Game Over. Thomas GAST
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Thomas GAST
Game Over
Ein Einsatzbericht von Thomas Gast
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Inhaltsverzeichnis
PÉLICAN 1. EINE EVAKIERUNG, DIE NIE STATTFAND
ES STEHT EINE MÜHLE IM SCHWARZWÄLDER TAL
IM HEXENKESSEL VON BRAZZAVILLE
IMPRESSUM
1. Auflage 2019.
©Thomas Gast (Autor).
95445 Bayreuth - https://thomasgast.com/
Mail – [email protected]
Tel – 01520 – 640 – 5602
WIE BEINHARTER LACK
In den 20er Jahren besuchte eine Delegation Ledernacken (Soldaten des United States Marine Corps) das Hauptquartier der Fremdenlegion in Sidi bel Abbès. Bei dem Großteil der Besucher handelte es sich um kriegserfahrene und sehr kritische Stabsoffiziere, alles Haudegen, vorausgegangener Konflikte. Sie blieben ein paar Wochen, kehrten in die Staaten zurück und verfassten dort einen Artikel im USMC Magazin The Daily Gazette der mit folgenden Worten begann: Die Fremdenlegion (Légion étrangère) ist mit Sicherheit – und mit Abstand – die effizienteste Kampftruppe die die Welt je hervorgebracht hat. Kurz bevor ich im Jahr 2002, nach 17jähriger Zugehörigkeit, die Fremdenlegion verließ und damals zum ersten Mal diesen Artikel las, konnte ich guten Gewissens nur nicken. Effizient! Das war die Legion damals und das ist sie heute mehr denn je, sagte ich mir. Einen Schritt weitergehend, möchte ich behaupten, dass es in diesem effizientesten Armeekorps der Erde ein Regiment gibt, das ganz besonders hervorsticht. Es handelt sich um das 2. Régiment étranger de parachutistes, um die Fallschirmjäger der Fremdenlegion. Um zu verstehen, mit welcher Wirkkraft die Männer des 2. REP im Einsatz einen Feind suchen, auf Kontakt mit ihm gehen, ihn binden, angreifen und schließlich ´neutralisieren`, muss man dabei gewesen sein. Man muss es gesehen haben! In der Aktion gehen die Legionäre vor, wie ein rouleau compresseur – wie eine Dampfwalze, wie es Colonel (Oberst) Desmeulles nach einem Gefechtssprung des 2. REP in Mali im Jahr 2013 passend erwähnte. Damals sprangen zwei seiner Kompanien über Timbuktu ab, stellten und ´neutralisierten` hunderte von islamistischen Terroristen im Adrar Gebirge an der Grenze zum benachbarten Niger. Kurz vor der Operation, bei einem Meeting mit all seinen Legionären, sagte der Oberst: „Wenn ihr einen Feind tötet, dann auf seiner Höhe ankommt, um weiterzukämpfen, verpasst ihm noch eine Kugel in den Kopf, damit sichergestellt ist, dass er nicht doch noch lebt und euch oder euren Kameraden in den Rücken schießen kann.“ Auch das gehört zu der Effizienz, von der die Rede ist. Man kann sich vorstellen, dass ich selbst in den Jahren zwischen 1985 und 2002 an nicht wenigen Einsätzen mit dieser Einheit teilgenommen habe. Dabei identifizierte ich mich stets als REP-Mann, als Fallschirmjäger des 2. REP. Und ich war stolz darauf. Der Stolz haftete wie beinharter Lack an meinem Körper, wie eine zweite Haut, die nichts und niemand beschädigen oder durchdringen konnte, doch ich möchte mit meinen Erzählungen ganz von vorne beginnen …
MEIN TRAUM - ELITESOLDAT
Du fällst hin, um wieder aufzustehen. Du stehst wieder auf, um weiter zu machen. Du machst weiter, um zu kämpfen. Du kämpfst, um zu siegen! (Gavrilei, Relu Julian).
Interesse an ein herkömmliches Leben hatte ich nie. Auch in jungen Jahren nicht. Achtjährig durchstreifte ich mit Pfeil und Bogen in der Hand die heimatlichen Wälder. Mit elf träumte ich davon, Elitesoldat zu werden, ersetzte konsequenterweise den Bogen durch eine hölzerne Winchester. Einige Jahre später, ich war plötzlich achtzehn, ging ich zur Bundeswehr. Meinem Traum war ich damit so nahe, wie nie zuvor. Ich hatte ein deutliches Ziel vor Augen, richtete meine gesamte Energie darauf, bettelte förmlich nach Aktion. Die ersten Monate beim Bund waren geprägt vom strikt militärischen Alltag: aufstehen, essen, joggen, Ausbildung an Waffen und Gerät! Letzteres Tag und Nacht. Für mich war das genau das Richtige. Nach Abschluss der Vollausbildung in Nagold nahm ich an zahlreichen Lehrgängen teil, darunter waren: Springerlehrgang; Einzelkämpferlehrgang; Lade- und Verlastelehrgang; Freifallerlehrgang; Lehrgang als Schießlehrer für Handfeuerwaffen; Kommandolehrgang in Breisach, etc. Damit wollte ich meine Fähigkeiten in den Bereichen Einzelkampf, Jagdkampf, Überleben, sowie mein Wissen über Waffen (allgemein) verbessern. Du willst Elitesoldat werden, fragte ich mich immer? Dann nimm mit, was du kriegen kannst. Besonders das Fallschirmspringen gefiel mir, nein: ich liebte es! Ich drängte mich dazu auf, wann immer sich die Gelegenheit bot. Doch irgendwann kam ich zu der bitteren Erkenntnis, dass diese Bundeswehr keine Elite war. Irgendwas fehlte. Elite ist ein großes Wort, dazu gehört auch der absolute Zusammenhalt, der Esprit, die Verbundenheit unter Waffenbrüdern, Dinge also, die sich nicht unter der Hand verhandeln. Obwohl beim Bund die Kameradschaft, intern wie auch nach außen, großgeschrieben wurde, war ich mir da nicht ganz sicher. Sie war teilweise zu ostentativ, fand oft nur im Dienst statt. Oder abends, im Suff und in der Langweile. Hauptsächlich aber immer dann, wenn kein eigenes Risiko für Leib und Seele dagegensprach. Kameradschaft, so sagte ich mir, konnte nur in Extremsituationen entstehen. In solchen Situationen geboren, konnte sie wachsen und ewig fortbestehen. Solche Situationen erfuhr ich beim Bund aber nie. Es gab keine. Oder nur selten. Alles war immer und jederzeit überschaubar,