Killer ohne Reue: Ein Jesse Trevellian Thriller. Alfred Bekker

Killer ohne Reue: Ein Jesse Trevellian Thriller - Alfred Bekker


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ist richtig", musste Norton eingestehen.

      "Dieser Dr. Ressing, mit dem ich sprach, erzählte mir etwas von Impfstoffen", warf ich ein.

      Norton verzog das Gesicht zu einem dünnen Lächeln.

      "Einer der besten Kunden von MADISON ist unsere Regierung, Jesse! An Impfstoffen aller Art besteht überall Bedarf! Aber dasselbe Wissen, das sich für die Entwicklung solcher Seren nutzen lässt, ist genauso gut geeignet, um B-Waffen zu entwickeln. Vergessen Sie nicht, dass man diese Waffen nur wirksam einsetzen kann, wenn man eine Möglichkeit hat, die eigenen Leute zu schützen. Schließlich richten sich Bakterien nicht nach Landesgrenzen oder politischen Gesinnungen..."

      *

      Der Mann trug einen kleinen Ohrring und hatte ein scharfgeschnittenes Gesicht. Er starrte auf den CX-Behälter, der auf dem Tisch des spartanisch eingerichteten Motels stand. Der Behälter hatte eine zylindrische Form. Oben war ein Tragegriff aus Plastik.

      "Je früher wir das Ding los sind, desto besser", meinte der andere Mann im Raum.

      Er hatte sich mit einer Bierdose auf eines der Betten geflezt. Neben ihm lag griffbereit eine zierlich wirkende Maschinenpistole vom Typ Uzi.

      "Mach dir nicht in die Hosen, Ray!"

      Ray trank die Bierdose leer und versuchte mit ihr den Papierkorb zu treffen. Die Dose ging scheppernd daneben und knallte gegen die Wand. Er setzte sich auf. "Ich versteh das nicht, Tony! Unser Mann müsste längst hier sein!"

      Der Mann mit dem Ohrring sah auf die Uhr. Er zuckte die Achseln.

      "Es ist jetzt Rush Hour. Die Highways sind dicht. Kein Wunder, wenn er etwas später kommt..."

      "Ich hoffe nur, dass wir nicht am Ende als die Dummen dastehen, Tony!"

      "Was soll das Gerede? Mann, was ist mit deinen Nerven los! Man könnte denken, dass das dein erster Job ist!"

      "Der erste dieser Art jedenfalls", gab Ray zurück und deutete dabei auf den Behälter.

      Es klopfte an der Tür.

      Ray griff nach der Uzi, machte einen Satz nach vorn und postierte sich links neben der Tür.

      Tony lockerte den Sitz der Automatik im Gürtelholster, sorge aber dafür, dass die Waffe durch seine Jacke verdeckt wurde. Er ging zur Tür, blickte durch den Spion.

      "Wer ist da?", fragte Tony dann durch die hellhörige Holztür hindurch.

      "Harry Smith", kam es von draußen.

      Der Name war so etwas wie ein Codewort. Ray und Tony wechselten einen schnellen Blick und nickten.

      "Okay", sagte Tony und öffnete.

      Draußen stand ein Mann im Regenmantel. Darunter trug er einen etwas unmodern wirkenden, schlecht sitzenden Anzug.

      'Harry Smith' sah sehr bieder aus. Er war glatt rasiert, das Gesicht blass und fast konturlos. Er war noch jung. Höchstens Mitte zwanzig.

      "Wo ist der Behälter?", fragte der Mann.

      "Dort auf dem Tisch", erwiderte Tony.

      Der Mann, der sich Smith genannt hatte, trat ein. Seine blassblauen Augen richteten sich auf den CX-Behälter auf dem Tisch, anschließend auf den Lauf der Uzi. Rays Waffe zeigte auf Smith, aber das schien diesen nicht zu beeindrucken.

      "Ich hoffe, dass es der richtige Behälter ist", sagte Tony.

      "Ich denke schon" meinte Smith. Er kontrollierte kurz die Kennnummer auf dem winzigen Etikett.

      Dann griff er in die Innentasche seines Jacketts.

      Ray hob die Uzi.

      Smith lächelte kalt.

      "So ängstlich? Ich dachte, Sie wären eiskalte Profis."

