Die besten Kurzgeschichten für die Schule. Helmut Tornsdorf

Die besten Kurzgeschichten für die Schule - Helmut Tornsdorf


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die Zeitung lesen könnte. Die Geschichte endet damit, dass die Mutter den Zug gehört hat und jetzt wahrscheinlich wieder ein gemeinsamer Abend so abläuft wie immer. Was zeigt die Geschichte?1. Die Geschichte zeigt zunächst einmal die Fokussierung der Eltern auf ihre Tochter. Sie haben offensichtlich wenig eigenes Leben und sind deshalb ganz begierig darauf, am Leben ihrer Tochter zumindest im Sinne des Erzählens teilzuhaben. 2. Erstaunlich ist, dass die Tochter zwar ein Stück äußeren Aufstieg geschafft zu haben scheint, dass ein innerer Zuwachs an Überblick und Kommunikationsfähigkeit aber nicht eingetreten ist. 3. So hat man als Leser am Ende den Eindruck, dass der endgültige Wegzug der Tochter ein irgendwie nicht richtig laufendes Zusammenleben beenden würde – mit der Chance für die Eltern, nun wenigstens ihr beschränktes Leben wieder voll und ganz aufnehmen zu können. Schaubild

      Anmerkungen zum Schaubild:1. Die Basis ist eine Zeitachse, bei der links die Welt der Eltern angeordnet ist, die vor allem durch Verzicht, Warten und das Sich-begnügen-Müssen-mit Vorstellungen sowie Erinnerungen und schwachen Vergleichen geprägt ist. 2. Dem gegenüber steht die Doppel-Welt der Tochter, die über ihr eigentliches Leben in der Stadt und mit der Arbeit gar nichts sagen kann oder will und nur scheinbar bedeutsame Accessoires zu Hause präsentiert. 3. Dann gibt es die Ebene der Zukunft, die im Hinblick auf die Eltern im Text selbst als Befreiung, d.h. Rückkehr zu einem selbstbestimmten Leben gesehen wird. Aber auch für die Tochter könnte mit Heirat und Auszug endlich ein unbefriedigender Schwebezustand beendet werden. 4. Letztlich kann die Frage diskutiert werden, ob hier nicht ein falsches, unechtes Familienleben unnötig lange aufrecht erhalten wird. Inwiefern und inwieweit handelt es sich um eine Kurzgeschichte?. Es handelt sich um eine klassische Kurzgeschichte mit einem direkten Einstieg, einem relativ offenen Ende und einem bedeutsamen „Ausriss“ aus dem Leben dieser Familie und besonders der Eltern, aus deren Perspektive alles erzählt wird. Im Wesentlichen bekommt man einen guten Einblick in die Eigenart und das Zusammenleben der drei Personen und auch schon einen Ausblick auf das, was danach wohl kommen wird. Anmerkungen zum Einsatz als Klassenarbeit Die Geschichte ist sehr gut einsetzbar. Spannend wird eine Beurteilung des Verhältnisses von Eltern und Tochter – etwa im Hinblick auf die Frage, ob es nicht besser für alle Beteiligten gewesen wäre, wenn die Tochter nicht nur einen Job weiter draußen angenommen hätte, sondern auch gleich ganz umgezogen wäre. Vielleicht hätte sie ja beim Jahresbesuch zu Weihnachten etwas zu „sagen“ gewusst.Ideen zum Einsatz im UnterrichtDie Geschichte wirkt für heutige Schüler möglicherweise etwas fremdartig, weil sie sich Eltern gar nicht mehr vorstellen können, deren Horizont so eng ist wie in diesem Falle. Da bietet sich eine Modernisierung an – nachdem der Kern des Problems erkannt worden ist, nämlich mangelnde Kommunikationsfähigkeit von Seiten der Tochter und ein sich daraus ergebender Überschuss an Fantasie bei den Eltern. Man könnte auch der Frage nachgehen, ob beim Umgang mit einer offensichtlich kommunikativ überforderten Tochter nicht ein Weniger an Anteilnahme und Rücksichtnahme mehr wäre. Nur der Vollständigkeit halber sei noch darauf hingewiesen, dass es pädagogisch ganz wertvoll sein könnte, in der Modernisierung die Tochter durch einen Sohn zu ersetzen. Denn gerade ein gewisses Maß an Sprachlosigkeit wird ja als Gefahr in landläufigen Vorurteilen eher dem männlichen Geschlecht zugeschrieben.

