Neville Goddards Macht des Bewusstseins. Ugi Müller
BIN hat mich zu dir gesandt. [Exodus 3:14]
ICH BIN DER ICH BIN. [Exodus 3:14]
Sei still und wisse: ICH BIN Gott. [Psalm 46:10]
ICH BIN ist ein Gefühl von dauerhaftem Bewusstsein. Das Gefühl von ICH BIN ist das eigentliche Zentrum des Bewusstseins. Zwar kann ich vergessen, wer ich bin, wo ich bin und was ich bin, aber ich kann niemals vergessen, dass ich bin. Das Bewusstsein des Seins bleibt bestehen, ungeachtet des Grades an Vergessenheit davon, wer, wo oder was ich bin.
ICH BIN ist dasjenige, das unter unendlich vielen Formen immer gleich bleibt.
Die großartige Entdeckung der Ursächlichkeit offenbart, dass der Mensch, egal ob im Guten oder im Schlechten, der Gebieter seines eigenen Schicksals ist und dass sein eigenes Selbstbild darüber bestimmt, welche Welt er erlebt. Sein Selbstbild wiederum zeigt sich an seinen Reaktionen auf das Leben. Mit anderen Worten: Wenn du z.B. Krankheit erlebst, aber die Wahrheit der Ursächlichkeit kennst, dann kannst du deine Krankheit auf nichts Anderes zurückführen, als auf eine bestimmte Anordnung deines Bewusstseins. Eine Anordnung, die durch deine Reaktionen auf das Leben hervorgebracht wurde und durch das Selbstbild von „ich bin krank“ definiert ist. Aus diesem Grund wird dir gesagt „Lasst den Schwächling sagen ‚ich bin stark‘“ [Joel 3:10], denn durch seine Vorstellung wird die ursächliche Substanz – ICH BIN – neu angeordnet und muss sich schließlich der Neuanordnung entsprechend manifestieren. Dieses Prinzip bestimmt jeden einzelnen Aspekt deines Lebens, egal ob sozialer, finanzieller, intellektueller oder spiritueller Natur.
Egal, was passiert, ICH BIN ist und bleibt die Realität, der wir uns zuwenden müssen, um die Phänomene des Lebens zu erklären. Es ist die eigene Vorstellung, die ICH BIN von sich selbst hat, die fortwährend alle Formen und Ereignisse seiner Existenz bestimmt.
Alles hängt von der Haltung des ICH BIN sich selbst gegenüber ab; was es nicht als wahr und sich zugehörig anerkennt, kann in dieser Welt nicht erwachen.
Das heißt, das Bild, das du von dir hast, wie „ich bin stark“, „ich bin sicher“ oder „ich bin geliebt“ bestimmt die Welt, in der du lebst. In anderen Worten, wenn du sagst „ich bin ein Mann, ich bin ein Vater, ich bin Amerikaner“, dann bestimmst du nicht verschiedene ICH BINs; vielmehr bestimmst du verschiedene Bilder oder Zusammenstellungen der einen Grundsubstanz – des einen ICH BINs.
Selbst die Erscheinungen der Natur, wie diejenige eines Baumes, würden sagen „ich bin ein Baum, ein Apfelbaum, ein früchtetragender Baum“, wenn sie sprechen könnten.
Sobald du erkennst, dass Bewusstsein die eine und einzige Realität ist – das sich selbst als etwas Gutes, Schlechtes oder Gleichgültiges begreift, und zu dem wird, als das es sich begreift – dann bist du befreit von der Tyrannei der Zweitursachen, befreit vom Glauben, dass es Ursachen außerhalb deines Geistes gibt, die dein Leben beeinflussen können.
Die Erklärung für die Phänomene des Lebens findet sich im Bewusstseinszustand des Individuums.
Wenn das Bild des Menschen von sich selbst anders wäre, wäre alles in seiner Welt anders.
Aus diesem Grund ist es mehr als klar, dass es nur ein ICH BIN gibt und dieses ICH BIN bist du.
Und während ICH BIN unendlich ist, repräsentierst du aufgrund des Bildes, das du von dir selbst hast, nur einen begrenzten Aspekt des unendlichen ICH BIN.
Baue dir stattlichere Anwesen,
O, meine Seele,
Wie die schnellen Jahreszeiten vorbeiziehen!
Verlasse deine tief-gewölbte Vergangenheit!
Lasse jeden neuen Tempel, edler als der letzte,
vom Himmel in einen Dom einschließen
noch größer.
