Ein Schmierer namens Vallentin. Hein Bruns
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Hein Bruns
Ein Schmierer namens Vallentin
Roman as der Seeschifffahrt
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Inhaltsverzeichnis
Auf dem Atlantik ostwärts Richtung London
Hein Bruns
Alle Rechte beim Autor Hein Bruns
* * *
Dieses Buch kann unter ISBN 978-3750250741 als Printbuch für 16,99 € bei epubli.de online oder im Buchhandel bestellt werden
Hein Bruns (Jahrgang 1910) fuhr zur See. Er kannte die Seefahrt auf allen sieben Meeren. Er kannte sie als Kochsjunge, Decksjunge, Kohlentrimmer, Heizer und Schmierer.
Fuhr dann als Ingenieurs-Aspirant, Vierter, Dritter, Zweiter und Erster Ingenieur.
Hein Bruns ging durch viele und bunte Stationen seines Lebens. War Werft‑ und Hafenarbeiter, arbeitete in einem Torfwerk. Handelte mit Fisch, Südfrüchten und Pferdewürstchen.
Trampte durch Deutschland, die Schweiz und Italien. Schuftete in der Landwirtschaft.
Hein Bruns lebte dann nach seinen Reisen zu Wasser und zu Lande im Schnoorviertel zu Bremen, mitten zwischen Künstlern, schnurrigen Leuten und Sonderlingen als einer der ihren.
Stellen Sie sich eine Buddel Rum neben Ihren Sessel, lesen Sie Hein Bruns und die weite Welt ist bei Ihnen.
Weiter sind von Hein Bruns erschienen:
In Bilgen, Bars und Betten
Der sündige Kurs der TINA-THERESA
Weit unter dem Nullpunkt
Zu diesem Buch:
Ein Roman aus der Seeschifffahrt
Der Roman
„BABITONGA steht in großen, weißen, lateinischen Buchstaben einmal am Heck und am Bug zweimal. Der Schriftgrund ist sargschwarz. Sornmersprossig frisst sich der Rost durch die weißen Lettern: S. S. „BABITONGA“. Bullaugen sind wie blinde Löcher. Müde, wie übernächtigt.
S. S. „BABITONGA“.
Masten und Ladebäume schmutzig gelb. Eiterfarbe. Masten und Ladebäume wirrig wie Spinnenbeine. Aufbauten weißgrau, wie Leinentücher, wie mit Soda gewaschen. Darüber grauschwarze Wolkenballen. Glasige Regenströme.
BABITONGA steht in schwarzen Buchstaben auf den
Rettungsringen. Wie Lack glänzen die Namen im Regen. Einmal steht der Name am Heck, zweimal am Bug, an Steuerbord- und an Backbordseite und auf den Rettungsringen. An der Bordwand herunter ziehen braune Rostflüsse. Ihre Quellen: Löcher in der Bordwand. Ihre Mündungen: heute der Hafen Bilbao. Morgen? Wer weiß es zu sagen. Die Leinen und Festmacher hängen durch wie die Brüste alter Weiber, und von den Rattenblechen tropft traurig der Regen.
Über die ausgetretene Gangway trage ich meinen Seesack an Bord, mit ihm einen Haufen Erwartungen. Meine Füße lösen sich vom Kai und fassen die ausgetretenen Sprossen. Durch meine rechte Hand gleitet das Haltetau. Der Seesack drückt die Schulter, der Regen rinnt in meinen Nacken. Die Gedanken sind Gummibändern gleich, bei jedem Schritt dünner werdend, bis sie wohl reißen werden. Gummibänder, verknotet in meinem Kopf, verankert auf einem Friedhof. Mit jedem Schritt dünner werdend ... bald werden sie reißen. Ein Mann spricht mich an: „Maschine oder Deck?“ Ich sage: „Maschine“. „Komm mit.“ Der Seesack fällt in eine Ecke. Die Regentropfen zählen sich an Deck. Ein Gang frisst mich, eine mahagonigetäfelte Kammer halb. Ich werfe mein Seefahrtbuch in den Lichtkegel einer Schreibtischlampe. Ich streiche mir die regennassen Haare aus dem Gesicht, ich spreche mit „Ärmelstreifen“. Eine Rumflasche grüßt mich stumm. Ein Chestertfield-Girl auf einem Kalender zeigt sein Lächeln und einen Teil seiner Reize. Ein abgesessenes Sofa verhöhnt mich. „Ärmelstreifen sichten mein Seefahrtbuch. „Ärmelstreifen“ grunzen: „Fuckin German ... aber kannst an Bord kommen.“ -
Die Kammer und der Gang spucken mich wieder aus. Oh, ich weiß Bescheid, ich weiß, wo ich bin. Schleppe den Seesack hinter mit her und trotte ins Vorschiff. Die Gummibänder werden immer dünner, aber reißen nicht. Die Gummibänder, verknotet in meinem Kopf, verankert auf einem Friedhof. Der Regen trommelt aufs Deck. Die Winden wimmern. Der Wind spinnt vom Regen Flachfäden, kurze nur, begonnen und beendet im Scheinhof der Maststrahler. Die Winden schreien und ihre Trommeln rumoren. Drähte wirbeln. Die Ladeluken sehen aus wie offene Wunden. Das Hafenwasser klatscht und patscht und leckt zwischen Kaimauer und Bordwand. Der Abend fällt auf den spanischen Hafen Bilbao. Der Rio Nervion wandert dunkel dem Atlantik zu. Irrende Hafenlichter flackern, flimmern, und hochragend steht ein Zollbeamter im Schutz eines Kohlengreifers. An den Berghängen die Stadt, blinzelnd mit ihren Lichtem. Ich werfe meinen Seesack den dunklen Niedergang ins Vorschiff hinunter und taste mich hinterher. Stehe in einem Gang, der die Matrosen- und Heizerwohnräume wie Zellen abzweigen lässt. Stehe im Gang, in dem es stinkt wie in einer Abdeckerei. Trete in eine spärlich erleuchtete Messe. Der Tisch mit Speiseresten beladen. Angefressene Brotscheiben ,Käserinden, Wurstpellen. Pfeifenasche, Zigarettenkippen, abgebrannte Streichhölzer und Stanniolpapier auf Tellern zwischen Gulasch und Makkaroniresten. Eine Fünf-Liter-Korbflasche, ein halb geleertes, blindes des, ausgezacktes Glas mit rotem Wein.
Ein Mann, dessen Kopf auf der Tischplatte ruht. Sein Speichel zieht Fäden. Das Hemd bekotzt, die Hose berotzt. Fliegen schwirren.
Kakerlaken finden einen gedeckten Fußboden.
Ich stoße den Mann an: „Heh, Makker, wach auf.“ Ein Lallen nur, ein unwilliges Grunzen: „Pestilenz, fahr zur Hölle.“ - „Los, komm hoch und zeig mir mein Logis.“ Verglaste Augen sehen mich an. Der Mund steht