Nachhaltigkeit, CO2-Neutralität und andere bilanzielle Fehler. Marc Lindner

Nachhaltigkeit, CO2-Neutralität und andere bilanzielle Fehler - Marc Lindner


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verringern.

      Üblich sind Lernraten von 70 % bis 80 % bei einer Verdopplung der akkumulierten Anzahl der gefertigten Produkte, womit eine Kostensenkung von 20 % bis 30 % erreicht wird. In Grafik 3-1 ist der Verlauf der Entwicklung der Grenzkosten bei einer Lernrate von 70 % skizziert. Dabei sind die Lernraten in verschiedenen Branchen unterschiedlich und können auch von Produkt zu Produkt stark variieren.

      Auch durch diesen Effekt lässt sich erklären, dass neue Technologien zunächst teuer und kaum bis gar nicht wettbewerbsfähig sind.

      Insofern ist die eben getroffene Aussage im Kontext dieses Buches wichtig, weil sie verdeutlicht, dass neue und „teure“ Technologien durchaus gefördert werden müssen und dass sich der Nutzen erst dann ergibt, wenn eine gewisse Menge produziert und vermarktet worden ist und die Kosten soweit gesunken sind, dass die Vorteile des Produktes zum Tragen kommen.

       Grafik 3-1: Auswirkung des Lerneffektes auf die Grenzkosten

      3.6. Grenzkosten/Nutzen

      Grenzkosten beziehungsweise marginale Kosten beschreiben jene Kosten, die anfallen, wenn die produzierte Menge um eine Einheit geringfügig erhöht wird. Sprich wenn bereits 1 000 Einheiten produziert worden sind, meint es die Kosten die zusätzlich anfallen, um die Einheit 1 001 zu produzieren. Ein beispielhafter Zusammenhang zwischen Kosten, Grenzkosten und produzierter Menge ist in Grafik 3-2 zu erkennen.

      Dabei werden für die Grenzkosten alle Fixkosten außer Acht gelassen, da sie nicht aufgrund der einen zusätzlichen Einheit anfallen. Somit bleiben meist lediglich die verarbeiteten Materialien und die Energiemengen übrig, die der einen Einheit zugeordnet werden können.

      Die marginalen Kosten einer Einheit sind somit die Kosten, die dieser Einheit zugeschrieben werden können.

      Bei den Grenzkosten gibt es unterschiedliche Effekte. Einerseits sinken die Grenzkosten mit steigender Produktionsmenge aufgrund von Lerneffekten und Skaleneffekten. Allerdings steigen die Kosten ab einer gewissen Produktionsmenge erneut an. Dies ist aus mehreren Gründen ersichtlich. So hat man ab einem gewissen Punkt Kapazitätsbeschränkungen, erhöhten Materialverschleiß bei erhöhter Produktionsgeschwindigkeit der Anlage und Behinderung von Prozessabläufen durch eine zu hohe Personendichte.

      Grafik 3-2: Grenzkosten der Produktion

      Dazu ein Beispiel.

      Angenommen sie wollen ein Loch im Garten graben, das ein Meter breit, lang und tief sein soll. Wenn sie alleine sind und eine Schaufel haben, dann werden sie sehr langsam sein. Eine zweite Person mit Schaufel kann ihnen helfen schneller zu sein. Möglicherweise sind sie wegen Motivationseffekten mehr als doppelt so schnell13. Selbst eine dritte oder gar eine zehnte Person wird dafür sorgen, dass das Loch schneller gegraben wird. Aber das Loch wird weit weniger als zehn Mal so schnell fertig sein, als wenn sie es alleine tun, weil die 10 Personen sich im Loch gegenseitig behindern und sie nur in kurzen Schichten abwechselnd arbeiten können. Dies veranschaulicht den sinkenden Grenznutzen des Personals. Die Grenzkosten der Produktion steigen dadurch an, denn wie in diesem Fall müssen sie immer mehr Personen einstellen, umso schneller sie das Loch fertig haben wollen, und die Produktion wird immer ineffizienter.

      Für jede Art des Konsums gibt es unterschiedliche Nutzen und jeder würde den Nutzen anders hoch bewerten, aber für jeden Konsum gilt, dass je mehr konsumiert wird, umso weniger zusätzlichen Nutzen kann durch eine weitere Einheit erzielt werden, wie die Grafik 3-3 verdeutlichen soll. Dies gilt für Produkte ebenso wie für Dienstleistungen, ganz gleich, ob es sich um ein Grundbedürfnis oder ein Luxusgut handelt.

