Honigsuche. Wolfgang U. Eipa

Honigsuche - Wolfgang U. Eipa


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repräsentierten jeweils eine Himmelsrichtung und eine (transpersonale) Wahrheitsperspektive der gefragten Thematik. Eine Frau brach gleich zu Beginn des Rituals in diesem Kreis emotional zusammen: Wir können nichts ausrichten doch wir müssen alles tun, was wir können! – dies war ungefähr ihre Botschaft, die sie – für uns alle – erhalten hatte.

      „Eines der bekanntesten Urbilder in der Philosophie ist das Höhlengleichnis von Plato. Zusammengefasst könnte man sagen, dass den Höhlenbewohnern schwarzweiße 2-D-Bilder als „die Wirklichkeit“ vorgegaukelt werden, während draußen in der realen Welt farbige und lebendige 3-D-Objekte umherwandeln. Ebendiesen Kontext müssen wir nun erweitern: uns werden feste 3-D-Objekte vorgegaukelt, während es in Wirklichkeit transparente, multidimensionale Einheiten sind, die uns derzeit durch unsere eingeschränkte Wahrnehmung nur in 3-D erscheinen. Wir sollten diese grundsätzliche Erkenntnis auf Basis der ewigen Philosophie und der integralen Philosophie und zum Beispiel auch der Quantenphysik zu einem eigenen Weltbild weiterentwickeln bzw. diese Erkenntnis zunächst als Möglichkeit überhaupt zulassen.“

      „Für mich als medial veranlagter Mensch ist dies keine wirkliche Herausforderung.“

      „Im Ergebnis kann man das, was wir „unsere Realität“ nennen eher mit Ereignissen auf einem Holodeck, wie wir sie aus den Enterprise-Episoden kennen, vergleichen. Unser Gespräch über den Zeitenwandel und dem Aufstieg ist also ein Ausdruck der Anerkenntnis dieser erweiterten Realität. Wir können es auch als die Anerkenntnis einer spirituellen Dimension definieren.“

      Wir orderten erneut Tee und einen Milchkaffee. Währenddessen fiel mir ein, dass ich vor kurzem von einer neuen Fernsehtechnologie gehört habe: mehrere Menschen können inzwischen zugleich jeweils einen eigenen Film in demselben Fernsehgerät anschauen – mittels einer auf diesen Film eingestellten Brille. So kann man sich eigentlich auch unsere Wirklichkeit vorstellen: verschiedene übereinandergelegte Dimensionen und wir sind derzeit auf die 3-D-Version eingestellt…

      „Die Menschheit“, fuhr ich fort, „ist längst eine eigene Naturgewalt geworden und nimmt keine Rücksicht auf das Leben. So viele Arten sind für immer ausgestorben. Wir rennen in die größte Katastrophe seit den großen Meteoriteneinschlägen und katapultieren uns zurück in die Steinzeit.“

      Mein Gegenüber nickte, denn ihm war diese Situation wahrscheinlich deutlicher als mir, da er weit vor mir bereits die ersten Veröffentlichungen zu dieser Thematik begleitete.

      „Was ich tun kann und auch tun musste ist Schreiben. Und dabei entdeckte ich, in welchem Kontext ich bereits mein Leben lebte. Ich nenne dies heute Honigsuche – quasi ein Ritual für den Aufstieg. Ritual deshalb, da die spirituelle Dimension für die meisten Menschen nur im Ritual erfahrbar wird – sei es im gemeinsamen geführten Gebet oder durch Naturerfahrungen.

      Außerdem bin ich vollkommen davon überzeugt, dass wir als Spezies bisher und bis hierin nur überlebt haben, da die indigenen Völker an ihren heiligen Ritualen/Zeremonien festgehalten haben und diese konsequent weiter durchgeführt haben.“

      „Ja, aber wissen die wirklich meisten Menschen ja gar nichts davon, was stattfindet. Und es soll ja auch nicht thematisiert werden.“

      „Das stimmt. Ich will daher verständlich machen, dass wir Menschen mittels unseres Wahrnehmungsapparats praktisch eine biologische Sonde sind und dass nur wir diese stattfindenden Veränderungen auch wahrnehmen können. Menschen werden jetzt begreifen, dass wir nicht zufällig mit der Entdeckung der Quantenphysik auch die Dimension der Materielosigkeit entdeckt haben. Es gibt also einen viel größeren Kontext als Materie: 99,9% von allem was wir betrachten und erfahren ist Zwischenraum oder Nicht-Materie! Aufstieg bedeutet also, sich dieser Wahrheit als real existierender Möglichkeit zu öffnen.“

      „Die Wenigsten werden dies verstehen. Ich weiß. Ich bin jedoch aus einem anderen Grund zerrissen. Meine Frau und ich verstehen es nicht. Wir können den Ton der Veränderung in der geistigen Welt bereits wahrnehmen. Aber hier in der Dualität ist nichts…“

      Ich schweige. In mir entstehen weitere Worte: „Honigsuche ist ein Pfad für den Aufstieg, eine Philosophie zum endlosen Raum. Wir müssen glauben, denn wir glauben sowieso, wenn wir im Kontext von Wahrnehmung unterwegs sind. Glaube ist quasi Bestandteil unserer Wahrnehmung… Licht ist Welle und Teilchen und eine Summe von tausenden Wahrscheinlichkeiten in jeder tausendstel Sekunde. Gelebte Paradoxie! Also…“

      Längst haben alle Frühstücksgäste den Raum verlassen. Ich betrachte die leeren Stühle und fühle vertraute Geborgenheit. Wohlwollend werde ich zum Weitersprechen ermuntert.

