Seal Team 9. Sarah Glicker

Seal Team 9 - Sarah Glicker


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Einen Moment sieht Brady mich an, ehe er sich langsam in Bewegung setzt. Schließlich bleibt er so dicht vor mir stehen, dass ich meinen Kopf ein Stück in den Nacken legen muss, um ihn ansehen zu können.

       „Ich werde gleich kurz verschwinden. Ich möchte, dass du in dieser Zeit in der Wohnung bleibst. Ich werde zu den Häusern fahren. Es wird nicht länger als eine Stunde dauern.“

       Mit einem eindringlichen Blick betrachtet er mich. In diesem Moment hat er mich so sehr in seinen Bann gezogen, dass ich nur nicken kann. Ich bin nicht in der Lage, einen Ton von mir zu geben.

       „Mach dir keine Sorgen. Sollte etwas sein, ruf mich sofort an. Ich werde mich dann direkt auf den Weg machen.“

       „Ich mache mir keine Sorgen um mich, sondern um dich“, erkläre ich ihm, obwohl ich es eigentlich für mich behalten wollte.

       Einen Moment ist es ruhig zwischen uns. Dann nimmt er mein Gesicht in seine Hände und küsst mich sanft. Ich schließe meine Augen und schmiege mich an seinen warmen Körper.

       Nicht zum ersten Mal wird mir bewusst, dass ich keine Ahnung habe, was das zwischen uns ist. Auch als ich letzte Nacht in seinen Armen eingeschlafen bin, habe ich darüber nachgedacht. Doch genauso wie vor einigen Stunden weiß ich es auch jetzt nicht.

       „Ich bin bald wieder da.“

       „Pass auf dich auf“, weise ich ihn noch an.

       Er nickt und verschwindet dann genauso plötzlich, wie er aufgetaucht ist. Nachdem ich gehört habe, wie die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen ist, lasse ich mich seufzend auf das Bett sinken und fahre mir über das Gesicht.

       „Verdammt!“

      13

      Brady

      Wütend stehe ich an meinen Wagen gelehnt und starre auf die Stelle, an der sich bis gestern Abend noch mein Haus befunden hat. Nun kann man nur noch erahnen, dass ich gestern um diese Zeit dort noch gelebt habe.

      Nach einigen Sekunden stoße ich mich ab und gehe auf das Nachbargrundstück zu dem Haus von Kendra. Langsam umrunde ich es, bis ich den Zugang zu ihrem Keller entdeckt habe. Dabei sehe ich mir alles ganz genau an. Doch an den Fenstern und auch an der Vordertür kann man keine Spuren des nächtlichen Einbruchs erkennen.

       An der Kellertür kann ich jedoch auf den ersten Blick das kaputte Schloss erkennen. Es lässt keinen Zweifel daran, dass es Profis waren, die in der letzten Nacht sich Zugang zu dem Haus verschafft haben.

       Genauso wie es Profis waren, die mein Haus in die Luft gejagt haben, denke ich angespannt.

       Der Anblick sorgt dafür, dass ich wütend werde und mich anspanne. Normalerweise habe ich mich besser unter Kontrolle. Doch wenn es um Kendra geht, ist meine Selbstbeherrschung nicht vorhanden. Allerdings ist mir bewusst, dass ich es nur schaffe, sie zu beschützen, wenn ich mich besser im Griff habe.

       „Ah, hatte ich also recht“, ruft Riley hinter mir mit einem zufriedenen Ton.

       In der Sekunde, in der ich mich zu ihm umdrehe, kann ich erkennen, dass auch Killian und Caiden um die Ecke biegen. Sie bleiben hinter Riley stehen und sehen mich mit hochgezogenen Augenbrauen an.

       „Was macht ihr denn hier?“, frage ich meine Freunde, während ich sie aufmerksam ansehe.

       „Na was schon? Du hast dir anscheinend ein paar große Schwierigkeiten eingefangen. Hast du wirklich gedacht, dass wir dich damit alleine lassen? Wir wollen auch ein wenig Spaß haben.“

       Einen Moment sehe ich einen nach dem anderen an. Auch wenn es nicht alle aus meinem Team sind, so weiß ich doch, dass die Meinung der anderen da nicht anders aussieht. Bereits in der letzten Nacht haben sie mir klar zu verstehen gegeben, dass ich mich auf sie verlassen kann.

       „Wer auch immer das ist, er wird sich wünschen, dass er mir niemals über den Weg gelaufen ist“, knurre ich. „Dafür werde ich ihn fertig machen.“

       Killian wirft einen Blick auf mein Haus, oder besser gesagt das, was davon übrig geblieben ist, und nickt.

