Game Over. Thomas GAST
er 1998 einem Geschäftsmann aus Zimbabwe, einem gewissen Billy Rautenbach, die Obhut über GECAMINES in der Katanga-Provinz an, die dieser natürlich nicht verschmähte. Möglicherweise, ich möchte sagen höchstwahrscheinlich, waren es all diese „Liebschaften“, die Kabila später ins Fadenkreuz der USA und letztendlich ins kühle Grab brachten. Auf der Gegenseite unterstützten die Franzosen Mobutu (Françafrique, dem nachkolonialen französisch-afrikanischen Netzwerk, verpflichtet) nach wie vor mit aller Macht. Schließlich ging es um nichts weniger als um Vorherrschaft und um Einfluss in der Region. Der Ausspruch „Afrika ohne Frankreich ist wie ein Auto ohne Fahrer. Frankreich ohne Afrika ist wie ein Auto ohne Benzin“ traf genau ins Schwarze.
More than 40 years of African Independence have offered to the world a sad spectacle of a continent looted and humiliated with the complicity of its own sons and daughters- Mehr als 40 Jahre Unabhängigkeit in Afrika bot der Welt ein trauriges Schauspiel eines geplünderten Kontinents, gedemütigt durch die Komplizenschaft seiner eigenen Söhne und Töchter. Laurent-Désiré Kabila. In einer Art Blitzkrieg führte Kabila den ersten Kongo-Krieg. Mit der Ansage, „Mobutu in den Mülleimer der Geschichte zu werfen“, fegte seine Armee wie ein Orkan in Richtung Kinshasa. Tutsi-Soldaten der Ruandisch Patriotischen Front und tausende von Tutsi-Flüchtlingen füllten seine Reihen. Sein Heer bestand aber auch aus Kindersoldaten. Unter Aufsicht und angestachelt von erwachsenen Kämpfern rückten die „Kids“ auf roten Lehmpisten, durch dichten Dschungel, durch Regen und durch Sümpfe und über die mit Elefantengras bewachsene Savanne vor. Hutus wurden massakriert, wo man sie antraf. Nacheinander fielen Bukavu am 30. Oktober 1996 und Goma vier Tage später. Bereits Ende Dezember 1996 hatte die AFDL das gesamte Grenzgebiet nach Uganda, Ruanda und Burundi unter ihrer Kontrolle. In Windeseile marschierten sie unbeirrbar weiter nach Westen. Mobutu derweil tobte. Erbost über das Unvermögen seiner eigenen Truppe ernannte er General Mahele zum Stabschef der Armee von Zaire. Mahele hatte nur einen einzigen Auftrag: Kabila aufzuhalten! Doch auch er konnte nicht verhindern, dass die bedeutendste Bastion auf dem Weg in die Hauptstadt in die Hände der Rebellen fiel: Kisangani! Wie ein Schwarm ausgehungerter Heuschrecken fielen Kabilas Männer über die Stadt her. Sie zerstörten den dortigen Flughafen und die wenigen Hubschrauber in den Hangars, und sie töteten jeden, der sich ihnen in den Weg stellte. Die Einnahme Kisanganis war ein schrecklicher Schlag für Mobutu. Kisangani war immerhin das solideste Bollwerk gegen Kabila gewesen. Niemand hatte ernsthaft daran geglaubt, dass es fallen könnte. Niemand jedenfalls außer Mahele selbst. Der drahtige General war sich des Ernstes der Lage nur allzu sehr bewusst, aber er konnte nichts tun. Seine Einheiten suchten ihr Heil in der Flucht. Die meisten Berichte, die mit ihnen von der Front kamen, waren falsch. Sie erzählten von einem heroischen Widerstand, der nie stattgefunden hat. Mahele war somit Herr über eine Gespensterarmee! Die Regierung vertraute ihren eigenen Generälen nicht mehr und forderte die Unterstützung diverser Söldnerfirmen an. In Belgrad wurde in aller Eile eine serbische Söldnereinheit von 180 Mann aufgestellt. Serben, teilweise brutale Kriegsverbrecher des Bosnienkrieges aus den Jahren 1992 bis 1995, zu denen auch Kroaten, Russen und Polen stießen, erhielten vermutlich via Botschaft Zaires in Paris ihre Visa und flogen dann direkt nach Kinshasa. Das geschah um die Jahreswende 1996/1997. Ein anderes Söldnerkontingent, hauptsächlich waren es Franzosen, stand unter dem Befehl eines Belgiers. Die beiden Söldnerfraktionen, Serben und Franzosen, verschmolzen, bildeten bald schon eine einzige Légion blanche. Als solche tauchten sie am 03. Januar 1997 in Kisangani auf. Wenn man den Erzählungen der Einwohner Kisanganis Glauben schenken darf, dann haben sie sich sehr disziplinlos verhalten. Naiverweise erwarteten die Söldner der Légion blanche, dass Kabilas Männer den klassischen Buschkrieg von anno 1961 (Zeit der Kongo-Wirren) führten. Damit begingen sie einen unverzeihlichen Fehler. Keine einzige Minute gelang es diesen schwerbewaffneten War-Dogs, Laurent-Désiré Kabila und den AFDL-Rebellen den Schneid abzukaufen, im Gegenteil: Meist waren sie auf der Flucht! Stellten sie sich doch mal zum Kampf, dann bekamen sie anständig den Hintern versohlt. Die einzige Befürchtung die Kabila in jenen Tagen haben musste, war diese, dass Frankreich sich auch politisch und offiziell weiterhin hinter Mobutu stellen und die Paras der Fremdenlegion nach Zaire schicken würde. Nur das hätte das Blatt noch definitiv zu Gunsten des Leopardenmannes Mobutu gewendet. Die Männer der Légion blanche erhielten ihre Befehle teilweise direkt von Armeechef Mahele. Aber Befehle von einem Schwarzen entgegenzunehmen oder gar umzusetzen, das ließ ihre Selbstverliebtheit gar nicht zu. Gemein hatten all diese Söldner nur eines. Sie waren unmenschlich und brutal. Ihnen fehlte jegliche Disziplin, die letztendlich einen guten Kämpfer ausmacht. Auch Mobutus Deal mit Executive Outcomes kam nie zustande. Die Männer standen zwar bereit, Mobutus zuständiges Amt hatte aber „vergessen“, den Sold zu überweisen. Kabila war das alles egal. Unaufhaltsam stürmte er weiter nach Westen. Am 10. April erobert er Lubumbashi. Am 4. Mai fiel Kenge. Mit der Eroberung Kenges war den Rebellen ein Coup von beachtlichem Ausmaß gelungen, denn von diesem Hauptverkehrsknotenpunkt bis nach Kinshasa waren es nur noch 250 Kilometer. Mobutus beste Einheit, die Division spéciale présidentielle (DSP), wollte Kinshasa um jeden Preis verteidigen, doch eine märchenhaftere Idee hatte es dieser Tage wohl nicht gegeben. Und so nahm das Schicksal seinen Lauf.
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