Manimals. Jens van Nimwegen
bei den Skins bleiben, bis er es auch kann. Und die sollen ruhig ihre Stiefel und Fäuste gebrauchen, wenn Korrekturen oder Anspornungen nötig sind.
Die Gummihose von Drexau ist leider nicht ölfest. Darum kann er nicht mitmachen. Zu den Resten von Befangenheit kommt nun noch die Sorge um seine einzige Hose. Das muss ich ändern. Ich beratschlage mit dem mitdenkenden Punker, der gestern Drexaus Hemd gekennzeichnet hat, und der sich heute neben uns niedergelassen hat. Gegen eine Vergütung in Naturalien will er gern helfen. Auf Drexaus Hose hatte er es sowieso schon abgesehen. Er verschwindet für einige Stunden mit Drexaus und meinem Hemd und der Gummihose. Ich öle Drexau von oben bis unten ein, und der gesellt sich zur Balgerei.
Uniformierung
Als der Punker zurückkommt, trägt er selbst die Gummihose, die ihm gut steht, und hat mein Hemd und ein neues ebenfalls beschriftet mit LIVING IN PISS und der Pflegekennzeichnung „nicht waschen, nicht chemisch reinigen”. Und für Drexau hat er eine sehr versiffte, fadenscheinige, halblange Jeans mit vielen Rissen und Löchern mitgebracht. Nun haben wir alle drei eine Art Uniform, wobei alle Jeans verschieden lang sind und die von Porco inzwischen von innen und außen eingepisst ist und er wegen der Handschellen sein Hemd nicht anziehen kann. Der Punker steckt es ihm in den Hosenbund. IN PISS kann man lesen, wenn es nicht flattert. Aber das ist nicht alles. Er hat ölfestes Industriegummi dabei und will für uns drei Westen machen. So kann er gleich für seine eigene Lederweste üben.
Vorher kaufen wir für Porco noch Gummistiefel in einem Fachgeschäft für Berufskleidung. Ich erkläre dem Verkäufer: „ungefüttert müssen sie sein, wegen der Pisse und damit man daraus trinken kann.” Der probiert sich nichts anmerken zu lassen. Der Kunde ist König.
Da Porco seine Hände nicht gebrauchen kann, muss Drexau ihm beim Anprobieren helfen. Porco behält die Gummistiefel an, und wir binden ihm seine Schnürstiefel an den Hosenbund. Dan fahren wir zu viert in meinen Stall. Die Leute in der U-Bahn glotzen. Diese Dreifachuniform mit Aufschrift ist vielleicht doch zu krass. Aber der Punker hat daran gedacht. Darum sollen wir ja Westen bekommen.
Er schaut sich meine Lederweste noch einmal genau an und schneidert jedem von uns eine Gummiweste auf den Leib. Drei Teile, zusammengehalten mit Nieten. Den Nietapparat hat er mitgebracht. Das grauschwarze Industriegummi passt genau zu unseren Stiefeln. Porcos Lederstiefel schließe ich weg. Als Gegenleistung versprechen wir dem Punker, solange es warm ist nichts anderes zu tragen und uns jederzeit auf Aufforderung in seiner Nähe aufzuhalten, um seine Pisse zu trinken. Er will ein paar Ausflüge machen mit einem Gefolge von Schweinen.
Die Weste verdeckt das MANIMAL in meinem Nacken nicht. Der Punker hätte gern, dass auf die entsprechenden Stellen bei den anderen DREXAU und PORCO tätowiert wird. Drexau will das sofort, hat aber kein Geld und darf nichts selbst entscheiden. Porco traut sich nicht, auch wenn die Aufschrift durch normale Hemdkragen sicher verdeckt würde. Aber der Gedanke beschäftigt ihn.
In der Nacht bleibt der Punker bei uns, auf meinem Lederbett, nachdem er uns drei auf dem Gummilager noch einmal mit Öl beschüttet hat. Porco wird nun nicht mehr angekettet. Er hat bewiesen, dass er zu uns gehört. Wir verbringen eine glitschige Nacht, in der wir vor Geilheit kaum schlafen. Wie schön ist es, dass wir Schweine sind!
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