Marathon Reloaded. Franz Staab
-58bc-8c41-9409a497c6a9">
Franz Staab
Marathon Reloaded
Sie laufen noch nicht? Dann lesen Sie dieses Buch. Danach werden Sie es tun. 5 Marathon-Reiseberichte zum Infizieren.
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Zehn Gründe, nicht mit dem Laufen zu beginnen
BAUMBLATTMEMORY IM SCHÜTTELGLASSCHÖNEN BASEL
Zehn Gründe, nicht mit dem Laufen zu beginnen
Prolog
1. Es macht Ihnen ungeheuren Spaß dabei zuzusehen, wie ihr Körper jenseits der Dreißig immer schwammiger wird. Außerdem hat es Sie so viel Geld und Zeit gekostet, sich ihre blasse, nach unten hängende Plauze mit Fastfood, Weißmehlware und Nussnougatcreme anzufuttern, dass Sie es einfach nicht über’s Herz bringen, diesen immer größer werdenden Rettungsring zum Teufel zu jagen.
2. Das stimmt gar nicht, dass Frauen Männer mit Waschbrettbauch mögen oder Männer Frauen, die knackig sind. Ihre Frau mag Sie, so wie Sie sind und Sie mögen sie, so wie sie ist. Warum sollten Sie daran etwas ändern? Sie macht ihr Ding und Sie machen ihr Ding und das ist auch gut so. Wenn Sie jetzt (am Ende noch gemeinsam?) Sport machen würden, dann gäbe das nur Ärger.
3. Sie wollen überhaupt nicht fitter und attraktiver werden und Sie wollen erst recht nicht, dass das Ihr Partner wird, mit Sport oder so. Am Ende läuft der/sie Ihnen noch weg und Sie stehen alleine da.
4. Es macht Ihnen Spaß, im Kreise Ihrer Arbeitskollegen IMMER einer von denen zu sein, die wie eine leckgeschlagene Dampfmaschine pfeifen, wenn sie einmal eine Treppe steigen müssen. Und Sie möchten Ihrem Chef auch weiterhin die Gewissheit gönnen, dass er auf jeden Fall fitter ist als Sie.
5. Wenn Sie abends vor dem Fernseher sitzen, wollen Sie nicht auf Ihre drei Stunden Reality-TV, Daily Soap und vor allem nicht auf das sinnlose Herumzappen verzichten. Sie finden es geradezu grotesk, dieses, anstatt drei Stunden, künftig nur noch zwei Stunden oder eine Stunde tun zu können!
6. Angeblich wird man als Ausdauersportler nicht mehr so oft krank, man wird angeblich abgehärtet. Aber was ist schon dabei, regelmäßig erkältet zu sein und damit seinem Chef und dem Staat ständig auf der Tasche zu liegen? Schließlich bezahlen Sie genug Krankenkassenbeiträge, dann werden Sie ja wohl regelmäßig erkältet sein dürfen. Außerdem haben Sie dann ja mehr Freizeit, wenn Sie oft krankgeschrieben sind! Die sind schön blöde, die Sportler. Sportlich sein, heißt viel gesünder, heißt weniger krank sein, heißt mehr arbeiten müssen, voll doof.
7. Diese ganzen Leute, die in so engen - wie nennen die das? – Funktionsklamotten rumlaufen, die haben alle einen Dachschaden. Sie wollen keinen Dachschaden haben. Und was das ein Geld kostet! Wahnsinn! Wie oft Sie sich dafür ein Schnitzel mit Pommes leisten könnten, für das schöne Geld!
8. Sie haben so viele gesundheitliche Probleme, jetzt schon. Sie haben Knieprobleme, Kreislaufprobleme und wenn Sie mal schwitzen, erkälten Sie sich sofort. Das ist bei Ihnen sicher Veranlagung. Sie sind einer von den Menschen, die das nicht können, Sport machen. Ja, stimmt, Sie können da auch nichts dafür, das ist halt so. Sie haben halt Pech gehabt. Und ihr Arzt wäre da auch nicht glücklich drüber, wenn Sie jetzt anfangen würden, sich so zu quälen. Bei Ihnen geht das alles nicht.
