Im Winter werden Teenagerträume wahr. Caroline Milf

Im Winter werden Teenagerträume wahr - Caroline Milf


Скачать книгу
„Alle unsere Kugeln sind handgemacht.“

      Amelie lächelte der freundlichen Verkäuferin zu.

      „Das sieht man. Sie unterscheiden sich sehr von denen, die im Supermarkt oder im Internet angeboten werden.“

      „Ich weiß. Leider sind sie auch nicht ganz billig.“

      „Was kostet diese Kugel da?“

      „Fünfundzwanzig Euro.“

      Amelie erschrak. Nein, so viel Geld konnte sie unmöglich für eine einzige Kugel bezahlen.

      Die Verkäuferin schien zu ahnen, was in ihr vorging, denn plötzlich beugte sie sich vor.

      „Wenn Sie sie haben wollen, kommen Sie doch am letzten Tag vorbei. Dann werden viele Sachen reduziert. Ich könnte Ihnen die Kugel zur Seite legen.“

      Amelie biss sich auf die Lippen. Der Vorschlag hörte sich verlockend an, aber um wie viel würde die Kugel herabgesetzt werden? Schnell erkundigte sie sich.

      „Vierzig Prozent sind üblich. Überlegen Sie es sich!“

      „Darf ich Ihnen nachher Bescheid sagen?“

      Die Verkäuferin nickte zustimmend. In Gedanken versunken schlenderte Amelie weiter. So langsam wurde es Zeit, zu Philipp zu gehen.

      Schon von weitem sah sie ihn inmitten der vielen Bäume stehen. Heute hatte er einen dicken Schal um den Hals geschlungen, und seine Hände steckten in Wollhandschuhen.

      Unwillkürlich musste Amelie schmunzeln. Sein Anblick vertrieb all die trüben Gedanken, die sie eben noch belastet hatten.

      In einiger Entfernung blieb sie stehen und sah ihm zu. Er lachte viel und schien sich blendend mit seinen Kunden zu unterhalten.

      In der kurzen Zeit verließ kein Kunde Philipps Stand, ohne einen Baum gekauft zu haben. Man konnte sich ausrechnen, wann sein Stand leer sein würde. Philipp begann, seine restliche Ware in die Bude zu räumen. Er musste ziemlich stark sein, denn er konnte mühelos vier Bäume gleichzeitig tragen. Langsam ging Amelie näher an seinen Verkaufsstand.

      Philipp hievte gerade zwei Bäume mit Ballen hoch und wollte sie zu den anderen setzen, als er Amelie bemerkte.

      „Toll, du bist ja schon da!“, freute er sich. „Ein paar Minuten noch, dann bin ich fertig. Mein Chef wird zufrieden sein.“

      „Ich bin schon einige Zeit hier und habe mich umgesehen“, erzählte sie. „Kann ich dir helfen?“

      Philipp sah sie amüsiert an. „Nein. Das ist keine Arbeit für dich! Manche Bäume sind ganz schön schwer. Trotzdem danke!“

      Schnell räumte er den Rest ein und verschloss die Bude.

      „Jetzt kann's losgehen!“

      Langsam schlenderten sie an den einzelnen Buden vorbei.

      „Das ist ein Rummel!“, bemerkte Philipp mehrmals staunend. „Magst du Weihnachtsmärkte?“

      „Ja, ich komme jedes Jahr. Und du?“

      „Ich arbeite seit zwei Jahren als Baumverkäufer. Mein Chef ist super. Er zahlt gut und ist auch sonst sehr nett. Ich spare für ein neues Auto. Mein altes stammt noch aus dem Mittelalter und benimmt sich manchmal entsprechend.“

      „Wie meine Vespa. Aber das brauche ich dir ja nicht zu sagen.“

      „Bist du hungrig? Ich weiß, wo es die besten Bratwürste gibt.“

      Unwillkürlich musste Amelie wieder an den Betrunkenen denken. Nein, eine Bratwurst konnte sie beim besten Willen nicht essen.

