Animalisches im Wilden Westen. David Poppen

Animalisches im Wilden Westen - David Poppen


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den Hügeln. Bäume und Felsen standen in den Hügelfalten.

      Immer wieder sah Logan nach der Sonne. Sie sank viel zu langsam. Die Hitzeschleier am hügeligen Horizont ließen Himmel und Erde ineinanderfließen.

      Aber dann war die Nacht da.

      Sternenlicht sickerte durch die heranziehenden Wolken.

      Sein Pferd war erschöpft. Logan spürte jeden Muskel in seinem Körper. Er brauchte dringend eine Ruhepause und etwas Schlaf.

      Er ritt an einem kleinen Fluss entlang und fand eine versteckte Lichtung. Dies war der ideale Ort für eine Pause, dachte er und stieg aus dem Sattel. Er gab dem Pferd zu trinken und sehnte sich nach etwas Essbaren. Dann überkam ihn die Müdigkeit, er legte sich auf den harten Boden und schlief sofort ein.

      Ein leises, fremdes Geräusch ließ ihn erschrocken aus dem Schlaf aufwachen. Im Nu hatte er den Oberkörper aufgerichtet und zu seinem Gewehr gegriffen. Das Winchester Gewehr gab ihm ein Gefühl von Sicherheit.

      Reglos saß er dann am Uferrücken und lauschte dem Wind, sah die feuchten Flussnebel und spürte die Gefahr, die unsicher hinter den dichten Bäumen lauerte.

      Es war ein grauer Morgen, noch ohne Sonne und Licht, kühl und still.

      Er spähte suchend umher. Verlassen und friedlich lag der kleine Fluss vor ihm, die Äste der Bäume bogen sich im Wind.

      Nichts deutete auf eine Gefahr!

      Doch er konnte sie fast körperlich spüren, so als berührte ihn eine kalte Knochenhand.

      Er sah nicht den Cowboy, der hinter einem Baum kauerte und ihn beobachtete. Aber er hörte den Hufschlag von Pferden auf der anderen Uferseite hinter den Bäumen. Das Hufgetrampel entfernte sich.

      Der einzelne Cowboy aber blieb in Deckung und saß völlig still, um sich nicht zu verraten. Leise holte er seinen Colt hervor. Er wollte den gesuchten Mann stellen. Er allein! Der Boss wäre stolz auf ihn.

      Noch zögerte er, auf Logan zu schießen. Malone wollte ihn lebend für seine Rache. Daher durfte sein Schuss den gesuchten Mann nur verletzen und nicht töten.

      Logan saß völlig still.

      Seine Augen waren fast geschlossen, er ahnte die Gefahr.

      Blätter raschelten.

      Plötzlich rollte sich Logan herum und lag auf der Seite. Er richtete sich auf, ergriff die Zügel seines Pferdes und versteckte sich hinter dem dichten Buschwerk. Dann begann er hektisch den Sattel aufzulegen.

      Das war der Moment für den Cowboy!

      Er hob den Colt, zielte genau und kam näher. Logan hatte das Pferd fertig gesattelt und wollte gerade aufsteigen.

      In dieser Sekunde krachte der Colt des Cowboys und stieß das Blei aus. Die Kugel streifte den Oberschenkel von Logan und riss eine Streifwunde in seine Haut. Dann fiel der Farmer schwer zu Boden, warf sich herum und krabbelte unter dichtes Baumgestrüpp.

      Er konnte den Mann sehen, der sein Lager erreicht hatte.

      „Komm aus deinem Versteck, du Bastard“, schrie der Cowboy zornig in Richtung von Logans Versteck.

      Von weit her hörte er Pferdegetrampel. Der Schuss hatte die Verfolger informiert, sie eilten herbei. Gleich würde er von den Verfolgern umzingelt sein. Sein Gewehr lag neben dem Pferd auf dem Boden. Er war unbewaffnet.

      Aber es war bereits zu spät!

      Als Logan erneut seinen Kopf hob, traf ihn Schlag, der ihn sofort ins Reich der Träume versetzte. Ein zweiter Cowboy, von Logan unbemerkt geblieben, hatte sich hinter den Farmer geschlichen und mit dem Gewehrkolben auf den Hinterkopf geschlagen.

      Die Flucht von Logan Bennett war beendet!

      4

      Es dauerte nur zwei Tage, bis Logan Bennett wegen versuchten Mordes zum Tod verurteilt wurde. Bereits am nächsten Tag wurde das Urteil vollstreckt.