Bis du gänzlich frei bist,
deine Hülle, über die du herausgewachsen bist,
der ruhelosen See des Lebens hinterlassend!
[Oliver Wendell Holmes, Sr., “Der gekämmerte Nautilus”]
Kommentar
ICH BIN ist, was Neville später das erste Prinzip nannte. Es ist das reine und formlose Bewusstsein, das sich zwar in allen Bewusstseinsinhalten ausdrückt, aber niemals vollständig in ihnen aufgeht. Mit Bewusstseinsinhalten sind hierbei alle sinnlich wahrnehmbaren Objekte (Tiere, Pflanzen, Gebäude etc.), sowie Gefühle und Gedanken gemeint, also alles, worauf sich irgendwie “zeigen“ lässt. Das reine Bewusstsein ICH BIN ist allerdings unendlich mal größer als sämtliche seiner Inhalte und Formen, zu denen auch die Strukturen von Raum, Zeit und Kausalität gehören. Das heißt, ICH BIN ist raumlos, zeitlos und hat selbst keine Ursache.
Die Erfahrungsebene von ICH BIN ist also unsere wahre Natur, und alles Konkrete, womit wir uns identifizieren, ist bloß ein Filter, der auf das formlose ICH BIN gelegt ist. Das bedeutet, unser Körper, unsere Identität, Biographie, soziale Einbindung, sowie alle unsere Besitztümer und Errungenschaften sind bloß eine Struktur, die sich über unser wahres Selbst des reinen Bewusstseins stülpt – und aus welchem wir anschließend unser gesamtes Erleben betrachten. Dadurch wir aus der formlosen Einheit des ICH BIN eine Welt voller Trennung: Ich – du, Hier – dort, Körper – Welt, Jetzt – dann.
Die erste Ebene von Form, die sich dabei auf das formlose ICH BIN-Bewusstsein legt, ist unser individueller Bewusstseinszustand bzw. unser Selbstbild. Das Selbstbild umfasst alles, was wir zu sein glauben. Es ist die Annahme von “Ich bin X“. Und mit der Festlegung von X entscheiden wir darüber, welche Welt wir erleben, da das X sich anschließend wie ein Filter auf unser gesamtes Erleben legt und uns nur Erfahrungen machen lässt, die mit diesem Filter im Einklang sind. Das ist das Gesetz der Annahme: Die Annahme, die du für wahr hältst, wird unweigerlich zu deiner Wirklichkeit.
Kapitel 2 - Bewusstsein
NUR durch eine Änderung des Bewusstseins, d.h. durch die tatsächliche Änderung deines Selbstbilds kannst du „stattlichere Anwesen bauen“ – die Manifestation von größeren und höheren Vorstellungen. (Mit „manifestieren“ ist dabei die Erfahrung der weltlichen Verwirklichung dieser Vorstellungen gemeint.)
Es ist deshalb von größter Wichtigkeit, ein klares Verständnis davon zu haben, was Bewusstsein ist.
Der Grund liegt in der Tatsache, dass Bewusstsein die eine und einzige Realität ist, die erste und einzige Grundsubstanz aller Erscheinungen des Lebens.
Nichts existiert für den Menschen, außer das Bewusstsein, das er von den Dingen hat.
Deshalb ist es das Bewusstsein selbst, dem er sich zuwenden muss, denn es ist die einzige Grundlage, auf der alle Phänomene des Lebens erklärt werden können.
Wenn wir die Idee einer ersten Ursache akzeptieren, dann würde daraus folgen, das die Evolution dieser Ursache niemals zu etwas führen kann, dass nicht sie selbst ist. Das bedeutet, wenn die erste Ursachensubstanz Licht ist, dann würden auch alle ihre Evolutionen, Früchte und Manifestationen Licht bleiben.
Da nun die erste Ursachensubstanz Bewusstsein ist, müssen auch alle ihre Evolutionen, Früchte und Phänomene Bewusstsein bleiben.
Alles, das beobachtet werden kann, wäre dann eine höhere oder tiefere Form oder Variation der gleichen Sache. In anderen Worten, wenn dein Bewusstsein die einzige Realität ist, dann muss sie auch die einzige Substanz sein.
Daraus folgt, dass alles, was dir als Umstände, Bedingungen und sogar physikalische Objekte erscheint, in Wirklichkeit nur das Produkt deines eigenen Bewusstseins ist.
Die Vorstellung der Natur als Sache oder Komplex von Sachen, die außerhalb von deinem Geist existiert, muss also zurückgewiesen werden.
Du und deine Umwelt können nicht als getrennt existierend betrachtet werden. Du und deine