Priap's Normalschule oder Die Folge guter Kinderzucht. Carl Timlich

Priap's Normalschule oder Die Folge guter Kinderzucht - Carl Timlich


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Dinge gehöret hat, liebes Fiekchen, so kannst du dir keine bessere Vorstellung von ihm machen, als wenn du einen kurzen, umgekehrten Klingelbeutel in der Kirche ansiehest. Wie die Versammlung zum Konsistorium beisammen war, ging ich in die Kammer, die daran stieß, und lauschete vor der Türe. Ich hörte weiter nichts, als dass sich sein Weib beschwerte, dass er ihm nicht gehörig aufdamen wolle.

      Liebes Fiekchen, es ist doch traurig, wenn sich Eheleute um so eine Kleinigkeit zertragen – wegen dem Aufdamen – – Wenn der Herr Rittmeister und meine Frau Tante Dame spielen, da ist niemand geschwinder mit dem Aufdamen als er; – aber er kommt ihr auch immer in die Dame; hingegen wenn er mit dem Onkel spielet, da geben sie sich alle Mühe, einander die Dame zu verwehren. Aber man sollte doch aus solchen Kleinigkeiten nicht so viel Wesens machen. Lebe wohl, ich bin

      Dein Ernestinchen.

      Dritter Brief

      Heinrich an Wilhelm

      Liebster Wilhelm!

      Nun bin ich recht froh, dass ich nicht der einzige Leidende in der Welt bin. Wisse, mich hat das nämliche Schicksal betroffen, das du jüngst mir klagtest. Du weißt, dass ich bisher immer mit unserer alten Katharine, die mich auferzogen hat, zu Bette gehen müssen. Jüngst erwacht’ ich in der Nacht. Ich fürchtete mich und kroch näher an sie. Bei dieser Gelegenheit kam ich an den Hintern und wurd’ einen Büschel Flachs oder Werg gewahr (was es sein mochte), das sie vermutlich den Abend vorher der Mama gestohlen und zwischen die Beine verborgen haben mochte, bis sie es den andern Tag verpraktizieren könnte.

      Ich zog daran, so stark ich konnte, um es ihr wegzurupfen; es hielt aber sehr fest; doch wachte sie darüber auf. Ich hielt ihr jetzt ihren Diebstahl vor. Lange gab sie mir keine Antwort; als ich aber immer fortfuhr, sie zu schrauben, fing sie an zu weinen und sagte: Wenn ich nicht aufhörte und nur ein Wort zur Mama spräche, würde sie sich ins Wasser stürzen. Ich versprach ihr, nicht allein zu schweigen, sondern ihr auch den andern Tag noch einen recht großen Wickel Werg aus der Flachskammer dazu zu geben. Ich hielt auch mein Wort; dem ungeachtet war sie nicht mehr zu bewegen, mich bei sich schlafen zu lassen. Sie übernahm die Küchenwäsche, und die Mama übergab mich der Jungmagd zur Aufsicht.

      Sie heißt Theichen. Die ersten Tage machte sie nicht viel Wesens mit mir, bis gestern Morgen, als Papa und Mama noch schliefen und ich ohne Hosen auf der Ofenbank saß; da hob sie mir das Hemde mit diesen Worten in die Höhe: »So zeige mir doch dein kleines Nudelchen!« Sie fing nun damit zu spielen an, und ich hielt ganz still. Bald darauf wickelte sie es zwischen beiden Händen gelind hin und wider, so, wie die Bäcker ihre Brezeln zu strecken pflegen oder der Apotheker seinen Pillenteig. Nach und nach fing es mir an zu schwellen und wurde beinhart. Sie wickelte immer fort, bis es mich mit Gewalt juckte und einige Tropfen Wasser herausspritzten, die ihren Busen benetzten; worauf es nach und nach gänzlich wieder zusammenfiel.

      Sie wischte sich solchen mit ihrem Tüchelchen rein, gleichwie mein Nudelchen; wobei sie es unter den Worten: »O du kleines, zuckernes Zipfelchen! – An dir werde ich noch viel Freude erleben«, inbrünstig küsste.

      Ich sagt’ es der Mama, dass mich Theichen gewickelt hätte. »Das ist mir lieb«, antwortete sie, »so darf ich dir keinen Friseur halten, wenn sich Theichen dazu applizieren will. Es ist zwar nicht in ihren Dienst eingedungen, aber ich werde sie dafür besonders beschenken.« – Morgen muss sie mich wieder wickeln, und ich werde sie dann der Mama wegen ihres Diensteifers so empfehlen, dass ihr ein guter heiliger Christ nicht entgehen soll. Leb wohl. Ich bin

      Dein Heinrich.

      Vierter Brief

      Fiekchen an Ernestinchen

      Liebes Ernestinchen!

      Ich habe deinen Brief richtig erhalten. Wär’ er um acht Tage eher gekommen, so würd’ ich mich über die Sachen, die du mir geschrieben, höchst verwundert haben; aber ich bin seit dieser Zeit so aufgekläret worden, dass mir jedes Wort ein neuer Grund zu frischem Gelächter war.