      Der grauenhafte, mit einem heiseren Krächzen ersterbende Schrei gellte in ihren Ohren.

      „Fahr zur Hölle, Logan!“, zischte Joseph Malone.

      Er starrte den Gehenkten, der vom aufkommenden Sturm wild hin- und hergeschaukelt wurde, voll Hass an. Dem Farmer, der in der Schlinge hing, ragte die Zunge weit aus dem verzerrten Mund.

      Noch klangen Logan Bennetts letzte Worte in Malones Ohren nach wie Paukenschläge aus einer anderen Welt:

      „Verrecken sollt ihr – ich verwünsche euch – in die Hölle sollt ihr fahren und braten bis zum jüngsten Tag!“

      Es waren nicht die Worte, die Joseph Malone selbst jetzt noch die Haut am Rücken zusammenzogen. Die Art, wie Bennett es ihnen in die Gesichter geschleudert hatte.

      „... meine Seele dem Teufel, wenn er euch dafür holt!“

      „Schlag zu, Sheriff. Verdammt, wie lange sollen wir uns dieses Geschwätz noch anhören“, hatte der Ethan Sawyer mit erstickter Stimme gebrüllt. Die Schweißperlen rannen ihm über die Stirn, als hätte ihm jemand einen Eimer Wasser über den Kopf gegossen.

      Und da hatte der Sheriff endgültig ein Ende gemacht. Wusste der Teufel, weshalb er so lange gezögert hatte. Vielleicht aus Angst, weil er einen Unschuldigen aufknüpfte?

      Unsinn!

      Sie wussten ja alle, dass Logan Bennett unschuldig war. Aber er musste sterben, weil es der mächtige Großgrundbesitzer und Rinderzüchter Joseph Malone so wollte.

      Der Gaul hatte sich nicht von der Stelle gerührt und Sheriff Jenkins musste mit wilder Wut zuschlagen, ehe der Braune einen Satz nach vorne machte.

      Jetzt pendelte Bennett dort in der Luft!

      Joseph Malone wollte grinsen. Aber er bekam die erstarrten Lippen nicht auseinander.

      Ein Schwarm Todesvögel kreiste über dem Galgenbaum. In der Ferne zuckten grelle Blitze aus dem wolkenverhangenen Himmel. Donnerrollen tönte von den Bergen herüber.

      „Ja“, grinste William Archer. „Er hat seine Seele dem Teufel versprochen, wenn er uns dafür holt. Ein Farmer, der seine Seele verkauft. Hört euch das einmal an.“

      Er lachte schrill auf. Finster blickte er auf den Gehängten und spuckte wütend in Richtung des Baumes.

      Die Frauen standen in ihren schwarzen Gewändern am Fuße des Hügels. Man hörte das eintönige Gemurmel ihrer Gebete bis herauf zum Galgenbaum. Manchem war aufgefallen, das Elisabeth Smith, nicht anwesend war. Einige hatten die Lehrerin bereits seit drei Tagen nicht mehr gesehen. Zum Ärger mancher Eltern war die Schule geschlossen.

      Die unbescholtenen Bürger hielten sich im Hintergrund und sie bemühten sich, ihre Gesichter zu verbergen. Sie wollten nicht, dass die Hartgesottenen dort oben ihre finsteren Blicke merkten. Sie hatten Angst, höllische Angst. Und sie wollten nicht sterben wie Logan Bennett, der zeitlebens nie jemandem ein Leid zugefügt hatte.

      Liam, Mason und Jakob, drei der Cowboys, die Logan Bennett gejagt und gefangen hatten, standen drüben bei den Gäulen. Unruhig starrten sie den Toten an, der sie mit Hilfe des Gesetzes ermordet worden war. Keiner von den dreien war älter als zwanzig. Sie hielten sich für härter als Stahl. Sie hatten längst das letzte Gebet vergessen, das man ihnen als Kinder beigebracht hatte. Aber der Fluch des Farmers steckte ihnen in der Kehle wie die Gräte eines Fisches.

      Plötzlich brach der Platzregen los. Es prasselte herab, als wären die Wassertropfen Hagelkörner. Dazu heulte der Sturm, dass man sein eigenes Wort nicht verstand.

      „Kommt! Worauf warten wir noch? Vielleicht auf seine Auferstehung?“, brüllte Joseph Malone in das wilde Getöse hinein. Er lachte grell und krampfhaft. Das musste am Wetter liegen. Es machte ihn noch verrückt. Malone kehrte dem Baum den Rücken.

      Und da sah er ihn stehen!

      Keine


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