Der Konvent. Jens van Nimwegen

Der Konvent - Jens van Nimwegen


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bis auf Weiteres alles mitzunehmen, was er braucht. Er will keinen anderen Goldschmied mehr in seinem Laden.

      Das Schwein hat eigenmächtig eine Entscheidung getroffen und sagt, wir sollen kein Bett mitbringen. Als wir ankommen, steht in dem großen Dachgeschoss ein Lager aus schwarzem Leder, drei mal drei Meter, groß genug für uns alle. Mit lederbezogenen Kopfkissen und einem schweren, lederbezogenen Deckbett. „Herr, bestrafen Sie mich, wenn ich einen Fehler gemacht habe. Aber ich war sicher, dass Sie eigentlich schon immer ein Lederbett haben wollten. Ich habe es eine Woche lang ausprobiert. Im Deckbett sind Militärdecken.“

      Sucker hat sich sofort ausgezogen und steigt rein. – „Mann! Das ist schwer. Es kriecht einem sofort zwischen die Beine. Scharf!“ – „Ich war all die Nächte ununterbrochen steif. Aber das bin ich ja sowieso, wenn ich an Sie denke, und das tue ich meistens. Elf Kühe stecken hier drin. Die Nähte stören nicht.“ – Sucker räkelt sich: „Die Leute sagen immer, Leder ist kalt. Hat sich ganz am Anfang auch kühl angefühlt. Aber jetzt ist es schon warm.“– „Herr, es ist es besser als so ein doofes Baumwollbett. Und wenn nicht, trage ich die Konsequenzen.”

      Das Schwein hat einen alten Wunsch erfühlt! „Das konntest du nicht von deinem Taschengeld bezahlen.” – „Herr, ein Bauunternehmer, der einen vom Bauherrn abhängigen jungen Mann verführt, wird abgezockt. So funktioniert die Wirtschaft doch, oder nicht?”

      An den einen Giebel kommen die Bücher und ein Arbeitstisch. Dann die Sofas, ein paar kleine Tischchen, die Musik. In der anderen Hälfte dieses Bett und hinter der Mauer der Bereich, für den es leider kein schöneres Wort gibt als „Sanitär”. In ein paar Stunden ist alles eingerichtet. Im Panoramafenster vergoldet die untergehende Sonne den Herbstwald.

      Wir trinken Sekt und gehen dann alle zusammen ins neue Bett. Punk sagt noch: „Wir müssen uns benehmen, sonst werden wir in den Keller aufs Gummi geschickt.“

      Das Leder übertrifft meine Erwartungen. Auch Ratte wird vom textilfreien Schlafen erregt. Bei Sucker kommt der Ingenieur durch: „Solches Leder hält Jahrzehnte. Wir sparen allein schon an Waschpulver ein Vermögen.”

      Recht

      Einem sehr sauberen schwarzen Auto mit Kölner Kennzeichen entsteigt ein äußerst gepflegter Mann mittleren Alters, klein, eigentlich zu dick, aber nicht unproportioniert, in einem perfekt sitzenden dreiteiligen Anzug. Schwarzer Dreitagebart und sehr kurze, schwarze Haare. Zum Glück stinkt er nicht nach Deo oder Parfüm.

      Dr. Dr. Meyer weiß jedenfalls was er will und hat seine Verbindungen. Aber er hatte nicht erklärt, worum genau es geht. Ich fange beim einfachsten Teil des Problemkomplexes an: bemittelte Herren, manche vielleicht ohne Erben, die hier in gesicherten Verhältnissen leben wollen, ohne Sorgen um ihre Zukunft. Sollen die hier etwas mieten, sich einkaufen oder gar ihren Besitz in die Stiftung einbringen? Jedenfalls müssen nachteilige Folgen für alle Parteien verhindert werden, und die Macht darf nie in falsche Hände kommen. Dazu sollten unbürokratische, aber juristisch belastbare Hausregeln aufgestellt werden. Der kleine ist ein heller Kopf, und er scheint wirklich Erfahrung mit Einfühlungsvermögen zu verbinden. Er macht sich Notizen, hört aber vor allem gut zu und lässt merken, dass er wirklich versteht, worum es mir geht. Dann wenden wir uns einer zweiten Gruppe zukünftiger Mitbewohner zu: Männer – „Nur Männer, Herr, eh...” – „Ja.” –, die kein Geld einbringen, sondern ihre Arbeit. Die hier zupacken und damit ihren Lebensunterhalt und ein Dach über dem Kopf verdienen, wobei eventuell Rechte für spätere Jahre aufgebaut werden. Und wobei man nicht will, dass langfristige Arbeitsverträge so einfach gelöst werden können ohne empfindliche Folgen.

