Restart. Valuta Tomas

Restart - Valuta Tomas


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ins Schloss fällt. Sie spürt, wie sich ihr angespanntes Gesicht lockert und ein stolzes Lächeln über ihre Wangen wandert. Dann fällt ihre Aufmerksamkeit auf diesen Trevor, der sich von einem Schreibtisch erhebt und sie zu sich winkt.

      Mit sicheren Schritten wandert sie durch die Reihen. Währenddessen wird sie von einigen Kollegen mit einem stolzen Blick begleitet. Als sie bei Trevor ankommt, reicht er ihr gleich eine Tasse.

      »Willkommen zurück!«, grinst er bis zu den Ohren und setzt sich auf seine Seite des Schreibtisches. Eden trinkt einen Schluck Kaffee, setzt sich an die andere und spuckt das Getränk hustend in den Becher zurück.

      »Wahnsinn, was zur Hölle ist das??«, schluckt sie angewidert. Skeptisch blickt sie zu dem dunklen Getränk herunter.

      »Verdammt, wie alt ist das Zeug? Von vorgestern oder was?«, flucht sie. Trevor schaut sie etwas überfordert und zugleich fragend an.

      »So trinkst du deinen Kaffee aber am liebsten. Er schmeckt dir am besten, wenn er vom Vortag ist«, berichtigt er ihre Aussage und sieht dabei zu, wie sie große Augen bekommt. Mit diesen, schaut sie in den Becher zurück.

      »Memo an uns beide. Ich trinke nur noch frischen Kaffee!«, murmelt sie, steht vom Tisch auf, blickt sich suchend um und wandert direkt auf die Kaffeemaschine zu, die im hinteren Teil des Büros einen vierundzwanzig Stunden Job verrichtet.

      Tage um Tage sichtet Eden alte und teilweise auch geschlossene Akten. Sie wollte bewusst nicht sofort mit den beiden Frauen anfangen. Sie will keinen Verdacht schöpfen. Sie will nicht wirken, als wenn sie irgendetwas wüsste. Langsam an die Arbeit herantasten und dann auf ihren persönlichen Schwerpunkt konzentrieren. Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen, oder wie geht dieser Spruch nochmal? Auch wenn es ihr ungemein unter den Fingernägeln brennt, ruft sie sich selbst zur Vernunft und trainiert ihren Kopf vorerst auf alte Fälle. Häppchen für Häppchen füttert sie ihre Gehirnwindungen und stellt nach über einer Woche fest, dass ihr Kopf auf Hochtouren arbeitet. Schlagartig kann sie sich an jeden einzelnen Fall erinnern. Sie weiß dahingehend wieder alles und hat teilweise auch wieder Bilder vor Augen. Wie wundervoll es sich anfühlt, diesen Teil ihres Lebens zurückerhalten zu haben. Es geht kaum noch besser.

      Nach fast zwei Wochen hat sie dreiviertel ihrer alten Fälle gesichtet. Aufgeregt und mit rasendem Puls, schreitet sie mit schweren Schritten in das Archiv des FBIs und steht gleich einem Herren gegenüber, der das Rentenalter sichtlich schon lange überschritten hat. Er sitzt an einem alten Holzschreibtisch mit einer kleinen Tischlampe als Beleuchtung. Gesellschaft leisten ihm ein paar private Fotos auf dem Tisch, die kleine Kinder zeigen. Offensichtlich seine Enkel. Ansonsten ist dieser Teil des Gebäudes recht nüchtern. Ein Geruch von altem Gemäuer umschleicht Edens Nase und das, obwohl die Mauern mit Sicherheit nicht älter als sie selbst sein können. Trotzdem spürt sie ein beklemmendes Gefühl in sich aufsteigen.

      Mit einem lauten Schluckreflex tritt sie im recht dunklen Lichtschein an den Schreibtisch und zieht somit die Aufmerksamkeit des Mannes auf sich. Er blickt hoch. Seine grauen Augen blinzeln prüfend über den Rand der Lesebrille, dann huscht ein flüchtiges Lächeln über sein Gesicht.

      »Hallo Eden. Schön dich endlich wieder hier zu sehen«, begrüßt er sie freundlich. Er reicht ihr die Hand. Eden nimmt diese und überkommt eine Gänsehaut, als sie die ledrige und recht kalte Haut spürt. Ist der gute Mann ein Vampir, oder was? Seine Körpertemperatur ist alles andere als gesund. Oder ist er eventuell schon tot und hat es selber noch nicht mitbekommen?

      »Hallo«, begrüßt sie ihn ebenso freundlich und lässt den Eisklotz von Hand los.

      »Welche Akte möchtest du haben?«, fragt der gute Mann. Vollkommen ruhig wartet er auf eine Antwort von der Frau sich gegenüber. Sie überlegt allerdings noch ein paar Sekunden, ob das wirklich eine so gute Idee ist. Warum zieht sie sich Akten heran, die schon geschlossen sind? Wird es vielleicht doch auffallen? Wird der gute Mann ihr gegenüber eventuell skeptisch? Wird er sie wie einen Schweizer Käse mit Fragen durchlöchern, was sie damit will? Es gibt nur eine Möglichkeit dies herauszufinden.