      Sage mir doch, mein gutes Kind, – wenn dir der Herr Rittmeister die Hand auf den Hintern leget, dich so an sich drücket und küsset, – spürest du nicht, dass sich dann eine eben solche Gattung von Leberwurst, umgekehrten Klingelbeutel oder wildem Tiere in seinen Hosen erzürnet und dir durch die Schürze einige modeste Schneller oder Drücke gibt? – Indessen eröffn’ ich dir im Vertrauen, dass ich nun die Ehre habe, dieses Ding persönlich zu kennen. Höre!

      Vorigen Sonnabendnachmittag kam mein Papa gleich aus der Beichte nach Hause. Er küsste die Mama und fragte: »Wo ist Fiekchen?« Ich stak hinter dem Ofen und rührte mich nicht, weil ich kurz zuvor sein Trinkglas zerbrochen und Schläge fürchtete. Er trug, nachdem er zuvor seine Beichtgroschen auf den Tisch geworfen hatte, die Mama auf das Bette, über welches er sie hinlegte, und kam unter seinem Priesterrocke mit einer Maschine hervor, die eher einer großen Stange Rapée* als einer Leberwurst gleich sah. Er deckte der Mama, die aus Furcht die Augen zuhielt, die Röcke in die Höhe und setzte sie ihr an den bloßen Bauch. Sie zuckte erst ein bisschen. Als er es ihr aber in etlichen Stößen in den Leib geschoben hatte, hielt sie zu meiner Verwunderung ganz still, schlang die Arme um ihn und spielte mit den Lippen an seinen leinenen Gesetzestafeln. Er wackelte nun ganz entsetzlich mit dem Hintern; endlich pfropfte er noch einmal so geschwind als im Anfange, und plötzlich hört’ er auf und sank mit der Nase über der Mama Schulter hin. Ich benutzte diesen Augenblick und schlich zur Türe hinaus.

      Nachdem ich mich etliche Tage lang dem tiefsten Nachdenken überlassen, macht’ ich endlich den Schluss, dass mehr Männer dergleichen Dinger haben müssten; fand auch wirklich, dass unser Wilhelm eines habe, weil ich es durch seine Beinkleider wahrnahm und sogar auf den Raub befühlte. Gestern war ich mit ihm im Garten, Salat zu holen. Wir kollerten eine Weile auf dem Grase; endlich fragte er, ob wir nicht ein Spiel machen wollten. Ich schlug ihm das Papaspiel vor; aber er versicherte mich bei seiner Ehrlichkeit, dass er es nicht kenne, bat mich, es ihm zu lernen, und – ich gewährte seine Bitte.

      Ich sah mich um und erblickt’ ein trockenes Mistbeet, auf welches ich ihn mich tragen hieß. Jetzt fragt’ er mich, was er weiter anfangen solle; es fiel mir schwer zu sagen, aber ich half mir mit Winken. Schon hatt’ er den Oberrock in die Höhe gehoben, als die Gartentüre aufging und der Papa mit der Frau eines Hanswursts, der nebst seinem Herrn, dem Zahnarzt, eben bei uns auf dem Jahrmarkte war, eintrat.

      Er sah mich in dieser Positur liegen und fragte mich, was Wilhelm mit mir gemachet habe. Ich antwortete ihm weinend: »Der lose Junge! – Da hat er mir meine Nuss aufschlagen wollen, die mir der Herr Kantor schenkte; und weil ich sie ihm nicht gab, wollt’ er mir den Hintern klatschen.« Wilhelm sagte, es sei nicht wahr, und wollte weiterreden, als ich ihm winkte. Er verstand es und schwieg. »Nicht doch, Kinder«, sagte Papa, »lasst mir die Nüsse stehen, bis sie reif sind. – Und du, Wilhelm, der Arsch meiner Tochter ist nicht mit in dein Kostgeld eingedungen. – Jetzt geht nur nach Hause.« Wir nahmen unsere Salatbündel und gingen.

      Siehest du, liebstes Fiekchen, wie herrlich ich mich aus der Affäre gezogen habe? – Ja, lügen kann ich ganz passabel und will es (mit Gottes Hilfe) darin auch noch weiter bringen.

      Ich habe gehöret, dass es Leute gebe, die das, was sie lügen, zuletzt selbst glauben. So weit möcht’ ich kommen. – Da würde ich ja im Glauben stark werden; denn mein Papa spricht immer von der Kanzel dem Volke zu: »Stärket euren Glauben! – Selig sind, die da nicht sehen und doch glauben!« – Auf solche Art wäre der letzte Ausspruch gewiss vollkommen erfüllet; denn wer so lügt, der sieht nichts und hat es nie gesehen und glaubet es dennoch mit vollkommener Stärke. – –

      Der Papa hat oft gesagt, die Hanswürste sehen eine sündliche Profession und man könne mit gutem Gewissen keinen kommunizieren lassen. Vermutlich hat er deswegen seine Frau mit in den Garten genommen, um ihr unter vier Augen den bösen Lebenswandel ihres Mannes zu Gemüt zu führen und sie zuerst zu bekehren. – Lebe wohl; ich küsse dich und bin

      Dein Fiekchen.


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