      „Das wichtigste, was wir derzeit als einzelner Mensch tun können, ist es, sich auf sein Herz einzulassen. Das ist wörtlich gemeint. Drunvalo Melchizedek schreibt dazu in seinem neuen Buch „Ein neuer Zyklus beginnt“: „Durch Zeremonien wird unser Herz mit dem Herzen der Erde, der Sonne und des Universums, mit allem und jeden verbunden. Durch Zeremonien erhielten die Völker der Alten Welt Zugang zu einer heiligen Welt unendlicher Möglichkeiten.“ Das ist wirklich ernst zu nehmen. Wenn wir wieder (unsere eigenen) Rituale leben, dann setzen wir gemeinsam als Menschheit einen völlig neuen Kontext in unserem gemeinsamen Zusammenleben mit unserer Spezies und unserer Mutter Erde. Ich glaube, dass wir dann gemeinsam kosmologisches Bewusstsein entwickeln können.“

      Wir sprechen weiter. Von der „ewigen Philosophie“, der „Ökologie des Unsichtbaren“, dem „Omega-Punkt“, Kornkreisen, Verschwörungstheorien und dem „Aufstieg“. Aber letztendlich sind wir uns darüber einig, dass wir als Menschheit in der jetzigen Zeitqualität nur eine gemeinsame Zukunft haben, wenn wir unser Leben uns selbst widmen und dabei mit an einer Gesellschaft bauen, die jedem Einzelnen Raum lässt für sein individuelles Sein.

      Wir merken, dass das Gespräch sich dem Ende nähert. Wie in einem guten Telefonat. Nicht, weil wir uns nichts mehr zu sagen haben, sondern weil es einfach so ist. Ich spreche meine letzten Worte: „Der heilige indische Hindu-Meister Sri Aurobindo forderte uns schon Anfang des letzten Jahrhunderts dazu auf, in unserem Inneren die spirituelle Wirklichkeit zu entdecken und aus allen Bindungen zu befreien und ebendiese spirituelle Wirklichkeit in allen Elementen unserer Natur souverän aus dem Selbst wirksam zu machen. Honigsuche setzt diesen Kontext.

      Leider ist es doch so: Obwohl wir wissen, dass alle Ursprungsreligionen die Transzendenz in den Mittelpunkt der Erkenntnissuche stellen, haben wir diese Weisheit nicht nur verloren sondern sie wird bewusst unterdrückt.

      Am liebsten hätte ich daher mein Buch vom Ende her geschrieben. Aber es war das „wahre“ Leben und da kommen die Erkenntnisse zumeist am Ende und am Anfang steht die Suche. Es ist aber auch eine Einladung, nicht zugleich zu bewerten, sondern die Charaktere im Buch liebevoll wie Menschenkinder zu begleiten.“

      Unser Gespräch endet. Ich werde eingeladen, ich werde beschenkt und ich bin in großer Freude und ich bin zutiefst traurig, einen Freund zu verlassen. „Sie müssen mir berichten, wie es weitergeht mit Ihnen!“ Ich sage zu und stehe sogleich unvermittelt auf dem Pariser Platz, nicht wissend, welche Richtung ich einschlagen soll.

      Alles erinnert mich an eine Weisheit: Stay in your heart. And don't forget to have fun.

      Vorbemerkung zum E-Book

      Dieser Roman ist eine Trilogie und besteht aus drei chronologisch entstandenen Teilen (Kompendien). Es sollten die Texte und die Denkweise von Kai in einer Philosophie der Honigsuche dargestellt werden. Man kann das Buch von vorne bis hinten durchlesen.

      Es besteht aus den drei Kompendien, die wiederum je aus einem Prolog, einer Ereignisbeschreibung und einem Anhang als Dokumentation von Kais Texten bestehen. Man kann aber auch zunächst nur die jeweiligen Prologe (und Epiloge) der drei Kompendien lesen, dann die Ereignisbeschreibungen und dann die Anhänge durchblättern.

      Für diese E-Book-Ausgabe wurden die drei Kompendien von Kai aus Gründen der Lesbarkeit als Dokumente in den Anhang des Romans genommen. (Die Printausgabe behält die originale Abfolge bei. Sie ist im Buchhandel (ISBN 9783844242164 oder direkt beim epubli Verlag, epubli GmbH, Prinzessinnenstrasse 20, 10969 Berlin) erhältlich.

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