      "Ich habe etwas gegen hektische Bewegungen", meinte Ray.

      "Eine Erscheinung unserer Zeit", erwiderte Smith und zog ein Bündel mit Geldscheinen hervor. Er legte es auf den Tisch. Dann meinte er: "Zählen Sie nach, wenn Sie wollen. Es sind fünfzigtausend Dollar!"

      Smith streckte die Hand in Richtung des Behälters aus.

      Aber Tony war mit einem Satz bei ihm und packte ihn am Handgelenk.

      Der Mann mit dem Ohrring bleckte die Zähne wie ein Raubtier.

      "Mir scheint, dass Sie da etwas nicht richtig verstanden haben, Smith! Es war von einer anderen Summe die Rede!"

      "Den Rest bekommen Sie, wenn wir festgestellt haben, ob das Material diesen Preis wert ist!"

      "Das war nicht abgemacht!"

      Smith lächelte kalt.

      "Meinen Sie, wir geben ein Vermögen aus, ohne vorher zu prüfen, was wir dafür bekommen?"

      "Oh nein, Smith! So haben wir nicht gewettet. Entweder Sie halten sich in jedem Detail an unsere Abmachungen, oder Sie können sich Ihren Behälter sonstwohin stecken!"

      "Lassen Sie mich los", sagte Smith ruhig. Seine Stimme klirrte wie Eis.

      Tony gehorchte. Er nahm mit einer schnellen Bewegung den Behälter und zog seine Automatik heraus.

      "Sie wollen uns übers Ohr hauen, Smith." Er sagte das im Ton einer Feststellung. Er hob den Behälter etwas an. "Was ist hier eigentlich drin?"

      "Sie könnten nichts damit anfangen", sagte Smith. "Also seien Sie vernünftig."

      "Dass es irgendeine dieser Gen-Schweinereien sein muss, ist mir schon klar. Aber was?"

      "Sie werden es früh genug erfahren!"

      "In den Nachrichten wurde nichts über den Behälter gebracht. Wohl über den Einbruch, aber nichts über den Behälter." Tony atmete tief durch. "Das kann nur bedeuten, dass dieses Ding wirklich brandheiß ist..."

      "Wir haben Ihnen ein gutes Angebot gemacht. Sie sollten es annehmen!"

      "Kommen Sie mit mehr Bargeld wieder, Smith! Oder es läuft nichts."

      Smith steckte seine Hände in die Manteltasche.

      "Sie überschätzen sich."

      "Ach, ja?

      Jetzt mischte sich Ray ein. Er senkte die Uzi, trat einen Schritt näher. "Komm Tony, lass uns vernünftig mit ihm reden!"

      Ein Schuss krachte los.

      Der Mann, der sich Smith nannte, hatte aus der Manteltasche heraus gefeuert. Die Kugel war durch den dünnen Popeline-Stoff herausgeschossen und Tony in den Bauch gefahren.

      Tony klappte zusammen wie ein Taschenmesser. Der Griff seiner Rechten klammerte sich noch um seine Automatik. Aber den CX-Behälter konnte er nicht mehr festhalten. Er fiel hart auf den Boden und rollte ein Stück in Richtung Tür.

      Tony sackte in sich zusammen.

      Smith wirbelte noch in derselben Sekunde herum.

      Er war ein sehr guter und sehr schneller Schütze.

      Noch bevor Ray seine Uzi hochreißen und damit eine Feuerstoß von 20 oder dreißig Geschossen pro Sekunde abgeben konnte, bildete sich auf seiner Stirn ein roter Punkt, der rasch größer wurde.

      Die Wucht des Projektils riss Ray nach hinten. Er schien einen Schritt rückwärts zu gehen und schlug dann der Länge nach hin. Als die Uzi auf den Boden schlug löste sich ein Schuss daraus.

      Dann war Stille.

      Smith würdigte die beiden Toten keines Blickes.

      Er stieg über Tony hinweg, nahm die fünfzigtausend Dollar wieder an sich und ging dann ein paar Schritte in Richtung Tür. Dort blieb er kurz stehen und bückte sich nach dem Behälter.

      Zum Glück sind die Dinger ziemlich stabil, ging es ihm durch den Kopf, bevor er hinaus ins Freie trat.

      *


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