      Da kommt das Schwein außer Atem herein, springt in Haltung, keucht: „Herr, Punk lässt fragen ob sie mal eben kommen kö... Oh!” und schaut mich fragend an. Das Schwein ist nackt in Gummistiefeln, denn es muss Punk beim Saubermachen seiner zukünftigen Werkstatt am anderen Ende der Anlage helfen. Sein Sack ist dank des Gewichtes schon deutlich länger geworden.

      „Das ist wahrscheinlich unser zukünftiger Jurist. Frag Punk, ob es Zeit hat. Ab!” – „Ja, Herr.”

      Dr. Schwarz-Wesseling hat das Schwein ziemlich unverhohlen angeschaut. Ich meine ein unterdrücktes freches Grinsen zu sehen. Und dann fragt er: „Herr! Sie denken an Mitarbeiter, die idealiter rechtlos sind?” Er hat nicht mehr „Herr, eh...” gesagt, sondern „Herr!”

      „Ja, Mitarbeiter die, wenn sie einmal unterschrieben haben, nicht mehr weg können und arbeiten müssen, jedenfalls soweit das hierzulande geht, und die nur das einzige Recht haben, bis zum Lebensende zu fressen zu kriegen und gesundheitlich gut versorgt zu werden.” – Er grinst wieder, wobei seine Hände leicht zittern. „Ich würde das sehr gerne für Sie ausarbeiten, Herr! Solche Männer müssen auch, eh, diszipliniert werden können.”

      Das Schwein kommt wieder angerannt: „Herr, es hat Zeit. Punk findet Ihren Besuch wichtiger.”

      Der kleine Jurist mustert das Schwein jetzt hemmungslos von oben bis unten. Seine Hände zittern immer noch.

      „Wie stellen Sie sich die Zusammenarbeit vor, Herr Dr. Schwarz-eh, Dormagen, oder?” – „Wesseling, rheinaufwärts, Herr! Direktor Dr. Dr. Meyer meinte, ich solle gleich hier einziehen. Sie würden hier bestimmt ein prima Projekt leiten, aber vielleicht Sachen übersehen, die Sie nicht so interessant finden. Versicherungen und dergleichen. Auch dafür wäre ich dann da.” – Donnerwetter! – „So? Meint er das? Und die Kanzlei kann auf Sie verzichten?”– „Ich, eh, die Kanzlei fordert mich nicht genug, wenn ich das unter vier Augen so sagen darf, Herr.” Es sind sechs Augen, denn das Schwein steht immer noch in Haltung, aber er hat zwei nicht mitgezählt.

      „Ich suche einen Herrn, eh, Arbeitgeber, der alles aus mir herausholt.” – „Wann könnten Sie anfangen?” – „Schon in ein paar Tagen, Herr, wenn ich dann von hier aus noch einige letzte laufende Sachen erledigen oder übertragen dürfte.” – „So interessant das wäre – ich kann ihnen dann zwar ein Arbeitszimmer anbieten, aber ansonsten haben wir bisher nur sehr spartanische Schlafplätze hier, keine Wohnungen. Sie müssten sich im Dorf etwas suchen.” – „Herr” – er zittert jetzt am ganzen Körper – „ich brauche nicht mehr als einen Schlafplatz, es darf auch neben Ihrem, eh” – wieder schaut er das Schwein an – „eh, sehr angenehmen Hörigen sein.” Der Schwanz des Schweines richtet sich auf. Der kleine Jurist zittert immer noch. Ich schaue ihn fest an, lege mich dann auf die Ledercouch. „So, du kleine verdorbene Drecksau! Leck mir erst mal die Eier und zeig was du kannst. Schwein! Zieh mir Stiefel und Hose aus!”

      Er leckt durchaus nicht unerfahren. Ich lasse es ein paar Viertelstunden geschehen, und er hält durch. Er will sich beweisen! Das Schwein liegt währenddessen in meinen Armen. Dann gehe ich aufs Ganze: „Du kleine perverse Drecksau! Du fährst nach Köln, regelst was zu regeln ist, kündigen und so, und kommst so bald wie möglich für immer her. Maximal ein Koffer, und natürlich alle nötigen Papiere. Du lässt dir genau so einen Anzug machen, aber aus Leder, Hosenbund tiefliegend, Hose bis zum Knie hauteng. Schwein! Zieh mal deine Lederhose an, damit die Sau weiß, was ich meine. Weste und Jacke genauso wie bei diesem Anzug, nur eben Leder. Stiefel, keine Halbschuhe. Weiße Leinenhemden, Lederkrawatte. Den Nasenring bekommst du dann hier.”

      Der Kleine zittert jetzt am ganzen Körper. Er springt auf, steht breitbeinig, Hände auf dem Rücken: „Ja, Herr! Danke, Herr!” „Und bring deinen eigenen Vertrag mit, damit wir sehen was du kannst. Ab!”

      Ob der wohl wiederkommt? Vielleicht kommt er ja auf der Rückfahrt zur Besinnung. Dann


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