Closing Words. Valuta Tomas
Frau weiß natürlich weshalb diese Antipathie zwischen den Frauen besteht. Sam geht es gar nicht darum, dass Neve damals mit Jill geschlafen hat, nein. Der Grund dafür ist erst zwei Wochen alt.
Als Neve nach Feierabend nach Hause kam, erzählte sie Sam, dass Jill am Nachmittag versucht hätte sie zu küssen. Sie wollte einfach ehrlich sein und kein schlechtes Gewissen haben müssen, weil eine unausgesprochene Geschichte zwischen ihnen stand.
Voller Wut schmiss Sam damals den Kochlöffel in den Topf zurück und fegte an Neve vorbei aus der Küche und dem Haus. Als die Agentin gleich darauf den Motor von Sams Wagen hörte, wusste sie was passieren würde. Mit einer fließenden Handbewegung stellte sie den Herd aus, sprang in ihren eigenen Wagen und folgte ihrer Frau.
Ohne auch nur auf eine Verkehrsregel zu achten, raste Sam durch den frühen Abend. Neve fuhr ihr hinterher und versuchte sie immer wieder zu überholen. Es war aber ein Kampf gegen Windmühlen. Das hier war kein illegales Straßenrennen. Das hier war pure Eifersucht. Rasende und tobende Eifersucht. Neve hätte es also niemals geschafft, Sam zu überholen. Sie konnte ihr nur folgen.
Wegen einer belebten Kreuzung, verlor sie für einen Moment den Anschluss zu Sam, fuhr aber schon wenige Minuten später in Jills Straße. Ihre Augen erfassten eine tobende Sam, die aus ihrem Wagen sprang und auf Jills Haustür zuraste. Sie machte sich noch nicht einmal die Mühe ihren Wagen auszustellen. Auch legte sie unterwegs ihre guten Manieren ab. Ohne zu klopfen oder zu klingeln, riss sie die Haustür auf.
Weil Jill selbst erst vor einigen Minuten zuhause ankam, drehte sie sich erschrocken um, als jemand ungebeten in ihrem Haus auftauchte. Zur Verteidigung griff sie nach ihrer Waffe, ehe sie sah, dass es sich bei dem Eindringling um Sam handelte. Sie konnte allerdings nicht so schnell agieren, wie Sam plötzlich nach ihrem blonden Kopf griff und diesen mit aller Kraft gegen den Spiegel der Kommode schlug.
Neve erreichte die offenstehende Haustür erst, als etwas scheppernd zerbrach. Erschrocken blickte sie in Jills Haus. Sie sah wie ihre Kollegin zu Boden sank. Bei Bewusstsein, aber am Kopf blutend.
Schnaubend und mit geballten Fäusten stand Sam vor ihr.
»Sam!«, keifte Neve, betrat das Haus und kniete sich zu ihrer Kollegin. Besorgt schaute sie sich die Wunde an, die der zerbrochene Spiegel mit sich brachte. Wütend warf sie ihre Augen zu ihrer Frau zurück.
»Das war nicht nötig, Sam. Ich habe dir gesagt, dass nichts passiert ist und sie sich entschuldigte. Was sollte das?«
»Das ist mir scheiß egal! Diese Schlampe versucht doch schon seit Jahren an dich ranzukommen!«
»Das ist nicht wahr Sam und das weißt du.« Während sich Jill stöhnend den Kopf hielt, erhob sich Neve und trat an ihre Frau heran.
»Soll ich dir sagen was ich weiß?«, schnaubte Sam. Ihre Nasenflügel bebten vor Wut.
»Ich weiß, dass sie dich ficken will. Und wenn du ehrlich zu dir selbst bist, weißt du, dass du das auch willst.« Erschrocken riss Neve die Augen weit auf.
»Sag mal, spinnst du jetzt völlig?« Ihre Stimme bekam einen gefährlichen Unterton.
»Das ist eine unverschämte Lüge. Was unterstellst du mir?« Sam trat so dicht an Neve heran, dass diese das Parfüm ihrer Frau aufnahm. Wenn diese derzeitige Situation nicht geherrscht hätte, wüsste sie, was sie am liebsten gemacht hätte.
»Du kannst es ruhig zugeben, Neve. Du willst sie doch. Schon vor meiner Zeit hast du alles flachgelegt was du kriegen konntest. Und selbst nach unserer Rückkehr konntest du es nicht sein lassen. Bei der erstbesten Gelegenheit hast du für sie die Beine breitgemacht.« Sams zischende Worte trafen Neve hart.
»Sam!«, knurrte sie aufgebracht.
»Bist du noch ganz bei Trost? Du weißt, dass ich damals nicht ich selbst war. Du tust mir unrecht. Das ist nicht fair.« Sams Antwort auf Neves Kommentar war ein verachtendes Schnauben. Sie drehte sich um, verließ wutentbrannt das Haus, warf sich in ihren Wagen und fuhr mit qualmenden Reifen in den Abend.
Vor Wut und Enttäuschung zitternd, stand Neve noch einige Momente regungslos da, bis sie sich um ihre Kollegin kümmerte.