      7 Bichsel, Peter, „San Salvador“

      Kurz-Info zu Thema und Inhalt Ein Mann schafft es nicht, der traurigen Wirklichkeit in seinen Traum zu entfliehen. Inhaltsangabe: Die Geschichte beginnt damit, dass ein Mann seinen neuen Füller ausprobiert und dabei ganz nebenbei beim probeweisen Schreiben verrät, was ihn innerlich umtreibt. Er fühlt sich in der Kälte nicht wohl und möchte gerne nach Südamerika. Er malt sich auch schon aus, wie seine Frau auf sein plötzliches Verschwinden reagieren würde. Er tut allerdings nichts, um sein Vorhaben umzusetzen, sondern vertreibt sich einfach die Zeit und wartet auf seine Frau. Als sie dann kommt, erkundigt sie sich zunächst nach den Kindern und verhält sich ansonsten, wie er es aus alter Gewohnheit erwartet. Offen bleibt, ob ihn das eher nervt oder beruhigt. Als Leser hat man aber auf jeden Fall das Gefühl, dass hier entweder falsche Träume geträumt werden – oder aber der Mut fehlt, seinen Träumen zu folgen. Was zeigt die Geschichte?Die Geschichte zeigt einen Menschen zwischen Gewohnheit und der Sehnsucht nach Veränderung Schaubild

      Anmerkungen zum Schaubild:Beginnen wir mir der linken Seite: Dort sind einige Dinge aufgeführt, die die Bindung des Mannes an sein jetziges Leben zeigen. Rechts finden sich dementsprechend Wünsche, Träume, die ihn von zu Hause fortführen würden. Die Füllfeder tut das zumindest ansatzweise, denn sie bringt ihn dazu, sein Innerstes zumindest etwas zu offenbaren. Ganz unten steht das, was ihn möglicherweise festhält: Seine Frau nervt ihn anscheinend einerseits, sie ist ihm aber auch vertraut. Jedenfalls wird ein entsprechendes Element am Ende nicht negativ kommentiert. Dazu kommen und passen die Kinder, die er vorher komplett ausgeblendet hatte, die aber auch eine zusätzliche Bindung darstellen. In der Mitte der Mann, der alle drei Teile in sich trägt und fast wie der römische Kriegsgott Janus in beide Richtungen blickt. Über allem das Fremdwort „Ambiguität“, das auch junge Menschen ruhig kennen sollten – das entsprechende Gefühl haben sie auf jeden Fall immer wieder, nämlich die Unentschiedenheit. Im strengen Sinne des Wortes ist das eine unterschiedliche Auslegbarkeit von Wörtern oder Textstellen, wie wir es hier am Ende mit den Haaren und den Kindern vorliegen haben. Aber es gibt auch das psychologische Fachwort „Ambiguitätstoleranz“, das besagt, dass man eine unklare Situation aushalten kann. Man denke etwa an das Gänseblümchen-Orakel, bei dem abgezählt wird: „Er liebt mich – er liebt mich nicht – er liebt mich“ usw. Hier liegt nun möglicherweise der Fall vor, dass es sich gar nicht um Toleranz handelt, sondern um eine Unentschlossenheit, die sich dann von selbst erledigt. Inwiefern und inwieweit handelt es sich um eine Kurzgeschichte?. Es gibt einen typischen direkten Einstieg und ein offenes Ende. Was den Ausriss aus dem Leben angeht, hat man entweder eine verpasste Gelegenheit oder aber eher falsche, unrealistische Träume. Interessanterweise tauchen erst ganz am Ende die Kinder im Gespräch auf – und damit natürlich auch eine zusätzliche Ebene von Verantwortung. Insgesamt tendiert die Geschichte eher in Richtung Unentschlossenheit, ein noch hohes Maß an Vertrautheit und einen Verantwortungshorizont, der einen Ausbruch zumindest fragwürdig machen würde. Anmerkungen zum Einsatz als Klassenarbeit Die Geschichte ist gut als Klassenarbeit einsetzbar. Interessant ist vor allem die Einschätzung des im Titel genannten Fluchtvorhabens. Erweitert werden könnte sie durch kreative Aufgaben – etwa die Frage, was denn nun aus dem Traum wird.Ideen zum Einsatz im UnterrichtOben schon angesprochen wurde die Idee, die Geschichte weiterzuschreiben – zum Beispiel könnte der Mann jeden Tag einen anderen unrealistischen Traum haben – bis ihn vielleicht mal jemand darauf aufmerksam macht. Möglich wäre aber auch eine ganz andere Art von Veränderung, nämlich eine SMS der Frau, in der sie ihm mitteilt, dass sie ihn verlässt – und er sich jetzt endlich mal um die Kinder kümmern könnte, statt immer nur irgendwelchen Hirngespinsten nachzuhängen. Oder aber der Mann will wirklich gehen, hat schon die Haustür in der Hand, als oben ein Kind nach ihm ruft und ihn an diese Verantwortung erinnert.

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