Haschisch. Oscar Adolf Hermann Schmitz
Silben klangen wie Untertöne halbverwehte Reime mit. Ich roch, sah, schmeckte jedes Wort, fühlte es an wie Seide oder Marmor. Ich sah nicht mehr bloß Flächen, sondern ganze Körper von allen Seiten zugleich. Und dieser plötzliche Reichtum der Wirklichkeit, aus der ich keineswegs heraustrat, machte mich übersprudelnd glücklich und dankbar, so dass ich gern anderen Leuten Gutes getan hätte, gesetzt, dass ich dabei auf der Ottomane ausgestreckt bleiben konnte. Ich war mir übrigens vollkommen bewusst, wo ich mich befand. Mir war, als hätte ich eine farbige Brille auf. Wenn ich wollte, konnte ich aber auch an den Gläsern vorbeischielen und sehen, wie unbestimmt, verwirrt und verstaubt das Leben eigentlich ist. Ich war Herr meines Willens und konnte nach Laune die Dinge wirklich und gefärbt betrachten.
Während die dunkelroten Tapeten wie Glaswände erglühten, hinter denen fabelhafte Sonnen in tollen Glutausbrüchen versanken, erhob sich vor diesem blendenden Hintergrund plötzlich ein Kopf, der sich so ungeheuer ausdehnte, dass er mein ganzes Gesichtsfeld einnahm. Zwischen dem reichen rötlichen Bart bemerkte ich feste, dünne Lippen. Das blasse Gesicht war fast starr, und in der Erinnerung meine ich, es hätte bisweilen leichenhaft grüne und violette Reflexe angenommen. Dieser Mann sagte, er sei in Deutschland geboren, und so möge man ihm die unvollkommene Aussprache des Französischen verzeihen. Seine klaren verständlichen Worte erweckten meine Neugier. Bewusst hielt ich mich wieder an der Wirklichkeit fest und beschloss, dem Mann aufmerksam zuzuhören, in dem ich denselben erkannte, der vorher auf einem Clavichord gespielt hatte. So leicht es mir auch wurde, im Geist seinen Worten zu folgen, so froh war ich, dabei den Körper nicht bewegen zu müssen. Er erzählte eine Geschichte, aus der mir Bilder und Gespräche mit einer Deutlichkeit im Gedächtnis geblieben sind, wie sie eigene Erlebnisse selten behalten. Es ist mir gelungen, die Zusammenhänge dieser Einzelheiten wiederzufinden:
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