Der Rest des Abends war gelaufen. Sam kam nicht nach Hause. Neve stand alleine im Haus und kümmerte sich um Precious, die mit vollem Magen von Laura zu Hause abgesetzt wurde. Sie brachte die Maus ins Bett, schaute ein wenig fern, arbeitete noch etwas am Computer und kroch dann selbst irgendwann ins Bett.
Erst kurz bevor die Sonne am nächsten Tag aufging, hörte sie, wie sich die Schlafzimmertür öffnete. An Schlaf war eh nicht zu denken. Die ganze Zeit dachte sie über Sams Worte nach. Ja, sie schlief damals mit Jill, aber das war zu ganz anderen Begebenheiten. Jetzt würde ihr das niemals wieder in den Sinn kommen. Für sie gab es nur noch Sam. Sie und keine andere. Bisher glaubte sie immer, Sam dieses Gefühl auch übermittelt zu haben, dass sie die einzige Frau in ihrem Leben sei. Aber scheinbar strengte sie sich nicht genug an, oder sie war einfach zu blöd dafür.
Angespannt spürte Neve, wie Sam in das Bett kroch. Vorsichtig und zaghaft rutschte sie von hinten an ihre Frau heran. Neve wollte sich nicht umdrehen. Sie stellte sich schlafend. Sam musste auch mal spüren, dass ihr Verhalten manchmal mehr als unangebracht war.
Ihre Worte »Es tut mir leid. Entschuldige bitte« ließen diesen Vorsatz allerdings wie eine Seifenblase im Nu platzen.
Langsam drehte sich Neve dann doch zu ihr um. Schweigend schaute sie ihr in die Augen. Die Augen in denen sie sich immer wieder aufs Neue verlor. Sie weiß bis heute nicht wie Sam das macht, aber ein Blick reichte und sie wurde zu Wachs in ihren Händen.
Ohne ein Wort miteinander zu sprechen, diskutierten die Frauen mit Blicken über dieses Thema, bis Sams Blick unglaublicher Scham wich.
Neve kannte ihre Eifersucht. Sie wusste wie rasend ihre Frau werden konnte. Aber der vergangene Abend war tatsächlich das höchste Maß an Eifersucht, was Sam jemals an den Tag legte.
»Du bist unmöglich«, flüsterte sie hauchend. Ein kleines Lächeln umspielte ihre Lippen. Sam war hingegen nicht nach einem Lächeln zumute. Auch ohne Neves Blick wusste sie, dass sie Scheiße gebaut hatte. Verdammt große sogar.
Bevor Sam aber in ihren Schuldgefühlen versinken konnte, rutsche Neve mit einer fließenden Bewegung zu ihr herüber. Mit ihrem ganzen Körper legte sie sich auf Sam. Schweigend betrachtete sie das Gesicht ihrer Frau.
»Eigentlich dachte ich bisher, dass ich dir genug Aufmerksamkeit schenke und dir beweise, dass du alles bist was ich will. Der gestrige Abend zeigte mir allerdings, dass es offensichtlich nicht genug ist.« Neve zog hämisch eine Augenbraue hoch.
»Du lässt mir also keine andere Wahl, als dir zu zeigen, wie sehr ich ganz alleine nur dich will. Und das auf ewig.« Sie senkte etwas den Kopf und blickte an Sams Körper entlang. Es missfiel ihr, dass ihre Frau vollständig bekleidet im Bett lag. Es schien fast so, als wenn sie keine Zeit verlieren wollte, um sich bei Neve zu entschuldigen.
Neve hob den Blick, schaute ihre Frau hinterlistig grinsend an und griff nach ihren Armen. Über deren Kopf legte sie die Arme zusammen und hielt diese mit einer Hand fest, damit sie die andere frei hatte.
»Neve… .« Sam wollte protestieren. Wollte sie das wirklich? Wollte sie sich wirklich dem entsagen was Neve imstande war, ihr unter diesen Umständen zu geben? War sie wirklich so blöd?
Es gab aber keine weitere Möglichkeit, dass Sam auch nur ein weiteres Wort über ihre Lippen bekam. Neve erhob sich etwas, schob ihre Hand zwischen sich und glitt damit bis zur Hose hinunter. Ohne Sam aus den Augen zu lassen und mit einem eindeutigen Blick, der sie zum Schweigen brachte, machte sie sich an ihrer Hose zu schaffen, bis diese soweit geöffnet war, dass sie ihre Hand dort hineingleiten lassen konnte. Sam schnappte hörbar nach Luft, als sie Neves Hand zwischen ihren Beinen spürte. Aber es passierte nichts. Neve drang nicht, wie erhofft, in sie ein. Sie legte ihre Hand lediglich flach auf Sams warme Weiblichkeit, die zunehmend heißer wurde.
Regungslos verharrte sie so. Erkundend schaute sie in Sams Augen, die einen gierigen Ausdruck bekamen. Ihre andere Hand umklammerte noch immer Sams Handgelenke.