9. Sie mögen Chips, Coca Cola, Fast Food, Pizza, Nudeln. Sie trinken gerne mal ein Bierchen oder zwei und Sie sitzen gerne mit Ihren Kumpels in irgendeiner Kneipe. Das mögen Sportler doch alles gar nicht. Sie wollen auf diese Sachen nicht verzichten und auf Ihre Kumpels wollen Sie auch nicht verzichten. Deshalb denken Sie gar nicht daran, mit dem Laufen zu beginnen. Weil, wenn man läuft, dann geht das alles ja NIE MEHR! Basta.
10. Sie haben Ihren Kindern versprochen, dass Sie mit denen heute das neue „Game“ zocken, das Sie ihnen zu Weihnachten geschenkt haben. Das alte kennen Sie alle schon in- und auswendig. Und wenn Ihre Kinder und Sie jetzt Sport machen würden, dann hätten Sie ja gar keine Zeit mehr zum Zocken. Das geht ja gar nicht. Außerdem sind Ihre Kinder und Sie selbst nicht dick, sie sind nur ein bisschen kräftig. Oder halt gut genährt.
Mir ist klar, dass diese zehn Punkte an Zynismus nicht zu überbieten sind und maximal knapp am Quatsch vorbeischrammen. Aber wenn Sie mir auch nur in einem dieser Punkte Recht geben, dann sage ich Ihnen, dass Sie nicht nur mich, sondern auch sich selbst belügen. Wenn es so ist, dann geben Sie sich einen Ruck und lesen Sie die zehn Punkte noch einmal durch. Hören Sie in sich hinein und seien Sie ehrlich zu sich selbst. Lachen Sie sich meinetwegen schlapp über meine zufällige Anhäufung von zehn Gründen gegen das Laufen, aber bitte: Geben Sie mir um Himmels Willen nicht in einem dieser Punkte Recht!
Mit dem Laufen zu beginnen, ist leichter als beispielsweise mit dem Rauchen aufzuhören, und es ist leichter, als die meisten anderen Dinge im Leben. Und, wenn man einmal damit angefangen hat, werden viele schwere Dinge im Leben plötzlich ganz leicht.
Dieses Buch soll ganz bewusst keine „Gebrauchsanweisung“ sein. Ich werde keine „Profitipps“ geben und keine Tabellen mit Trainingsplänen einfügen. Das können andere besser. Ich werde Ihnen einfach nur erzählen, was ich, ein kompletter Laufamateur und unbekannter Nobody auf diesem Gebiet, erlebt habe. Zusammen mit meinen Freunden vom TV Goldbach, meinem Heimatverein, in dem ich, ein Mensch, der Läufer bis 2007 für Aliens gehalten hat, aktives Mitglied bin.
Der Autor
In den Wald gehen
Als ich ein kleiner Junge war, bin ich sehr gerne mit meinem Vater oder der Nachbarsoma in den Wald gegangen. Im Frühjahr haben wir Sträuße aus frischem Grün geschnitten und mit heim genommen. Im Sommer haben wir Beeren gesammelt und auch diese mit heim genommen. Im Herbst haben wir Pilze gesucht und haben diese natürlich ebenfalls mit heim genommen. Das hat mir alles sehr viel Spaß gemacht.
Es gab für mich nur wenige Dinge, die mich so sehr begeistert haben, wie diese Touren durch den Wald. Und es gibt auch nur sehr wenige andere Dinge, an die ich mich so exakt und so genau erinnere. Zu Fuß in die Natur zu marschieren, einen Korb oder eine Kordel dabei und ein Messerchen, oft schon in den frühen Morgenstunden, das war für mich schon damals etwas ungeheuer Befriedigendes. Und es war natürlich immens wichtig für mich als Mensch.
Wahrscheinlich war das „in den Wald gehen“ vor allem auch deshalb so etwas Tolles für mich, weil es ein vollkommen wesentliches Tun war. Loslaufen, etwas suchen und finden, ernten, an sich nehmen