      Dazu drei Beispiele.

      - Angenommen jemand bietet ihnen 100 € dafür an, dass Sie eine gewisse Strecke laufen. Wie viele Meter wären Sie bereit dafür zu laufen? Dabei stellt der Grenzwert, den Sie bereit wären zu laufen genauso viele Kosten dar, wie die 100 € Ihnen wert erscheinen.

      Stellen Sie sich vor, sie würden an dem darauf folgenden Tag 1 000 000 € im Lotto gewinnen und dieser Jemand käme zurück und würde Ihnen das gleiche Angebot unterbreiten. Würden Sie dann immer noch so viele Meter laufen, um die 100 € zu bekommen? Wohl kaum. Zwar sind die Kosten diese X-genannten Meter zu laufen immer noch gleich hoch. Aber die zusätzlichen 100 € haben für Sie nicht mehr den gleichen Nutzen, als wenn sie die 1 Million Euro nicht hätten.

      - Wenn Sie abends auf ein Feierabendbier in die Kneipe gehen, wie viel wäre ihnen das erste Bier wert, um den Durst zu löschen? Und wie viel wäre Ihnen ein Bier wert, wenn Sie bereits drei getrunken hätten?

      Grafik 3-3: Grenznutzen des Konsums

      - Wenn Sie in der Wüste sind und 10 km ohne Getränk in der Mittagsglut marschiert sind, wie viel würden Sie für ein Glas Wasser zahlen? Und wie viel wäre Ihnen ein Glas mit reinstem Bergquellwasser wert, wenn Sie bis zum Hals in einem Süßwassersee 2 km von der Küste entfernt am Ertrinken sind14?

      Der abnehmende Grenznutzen des Konsums beschreibt nichts anderes, als dass eine zusätzliche Einheit für Sie umso wertloser wird, umso mehr Sie von der gleichen Art haben. Dabei kann der zusätzliche Nutzen ab einer gewissen Menge auch negativ sein.

      3.7. Opportunitätskosten

      Opportunitätskosten sind keine real anfallenden Kosten. Es handelt sich vielmehr um die rationalen und/oder subjektiven entgangenen Gewinne (Nutzen), die hätten realisiert werden können, wenn man sich für eine andere Alternative entschieden hätte.

      Wenn möglich entscheidet man sich solange für eine Alternative, bis die Opportunitätskosten höher sind als der Gewinn der durch die gewählte Alternative erzielt wird.

      Dazu ein einfaches Beispiel.

      Sie kommen nach Feierabend nach Hause und jemand bittet Sie, ihm für 15 € eine Stunde zu helfen. Ein anderer aber bittet sie, während der gleichen Zeit für 20 € für ihn die identische Arbeit zu verrichten. Fall gesetzt es gibt keine persönlichen Präferenzen, keine freundschaftlichen Verbindungen, dann wählen Sie die Arbeit, die mit 20 € vergütet wird und ihre Opportunitätskosten betragen 15 €.

      Wenn Sie sich nach der Arbeit ausruhen und Ihre Freizeit genießen wollen und Ihnen diese Freizeit, während der Sie arbeiten würden, 30 € wert ist, dann entscheiden sich dafür, die Arbeit abzulehnen und ihre Freizeit zu genießen. In diesem Fall betragen die Opportunitätskosten 20 €.

      3.8. Kosteneffizienz und Gewinnmaximierung

      Der Gewinn resultiert bekanntermaßen daraus, dass von dem Erlös (Nutzen) die entstandenen Kosten abgezogen werden.

      Gewinn = Nutzen – Kosten

      Wir haben zuvor die Nutzen- und Kostenfunktion in Abhängigkeit der Menge gesehen.

      Hieraus kann nicht oder nur schwer abgelesen werden, für welche Menge der Gewinn maximal ist. Der einzige Schnittpunkt, der in Grafik 3-4 abgelesen werden kann, ist bei der Menge für die gilt: Nutzen = Kosten. Für diese Menge ist der Gewinn gleich null. Folglich hilft uns diese Betrachtung nicht für die Ermittlung des Gewinnmaximums. Und folglich helfen uns der Gesamtnutzen und die Gesamtkosten nicht weiter.

      Deshalb müssen wir jede Einheit einzeln betrachten und uns überlegen unter welcher Bedingung wir diese eine Einheit konsumieren beziehungsweise produzieren wollen, wenn es gilt den gesellschaftlichen Gewinn zu maximieren.

       Grafik 3-4: gesellschaftlicher Gewinn des Konsums

      Dies


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