Kurzgeschichten und Schüttelreime. Michael Franzen
auf Grund genagelt und Pomado selber von einem Rudel Haien, die dort ihre Runde drehten, abserviert:
„Das habt ihr extralumpig gemacht!“,
jubelte Jack seinen Lumpenbrüdern zu und versprach ihnen, sie bei passender Gelegenheit zu marinieren und Kiel zu holen. Danach setzten Jack und seine wilde Meute wieder die Segel und schipperten zurück zu ihrem Stützpunkt nach London. Dort ankerten sie unter der Tower Bridge und abends, wenn es keiner sah, schafften sie ihr Schiff wieder zurück ins Museum und verprasselten ihre Beute, die sie sich zuvor zusammengeschustert hatten, in Onkel Harry´s Inn. Und wenn der dicke Benny am Turm wieder mal zwölf Uhr läutete, kehrten die Lumpenbrüder auf die hohe See zurück, um den anderen zu zeigen, was ein echter Enterhaken war.
Nur einmal ging es wieder mal schief, als die „Wurmstich“ auf ein Korallen-Riff auflief und arg ramponiert wurde. Jack bekam bald darauf vom Museum eine Anzeige wegen Sachbeschädigung und die Mannschaft betrank sich mit Rum, während Blindauge kurzerhand über Bord geworfen wurde....
….. momentan regelt er den Verkehr am Piccadilly-Circus.
Vom Fischer und seiner Frau
Es war einmal, vor unendlich langer Zeit, weit her jedenfalls, dass ein alter, dröger Krabbenfischer zusammen mit seiner zahnlosen Alten, mit der er ja auch vermottet gewesen war, in einer alten, zusammengezimmerten Altpapierhütte am Stadtrand von Nirgendwo hauste und dort mehr recht als schlecht über die Runden kam. Er musste tagsüber in seinem vermoderten Kahn auf´s Meer hinaus, wo er hoffte, dass ihm die kleinen Schalentiere in die Schürze hüpfen würden. Sie hingegen hatte mit der Arbeit wenig am Hut und war zumeist damit beschäftigt, seinen sauer gefangenen Fisch unter diverse Meuchlinge zu bringen, die diesen sehr zu schätzen wussten. Abend hingegen ließ sie sich mit Schlummifix vollaufen und ließ die erbeuteten Goldstücke durch ihre Gierpratzen klimpern.
Eines Tages, es war tiefer Winter, saß der alte Fischer an einem (mühsam mit seinem Holzbein aufgeschlagenen) Eisloch und kämpfte dort mit einem übergroßen Fisch, der ihm auch schon im letzen Winter mühselig zu schaffen gemacht hatte. Nach einer unendlich langen Zeit - 123 Jahre oder so - konnte er das Monstrum aus dem Wasser ziehen und wollte ihm gerade mit seiner Armprothese, die er von seiner Krampenkaste gestellt bekommen hatte, eins überziehen. Doch auf einmal begann der Quastenflossler seine Kiemen zu öffnen und flehte um sein fischiges Leben. Er versprach dem alten Gnom drei ganze Wünschelruten, wenn er ihm vom Haken ließe und weil der alte Fischer nun nicht völlig verblödet gewesen war, jedenfalls noch nicht so ganz, fand er das Angebot des Schuppenviechs auch ganz in Ordnung und wünschte sich dann auch gleich eine richtige Villa mit allem drum und dran, statt seiner Altpapierhütte. Als der Plattfisch seinen Wunsch akzeptiert hatte, schmiss er ihn wieder in das Eisloch zurück und ging fröhlich pfeifend nach Hause, wo ihm seine alte Schmeißfliege auch schon in schönen Gewändern und mit einem Stab von Dienern und Bücklingen erwartete. Fortan nun wurden rauschende Feste und fröhliche Orgien in der Fischervilla gefeiert und alles hätte gut enden können, wenn seine Alte nicht so bemotzt gewesen wäre, schön wie eine Prinzessin sein zu wollen, was sie ja nun leider einmal nicht gewesen war. Und so kam es, dass der alte Fischer in seinem Holzwurmkahn wieder hinaus auf das Meer rudern musste und dabei weinerlich rief:
„Butt, Butt, wo steckst du altes Schuppengeschwader?“
Und da der olle Fisch schon immer etwas für Versager und Blechbeulen übrig gehabt hatte, kam er auch sogleich an die Oberfläche geschwommen und fragte den Fischer nach seinem zweiten Wunsch, der ja auch in Erfüllung gehen sollte:
„Och, meine Frau, die zahnlose Olle, wünscht sich ein neues Krampenkastengebiss und noch n´ bischen Kleingeld",
faselte der alte Wurzelfischer, wobei er den Schuppenheini an der Schwanzflosse festhielt und ihn sanft mit seiner Harpune streichelte:
„Dein Wunsch ist mir Befehl. Geh zurück nach Hause, dort wirst du deine Alte wie in ihren besten Tagen vorfinden.“
Daran kann ich mich Kruzifix gar nicht mehr erinnern, grübelte der Fischer und schmiss den Tümpelfreund wieder ins Meer zurück, bevor er zurück an Land schipperte. Kaum war er wieder Zuhause angelangt, empfing ihn seine Frau mit einem neuen, prachtvollen Pferdegebiss und einem Herzen aus purem Gold:
„Sieste, olle Lotterliese, siehst schon viel besser aus“,
laberte der Fischer, wobei er seine Frau an verschiedenen Stellen besabberte und befummelte. Wieder kehrten glückliche Tage auf Schloss Fummelstein ein und es hätte auch so sein können, dass die beiden glücklich bis an ihr vermodertes Ende hätten Leben können. Doch leider, wie es in diesen Geschichten ja immer so ist, wurde die Olle immer stinkfischiger und übermütiger und strebte nun göttliche Allmacht an, die ihr der blöde Fischer nun einmal nicht vermuscheln konnte. Nach etlichen Querelen (Folter, Fußtritte, Skandale) musste der Fischer mit seiner neuen heckturbinengetriebenen Luxusjacht wieder zum Butt hinausschippern, um dem Wassertümpler erneut vom Leid seiner Frau zu jammern:
„Och! Ruder mal wieder zurück nach Hause, du olle Petze, damit ihr wieder im alten Stumpf und Stiel leben könnt,“
meinte der Butt.
Der Fischer war darüber vollkommen schockiert und schlug dem Butt mit seiner goldenen Krücke eins über den Bratapfel und schleppte ihn anschließend an Land, wo des Fischers Frau (die Weinerliche) ihn bereits in zerfledderten Kleidern und ohne Kauleiste erwartete und den Butt sogleich mit Hammer und Meißel zu bearbeiten begann. Danach zündete sie ihrem Alten die Goldkrücke an und jagte ihn hinaus auf´s offene Meer (die Sage von Odysseus entstand), wo er jahrelang umherschipperte, auf einer Felseninsel strandete und schließlich den Verstand verlor. Die Frau des Fischers wurde wenig darauf entmündigt und kam in einem hübsches Weißkittelschloss unter, wo viele Wärter und Angemuffelte um sie herumlungerten und auf den passenden Augenblick warteten, um ihr auch die letzten Stiftzähne zu ziehen.
Die Moral dieser wahren Geschichte jedoch lautet:
Wenn du einen Butt fängst, der anfängt, dich vollzulabern, dann hau ihn lieber gleich in die Pfanne, denn was man im Magen hat, kann einem keiner mehr wegnehmen.
P.S. Der Butt hat noch ein paar schuppige Verwandte.
Der Maler
Der Maler malt, man ahnt es schon, oft für geringen Stundenlohn.
Ein Meister ist er, ganz gewiss, fertigt Bilder mit dem Pinselstrich.
Mit Öl, Kreide und manch anderen Sachen, fängt ein er dir das Kinderlachen.
Die Arbeit ist hart, die Anerkennung nicht groß und viele Künstler sind arbeitslos.
Auch ich, wohl kann ich es nicht verschweigen, ordne ein mich in diesem Reigen.
Die Zeiten sind schlecht, das Geld sitzt nicht locker, mische ich Gelb und Braun, dann erhalte ich Ocker.
Ich male mit Kohle, denn das ist nicht teuer, mit Kohle heizt man auch ein wärmendes Feuer.
Mein Brot ist hart und oft bin ich müde, denn in ein Bild stecke ich all meine Liebe.
Und ihr, ihr reichen Edelleute?
Die Bilder in euren Börsen sind mit Zahlen bedruckt, doch meine Bilder werden mit Ehrfurcht beguckt.
Das spornt mich an, darum mache ich weiter, einen weiteren Schritt hinauf auf der Ruhmesleiter.
Nehmt ihr nur euer Geld und lasst mir nur das Malen,
Gott erschuf die Farben, ihr nur Bilanzen und Zahlen.
Erbärmlich ist euer Gehabe, ihr prasst nur und habt keinerlei Gabe.
Mit euch zu tauschen, käme