Kurschatten-Schattenkur. Deedee Penelopé
„Doch. Die ist zu Hause, denn im Sommer trage ich selten eine Unterhose.“
Ich sah ihn verblüfft an. So etwas hatte ich auch noch nicht gesehen. Er drückt mich nochmal an sich und küsste mich lange. Dann zogen wir uns an.
Er zeigte mir die Schnapsflasche und sagte: „Das Schlückchen können wir aber nicht über lassen.“
Es war wirklich nicht mehr viel in der Flasche.
„Na also gut, damit du Ruhe gibst.“
Die Gläschen wurden mehr als voll. Mit Müh und Not konnte man sie nehmen und daraus trinken, ohne etwas zu verschütten. Aber mittlerweile konnte ich schon richtig Schnaps trinken!
Damit man später den Schnapsgeruch nicht bemerken konnte, tranken wir noch etwas Wasser. Wir waren dann auch rechtzeitig wieder im Ort und hatten sogar noch Zeit auf einen Kaffee. Den brauchte ich jetzt auch. Er ließ es sich nicht nehmen und zahlte den samt der Mehlspeise, die ich noch aß. Denn der Sex hatte mich hungrig gemacht. Wir fuhren pünktlich ab und keiner hatte etwas von unserem Ausflug bemerkt. Beim Aussteigen wartete ich bis alle draußen waren. Ich hatte mich absichtlich ganz hinten hingesetzt. Die alten Damen, die mit waren, waren froh darüber.
„Bis zum nächsten Mal, Deedeé.“
„Ja, bis zum nächsten Mal!“, sagte auch ich. Als ich mich umdrehte, klopfte er mir noch auf meinen Po. So ein frecher Kerl!
Ich trug meine Sachen ins Zimmer und machte mich etwas frisch. Dann ging ich zum Abendessen. Weil ich keine bzw. noch keine Lust hatte zu schreiben, und bei dem schönen Wetter nicht im Zimmer sitzen wollte, machte ich danach noch einen Spaziergang und erkundete so ein wenig die Gegend. Ich fand einige Wege, auf denen man schön spazieren gehen konnte. Später im Zimmer angekommen, setzte ich mich an den Laptop und fing meine Mails zu lesen an. Auch Walter hatte mir eine Mail geschrieben, ob ich denn schon fleißig wäre und ich schon einige Ideen für mein nächstes Buch hätte. Ich schrieb zurück: „Ja, ich habe schon zwei gefunden, einen gestern und einen heute, den dritten wird es dann morgen geben.“
Was er sich jetzt dabei denken würde, war mir egal. Dann surfte ich noch etwas im Internet und bemerkte nicht, wie die Zeit dadurch verging. Als ich auf die Uhr sah war es schon fast Mitternacht. Ich drehte den Laptop ab und ging mich duschen.
Was ich aber nicht bemerkte war, dass als ich mich im Bad an die Wand lehnte, da ich kurz das Gleichgewicht verloren hatte, ich auf den Alarmknopf gedrückt hatte. Unter der Dusche hörte ich zuerst das Telefon nicht und dann auch nicht das Klopfen. Als ich aus der Dusche kam, stand ein fremder Mann vor mir. Ich erschrak natürlich.
„Was machen Sie in meinem Zimmer?“
„Tut mir leid, wenn ich Sie erschreckt habe. Ich bin der Nachtportier, und Sie müssen aus Versehen den
Alarmknopf gedrückt haben.“
„Wo, was für einen Alarmknopf?“
Er ging ins Bad und zeigte mir gleich neben der Türe den roten Knopf.
„Ach Entschuldigung, aber das habe ich leider nicht bemerkt. Und jetzt haben Sie wegen dem zu mir kommen müssen? Ein Anruf hätte doch auch genügt.“
„Ich hatte doch angerufen, aber Sie standen ja noch unter der Dusche und haben das Telefon wohl nicht gehört. Das macht doch nichts, wenn es Ihnen gut geht, habe ich auch keine Arbeit. Und es freut mich, dass es Ihnen gut geht. Falscher Alarm eben. Manche drücken den Alarmknopf ständig aus Versehen. Da macht das jetzt auch nichts aus.“
Ich sah in den Spiegel und sah eine Frau mit total nassen Haaren und einem umgebundenen Badetuch. Und er lächelte mich einfach nur an. Entweder musste er verrückt sein, oder er hatte in dem Haus schon sehr viel erlebt, dass ihm das keine Sorgen mehr machte. Ich wollte mir gerade das Handtuch über die Haare wickeln, damit ich nicht gar so wie eine nasse Katze aussah, als mir genau in dem Moment mein Badetuch runterrutschte! Ach wie peinlich! Wenn du dir einmal eine solche Situation wünschst, dann kommt sie sicher nicht. Aber wenn du nichts vorhast, dann schon. Da meine Hände noch mit dem Handtuch beschäftigt waren, bückte sich der Mann, hob mein Badetuch auf und versuchte es mir wieder umzulegen. Nur musste er dadurch nah an meine Haut.
