Wilde Träume 3. Anli Santos
Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Das würde dich in deinem Zustand töten.“
„Eine weitaus bessere Art zu sterben, als durch einen Typen in meinem Kopf.“
„Wobei wir mitten im Thema sind. Was zum Teufel ist hier eigentlich los? Dein Bruder versucht, mental mit dir zu reden und besucht mich in meinen Träumen. Deine Cousine spürt über größere Entfernung eine dunkle Präsens. Und ich kann deine Schmerzen spüren.“
„Du konntest sie spüren?“ Sorgenvoll sah er sie an.
„Ja, nicht so deutlich wie du, aber ich konnte sie fühlen. Und wenn ich nicht sofort eine Erklärung für das alles hier bekomme, schreie ich.“
„Ich würde dich lieber in anderen Situationen zum Schreien bringen.“ Er ergriff ihre Hand, zog sie aufs Bett und küsste sie.
Seine Leidenschaft brachte sie für einen kurzen Moment ins Schwanken. Doch dann stieß sie ihn weg und sah ihn nach Atem ringend an. „Finger weg!“
„Die Finger hatte ich noch gar nicht an dir.“
Sie stand auf und stellte sich vor die Tür. „Ich werde jetzt gehen.“
„Nein, Kim. Tu das bitte nicht.“
„Dann erklär mir alles.“
Simon holte tief Luft. Jetzt wusste er, wie Jay sich gefühlt hatte. Er konnte nur hoffen, dass Kim nicht durchdrehte.
„Meine Familie und ich beschützen einen Ring, der es ermöglicht, in der Zeit zurückzureisen. In den falschen Händen ist er eine mächtige Waffe. Was da heute mit mir passiert ist, weiß ich nicht. So etwas ist mir in den letzten vierhundert Jahren noch nie passiert. Ich vermute, dass sie sich entweder weiter entwickelt oder einen Hexer hinzugezogen haben. Warum ich dich hören konnte und Jay nicht, kann ich dir ebenfalls nicht beantworten. Normalerweise können mein Bruder und ich uns auf der mentalen Ebene jederzeit unterhalten. Jeder von uns hat unterschiedliche Fähigkeiten. Jay kann dich unter anderem im Traum besuchen und manipulieren. Kitty Cat spürt Gefahren und weiß instinktiv, wie man sie beseitigen kann, und ich habe telepathische Fähigkeiten. Ausserdem habe ich Kenntnisse in Telekinese. Dann gibt es noch Ethan, den Bruder von Shelly. Ich bin sicher, der taucht auch bald hier auf.“ Simon schwieg.
Kim blickte ihn durchdringend an. „Hast du gesagt, dass du vierhundert Jahre alt bist?“, fragte sie schließlich ungläubig.
Simon fing schallend an zu lachen. „Ist das wirklich das erste, was dir einfällt, nach allem, was ich dir gerade erzählt habe?“
Kim zuckte die Achseln.
„Ich wurde 1605 geboren. Also bin ich sogar etwas älter als vierhundert.“
„Ich danke dir für deine Offenheit“, sagte sie nach einer Weile.
„Das klingt nicht gut.“
„Simon, versteh mich nicht falsch, aber das alles ist ziemlich schwer zu begreifen. Obwohl ich dabei war, weigert mein Verstand sich, das alles zu glauben.“
Sie trat an seine Seite und küsste ihn sanft auf die Lippen. „Ich muss alleine sein.“ Dann drehte sie sich um und ging.
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