       „Du bist auf jeden Fall jemanden richtig auf die Füße getreten“, stellt er fest und geht an mir vorbei auf die Tür zu. „Es waren Profis. Ich habe das schon oft genug gesehen, um mir in diesem Punkt sicher sein zu können.“

       „Soweit bin ich auch schon.“ Ich kneife meine Augen ein Stück zusammen.

       „Ja, aber das macht den Anschein auf mich, als wäre es ihnen egal gewesen, ob man etwas sieht oder nicht. Und das wiederum sorgt dafür, dass sie dir wahrscheinlich ganz offen sagen wollen, dass sie hinter dir her sind.“

       Mit diesen Worten dreht er sich wieder in meine Richtung.

       Ohne ein Wort zu verlieren, ziehe ich meine Waffe, die ich unter meinem Shirt im Hosenbund versteckt habe, und entsichere sie. Dann gehe ich an ihm vorbei und betrete das Haus. Es dauert nicht lange bis ich höre, wie die anderen mir folgen.

       Während ich auf die Treppe zugehe, die nach oben führt, werfe ich in jede Ecke einen Blick. Jede Stelle, wo sich noch jemand versteckt haben könnte, schaue ich mir genauer an. Doch mich hätte es gewundert, wenn jemand so dämlich gewesen sein sollte, sich hier zu verstecken.

       In der nächsten Etage empfängt uns Chaos. Kissen liegen im Wohnzimmer herum und der Inhalt der Schränke wurde auf dem Boden verteilt. Der Fernseher liegt mit dem Bildschirm nach unten auf dem Boden und Türen wurden aus ihren Fassungen gerissen.

       Bei dem Anblick, der sich uns bietet, bin ich froh, dass ich es erst gesehen habe und so Kendra darauf vorbereiten kann, was sie hier erwartet.

       „Hier hat jemand ganze Arbeit geleistet“, stellt Caiden fest und pfeift leise durch die Zähne.

       Der Anblick sorgt dafür, dass ich noch wütender werde. Wenn es jemand auf mich abgesehen hat, soll er zu mir kommen. Ich werde ihm schon zeigen, dass es eine denkbar schlechte Idee ist, mir in die Quere zu kommen.

       Allerdings sollte er Kendra heraushalten. Sie hat mit meinem Job nichts zu tun. Und hierbei kann es nur um meinen Job gehen.

       In dem Moment, in dem ich mich jedoch dazu entschlossen habe, sie in mein Leben zu lassen, habe ich dafür gesorgt, dass dies nicht mehr so ganz stimmt.

       Dieser Gedanke gefällt mir nicht, doch er stimmt. Hätte ich mich weiterhin von ihr ferngehalten, wäre sie nun nicht in Gefahr und ich bräuchte mir keine Sorgen machen. Doch dann hätte ich auch nicht die Chance gehabt, einer wundervollen Frau näherzukommen.

       „Verdammt“, fluche ich laut genug, sodass sich alle in meine Richtung drehen.

       Allerdings beachte ich sie nicht weiter, sondern gehe ins Schlafzimmer. Hier sieht es auch nicht besser aus. Die Matratze wurde vom Bett geschmissen und der Inhalt ihres Kleiderschrankes ist überall verteilt. Doch in dem Moment, in dem ich mich umdrehen und es wieder verlassen will, fällt mein Blick auf etwas.

       Es ist nur ein Zettel, der mitten in diesem Chaos liegt. Doch genau das ist es, wieso er meine Aufmerksamkeit erregt. Irgendwie sieht er Fehl am Platz aus.

       Langsam gehe ich auf ihn zu und hebe ich ihn schließlich auf.

       Ich werde dich umbringen und ich werde deine kleine Freundin umbringen. Erst hast du meiner Schwester Hoffnung gemacht und jetzt fickst du eine andere. Dafür werdet ihr büßen müssen.

       Es sind nur drei Sätze, mehr nicht. Doch sie reißen meine Welt aus ihren Angeln. Auch wenn kein Name darunter steht weiß ich, von wem dieser Brief ist. Und ich weiß auch genau, worauf er anspielt. Allerdings habe ich bis jetzt gedacht, dass ich ihn von dieser schwachsinnigen Idee abbringen konnte, indem ich ihm klar gesagt habe, dass da nichts zwischen uns lief.

       Dieser Brief beweist mir jedoch gerade das Gegenteil.

       Mit großen Schritten gehe ich wieder zu den Jungs und lese ihnen das Schreiben vor. Ich brauche ihnen nicht sagen, worum es geht, da auch


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