      Somit haucht sie leise »Neve Preston und Samantha Rodriguez!«. Der ältere Herr nickt flüchtig, erhebt sich vom Stuhl und steuert in den hinteren Teil dieser Räumlichkeit.

      »Das war damals echt ein heißer Fall von dir. Du hast die beiden Monatelang observiert. Als du allerdings zu den Kaninchen musstest, wurde dein Weg echt gefährlich. Die beiden Banden sind ja seit Jahren absolut verfeindet. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich es nicht so toll fand, dass Norton dich da eingeschleust hat. Aber dir kann man jeden Fall vor die Nase setzen und du löst ihn, als wenn es ein Kreuzworträtsel wäre«, hört Eden den Mann tief im Raum murmeln. Gleich darauf kommt er zwischen den unzähligen Regalen wieder hervor. In den Händen trägt er zwei große weiße Kartons.

      Als er näher kommt, kann Eden beide Namen der Frauen auf der Pappe lesen. Er stellt die Kartons auf dem Schreibtisch ab und reicht ihr zwei Akten.

      »Warum interessiert dich der Fall noch? Der ist doch schon lange abgeschlossen. Du hast dazu beigetragen, dass die beiden ihrer kriminellen Aktivität nicht mehr nachgehen können. Nicht sehr schön, aber wenigstens erfolgreich. Zwei Kriminelle weniger auf der Straße«, lobt er Edens damalige Arbeit, was in ihr Panik und Entsetzen aufsteigen lässt. Was?? Was hat der Mann gesagt?? Sie hat die beiden zur Strecke gebracht? Sie ist für den Tod der beiden verantwortlich?? Das kann nicht sein! Das kann absolut nicht sein‼ In ihrem Computer zuhause, steht nichts davon drin, dass sie auch nur annähernd etwas damit zu tun hatte. Was faselt der Mann da also?

      Eden spürt wie die Muskeln ihres Kiefers den Dienst verweigern und hört im Kopf ihre Zähne aufeinander klappern. Innerlich zitternd, greift sie nach den Kartons. Sie hat das Gefühl, als wenn Backsteine dort drinnen wären, als sie beide leicht anhebt. Was hat er da nur gesagt? Wieso soll sie für den Tod der beiden verantwortlich sein? Diese Samantha hat sich selbst getötet und Neve wurde mit Kugeln durchsiebt. Hat sie etwa auch nur eine davon auf sie abgefeuert? War sie so tief bei den Dead Rabbits drin, dass sie solche Gangmorde tatsächlich mitmachen musste? Warum? Wofür? Das ist doch alles nur ein schlechter Scherz!

      »Kann ich…?«, stottert sie zitternd und macht eine weisende Kopfbewegung nach hinten. Sie will sich an den leeren Tisch am Anfang des Raumes setzen und die Kartons wälzen. Sie muss gedanklich vorankommen. Vor allem jetzt! Jetzt nachdem der Mann ihr etwas vor die Füße geschmissen hat, was sie nicht glauben kann.

      »Ach Eden«, schmunzelt der Herr vertraut und setzt sich auf den Stuhl zurück, der sich ächzend und knarrend beschwert.

      »Du weißt, dass du mit meinen Akten und Beweisen alles machen kannst. Nimm sie mit nach Hause und mache damit was du willst. Du bist wirklich die einzige Person hier, der ich blind vertraue«, lächelt er und beendet dieses Thema, indem er sich über die Zeitschrift beugt, die aufgeschlagen vor ihm liegt.

      Eden spürt, wie ihr der Schweiß die Achseln herunterläuft, als sie sich mechanisch umdreht und einen Fuß vor den anderen setzt. Die Worte des Mannes können keineswegs der Wahrheit entsprechen. Aber vielleicht doch! Warum sollte sie sonst ständig diese merkwürdigen Träume haben und sich so dermaßen für diesen Fall interessieren? Irgendetwas muss doch dahinter stecken. Aber muss es unbedingt das sein? Muss es wirklich die Tatsache sein, dass sie scheinbar das Leben der beiden Frauen auf dem Gewissen hat?

      Kalter Schweiß steht ihr auf der Stirn, als sie das Archiv verlässt und gleich darauf das Gebäude.

      Zuhause angekommen, nimmt sie die mit Backstein beladenen Kartons und bringt sie ins Haus. Ryan müsste schon lange hier sein, aber im Gegensatz zu sonst, kommt er ihr nicht grinsend und strahlend entgegen. Warum nicht? Sein Auto steht auf der Auffahrt, aber wo ist er?

      »Ryan?«, ruft sie neugierig durch das Haus, erhält aber keine Antwort. Es ist irgendwie zu still im Haus. Das kennt sie nicht.

      Unsicher, aber neugierig schleppt sie die beiden Kartons nach oben in ihr Horrorzimmer. Dann hört sie irgendwelche Laute von nebenan. Sie kann Ryan hören. Sie hört ihn stöhnen. Nur warum? Dieses stöhnen kennt sie von ihm. Leider zur Genüge! Aber warum lässt er diese Laute von sich, wenn sie nicht bei ihm im Bett ist? Was soll


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