Und das traute er sich nicht und fing sogar zu zittern an.
„Danke, ich mache das schon.“
Denn mittlerweile waren meine Hände auch wieder frei. Er wurde etwas rot und wusste nicht, was er tun sollte. Denn ich stand im Türrahmen und er konnte nicht raus. Beim Anziehen drehte ich mich um und ging aus der Türe.
„Danke, dass Sie nachgesehen haben. Hätte ja vielleicht doch was passiert sein können.“
„Es ist meine Aufgabe nachzusehen. Gute Nacht noch! Und passen Sie beim nächsten Mal auf, wo sie sich anlehnen.“
Plötzlich klingelte sein Telefon.
„Ja, mache ich sofort. Okay und Tschüss.“
Dann war er weg. Ich blieb ratlos zurück. Was war hier jetzt geschehen? Ein Mann hatte sich in mein Zimmer verirrt, den ich eigentlich unbewusst gerufen hatte. Und dann wurde er rot, verschwand und ließ mich fast nackt zurück. Und er machte nicht mal den Versuch mich zu küssen, obwohl ich wie auf dem Präsentierteller da stand!? Ich stand, im wahrsten Sinne des Wortes, wie ein begossener Pudel da. Ehrlich gesagt, das konnte ich nicht auf mir sitzen lassen! Ich trocknete mir die Haare schnell noch etwas mit dem Föhn. Dann zog ich mir eine Bluse und eine leichte Hose und meine Hausschuhe an.
„Aber wo soll ich ihn denn nun suchen?“, war die nächste Frage, die sich stellte.
„Wenn er der Nachtportier ist, dann muss er jetzt wohl an der Rezeption zu finden sein.“ Also, nichts wie runter zur Rezeption.
Dort angekommen sah ich mich um. Alles still. Es war auch kein Kellner zu sehen, alle waren weg.
„Naja, ich bin ja auch in einem Kurhotel und da ist um 22 Uhr Bettruhe, nur ich geistere hier um“, dachte ich vor mich hin.
Auf einmal hörte ich Schritte. Zuerst wurde mir angst und bange, aber was konnte mir hier geschehen? Der Mann, der zuvor in meinem Zimmer war, kam auf mich zu. Er war wirklich der Nachtportier.
„Ist etwas geschehen oder brauchen Sie noch etwas?“
„Nein, alles okay! Aber ich weiß nicht mehr, habe ich mich bei Ihnen schon entschuldigt, dass Sie umsonst zu mir ins Zimmer kommen mussten?“
„Für das brauchen Sie sich doch nicht zu entschuldigen, das kann jedem passieren.“
Jetzt ließ meine Anspannung nach und mir wurde plötzlich etwas schwindelig. Ich hielt mich an der Rezeption fest.
„Aber hallo, Sie werden mir hier ja doch nicht umkippen wollen?“
Er sperrte die Rezeption auf, begleitete mich hinein und gab mir einen Sessel zum Sitzen. Mir ging es gleich besser. Ich atmete, wie er mir sagte, tief durch. Dann nahm er einen Blutdruckmesser, wickelte ihn um meinen Arm und begann zu messen.
„Sind Sie Arzt?“
„Nein, aber so was müssen auch wir können. Ihr Blutdruck ist momentan etwas zu niedrig. Bleiben Sie noch etwas sitzen. In ein paar Minuten messen wir noch mal.“
Dann kramte er in einigen Schubladen herum und ärgerte sich über etwas.
„Was suchen Sie?“
„Eigentlich sollten hier irgendwo Kreislauftropfen sein, aber die sind wie vom Erdboden verschwunden. Muss ich gleich aufschreiben, damit sie wieder welche herbringen.
Ich habe leider nur diese ‚Medizin‘ gefunden zum Kreislauf stärken.“
Er holte eine Flasche Weinbrand zum Vorschein. Wollte mich heute jeder betrunken machen?
„Na, wenn Sie sonst nichts haben, damit der Kreislauf in Schwung kommt, nehme ich das auch. Schmeckt sicher auch nicht schlechter als die Medizin.“
Er füllte etwas Weinbrand