      „Ich mag Bratwürste nicht besonders.“

      „Aha, worauf hast du dann Appetit?“

      „Am liebsten würde ich eine Crêpes mit viel Nutella essen!“

      „Hört, hört! Aber kein Problem, bei deiner perfekten Figur kannst du bedenkenlos solche Süßigkeiten vertragen...“

      Philipp schwieg erschrocken. Hoffentlich war Amelie ihm nicht böse wegen seiner Bemerkung. Warum musste er auch immer gleich so vorlaut sein? Doch Amelie lächelte.

      „Dann auf zum Crêpes Stand! Du kannst dir ja etwas Herzhaftes besorgen.“

      „Nein! Ich esse sehr gerne Crêpes!“, rief Philipp theatralisch und rollte die Augen.

      Amelie musste lachen. Mit den Crêpes in der Hand schlenderten sie weiter über den Weihnachtsmarkt.

      „In diesem Jahr gibt es keine neuen Stände“, stellte Philipp plötzlich fest. „Die Geschenkbuden werden immer weniger, dafür haben Karussells und Imbissstände Hochkonjunktur. Nicht zu vergessen die Getränkestände mit Glühwein und Bier.“

      „Genau daran habe ich eben auch gedacht. Vor Jahren war alles noch ganz anders.“

      Philipp warf ihr einen Blick zu und lachte los.

      „Wir reden wie zwei Rentner! Meine Großeltern lobten auch immer die gute alte Zeit, in der alles so anders und besser war.“

      „Dann bin ich eben altmodisch, denn ich meine, dass vor Jahren die Weihnachtsmärkte viel schöner waren.“

      Amelie blieb vor dem Stand mit den Weihnachtskugeln stehen.

      „Wie gefällt dir diese Kugel?“

      „Welche?“

      „Hinten an der Wand hängt eine mit einem kleinen Christbaum drin. Siehst du sie?“

      Philipp sah sich aufmerksam um, konnte die Kugel aber nicht entdecken. Ungeduldig wies Amelie in die angegebene Richtung.

      Philipp ging in die Knie, um mit ihr auf gleicher Blickhöhe zu sein.

      „Die rosafarbene?“

      „Ja. Ich glaube, ich lasse sie mir zurücklegen.“

      „Das Ding sieht nicht billig aus“, raunte Philipp ihr zu.

      „Ich weiß, aber ich möchte sie unbedingt haben.“

      Amelie wartete, bis die Verkäuferin bedient hatte.

      „Ich möchte sie haben, die Kugel mit dem Bäumchen. Erinnern Sie sich?“

      „Klar! Wie abgemacht?“

      Amelie nickte dankbar. „Ja, wie abgemacht. Ich komme am letzten Tag gleich nach der Schule.“

      Als sie sich abwandte, lief Philipp hinter ihr her.

      „Hey? Was war denn das für eine Vorstellung? Kennst du die Frau?“

      „Du bist sehr neugierig, nicht wahr?“

      Philipp zuckte die Schultern. „Stimmt! Man muss alles wissen, finde ich.“

      „Muss man das wirklich? Manchmal bin ich sogar froh, dass ich nicht alles weiß.“

      Philipp erwiderte nichts und führte sie an einen Stand mit gebrannten Mandeln.

      „Magst du welche, oder hast du genug Süßes gehabt?“

      „Ich sterbe für Mandeln“, verriet ihm Amelie lächelnd. „Aber jetzt bin ich dran.“

      Ehe Philipp es verhindern konnte, hatte sie eine Tüte genommen und bezahlt.

      „Sollten wir uns nicht ein wenig aufwärmen? Wir könnten in ein Café gehen, und etwas Warmes trinken. Ich bin reichlich durchfroren.“

      „Ach, Gott, Philipp! Du musst ja wirklich Eisbeine haben. Wie lange stehst du schon auf dem Markt?“

      „Vier Stunden. Mein Dienst dauert von zwei bis sechs. Dreimal wöchentlich und samstags.“

      „Dann sollten wir wirklich in ein Café gehen. Außerdem ist mir auch ziemlich kalt. Ich fürchte, meine Freundin hat Recht. Es sieht nach Schnee aus.“

      „Jetzt


Скачать книгу