der Wein hat scheinbar Wirkung gezeigt. Ganz schön mutig meine Mail ... zu spät, hab schon auf Senden gedrückt. Oh je, mal schauen, was er darauf antwortet ... Ich muss ins Bett, es ist schon sehr spät. Hoffentlich kann ich einschlafen. Die morgige Präsentation, bei der es um alles geht ... Darko ... Mein Leben steht irgendwie Kopf, ich muss schlafen. Morgen ist ein neuer Tag, alles wird gut.

      

       Donnerstag, 07. Juni

      

       Die Präsentation ist zumindest aus meiner Sicht super gelaufen, aber über die Einschätzung der Kunden kann ich natürlich nichts sagen. Es waren drei Männer und eine Frau — alle vier haben ein Pokerface aufgesetzt. Wie ich das hasse! Sie haben mir viele Fragen gestellt, die ich aus dem Stegreif beantworten konnte. Innerhalb von zehn Tagen werden sie eine Entscheidung treffen. Zehn lange Tage der Ungewissheit habe ich vor mir, aber Darko wird mich bestimmt gut ablenken. Heute gönne ich mir endlich mal einen freien Abend. Ich habe keine Lust, nach diesem aufregenden Tag alleine zu Hause zu sitzen und verabrede mich spontan mit meiner besten Freundin Klara. Wir treffen uns in einer Bar, bestellen uns ein Glas Champagner und ich erzähle ihr von meiner Präsentation, von meinem Wochenende in Dubrovnik


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