Ein Pfirsich ist ein Apfel mit Teppich drauf. Rainer Orban
wünschen Ihnen viel Spaß und hoffentlich neue Anregungen, die Mut machen.
Wir haben uns bei vielen Menschen zu bedanken. Unseren Kindern Jonas, Béla, Fiona und Kian danken wir für viel Geduld mit und Verständnis für uns und das motorische Geschick, nicht über die vielen Bücher und Zettel, die herumlagen, zu stolpern.
Ganz besonders gilt unser Dank Julia Bolender für ihren genauen Blick, ihre Anregungen und ihre Zeit.
Nicht vergessen dürfen wir das Team der Kindertagesstätte Zauberland. Ohne sie gäbe es dieses Buch nicht.
Dem Team vom Carl-Auer Verlag sagen wir danke für seine Ermutigung und sein Interesse an diesem Projekt und für die Zeit, die es uns gegeben hat, dies so umzusetzen.
Unserem Lektor Herrn Uli Wetz eine tiefe Verneigung. Seine Geduld, sein genauer Blick und sein Mut zu deutlichen Verständnisfragen waren nicht nur hilfreich, sondern haben uns und dem Buch enorm gutgetan.
Unserem Kollegen und wunderbaren Freund Matthias Ochs sagen wir Danke für seine sehr intensive und kreative Mitarbeit am Kapitel zur Systemtheorie.
Danken wollen wir an dieser Stelle zudem den zahlreichen Teilnehmerinnen und Teilnehmern an unseren Seminaren, Workshops, Fort- und Weiterbildungen der letzten Jahre. Sie haben uns bestätigt, dass es richtig war dieses Buch zu schreiben. Sie haben uns zudem ermutigt und inspiriert auf diesem Weg weiterzugehen.
Mitunter fehlten uns die Worte, dabei gibt es so viele Sprachen.
Hundert Sprachen hat das Kind
Ein Kind ist aus hundert gemacht
Ein Kind
Hat hundert Sprachen
Hundert Hände
Hundert Gedanken
Hundert Weisen zu denken
Zu spielen und zu sprechen.
Immer hundert Weisen
Zuzuhören
Zu staunen und zu lieben
Hundert Weisen zu singen und zu verstehen
Hundert Welten
Zu erfinden
Hundert Welten
Zu träumen.
Ein Kind hat hundert Sprachen
Doch es werden ihm neunundneunzig geraubt.
Die Schule und die Umwelt trennen ihm den Kopf vom Körper.
Sie bringen ihm bei
Ohne Hände zu denken
Ohne Kopf zu handeln
Ohne Vergnügen zu verstehen
Ohne Sprechen zuzuhören
Nur Ostern und Weihnachten zu lieben und zu staunen.
Sie sagen ihm, dass die Welt bereits entdeckt ist
Und von hundert Sprachen rauben sie ihm neunundneunzig.
Sie sagen ihm
Dass das Spielen und die Arbeit
Die Wirklichkeit und die Fantasie
Die Wissenschaft und die Vorstellungskraft
Der Himmel und die Erde
Die Vernunft und der Traum
Dinge sind, die nicht zusammengehören.
Sie sagen also, dass es die hundert Sprachen nicht gibt.
Das Kind sagt: »Aber sie gibt es doch.«
(Loris Malaguzzi, Reggio Emilia, 1985)
1. Systemisch-ganzheitlich, geht das?
Was Sie erwartet:
In diesem Kapitel geht es uns darum, Ihnen unsere Idee von einer systemisch-ganzheitlichen Sicht nahezubringen.
Dabei stellen wir infrage, ob es sinnvoll ist, den Begriff »systemisch-ganzheitlich« überhaupt zu benutzen. Zudem ist zu diskutieren, was denn ganzheitlich überhaupt bedeuten kann. Eine Er-Klärung dazu versuchen wir und laden Sie ein, uns dabei zu folgen.
Im Sinne systemischen Denkens und Handels schrecken wir auch nicht davor zurück, Sie ein wenig zu verstören – aber bitte keine Angst, lassen Sie sich einfach überraschen.
Sagen wir es mal so: Der Begriff Ganzheitlichkeit ist bereits durch so viele Hände gegangen, dass er im wahrsten Sinne des Wortes abgegriffen wirkt. Es bedarf daher schon einiger Überzeugung, will man ihn offensiv benutzen. Diese Überzeugung haben wir. Wir möchten Ihnen gerne schmackhaft machen, dass eine ganzheitliche Sicht enorm bereichernd und zielführend ist.
Übung
Was verstehen Sie unter ganzheitlich?
Wissen Sie noch, wo Ihnen der Begriff zuerst begegnete?
Gibt es Bedeutungen, die Ihnen merkwürdig erscheinen?
Wie sehen die Kollegen und Kolleginnen in Ihrem Team »Ganzheitlichkeit«?
Glauben Sie, dass wir auch eine ganzheitliche Wirtschaft benötigen?
Der Mensch ist mehr als sein Gehirn. Der Mensch ist mehr als seine Muskeln. Der Mensch ist mehr als sein Skelett. Der Mensch ist mehr als ein unbeschriebenes Blatt. Der Mensch ist mehr als das Ergebnis seiner Eltern. Der Mensch ist mehr als das Ergebnis von Einflüssen seiner Umgebungen. Der Mensch ist all das. Der Mensch ist eine Ganzheit. Und mehr. Der Mensch ist mehr als die Summe seiner Teile …
Endlos, auch ohne klares Ziel, könnten wir eine solche Reihe fortführen. Wie lang und umfassend würde wohl eine Liste, die aufführte, welche Potenziale ein jeder und eine jede von uns in sich trägt? Eine Liste, die so unüberschaubar wäre, dass sie womöglich den einen oder anderen erschlagen würde …
Erschlagen aber wollen wir Sie nicht. Wir wollen Sie ermutigen. Das Wissen über das Füllhorn an Möglichkeiten, diese im positiven Sinne unkalkulierbare Vielfalt in uns, ist die Triebfeder dafür, nicht nur ein solches Buch zu schreiben, sondern sich auch immer aufs Neue der Arbeit mit Kindern und ihren Familien zu widmen. Vielleicht lassen Sie sich ein wenig anstecken und werfen mit uns einen ersten Blick auf das Thema Ganzheitlichkeit im Kindergarten.
Abb. 1: Die ganzheitliche Kindertagesstätte
Abbildung 1 macht deutlich, wie wir ganzheitliches Arbeiten verstehen. Gerade für Gabi Wiegel, die nun seit vielen Jahren einen Integrationskindergarten leitet, hat dieses Verständnis unter anderem dazu geführt, sofort zuzupacken, als man ihrem Kindergarten vor mehreren Jahren über den örtlichen Kneipp-Verein antrug, zertifizierter Kindergarten nach Kneipp zu werden.
Nun mag so mancher Systemiker und ein sich der Postmoderne zurechnender Mensch zu Recht fragen, wie man eine solch angestaubte Idee wieder hervorholen kann. Man kann, es bedarf dafür jedoch eines gewissen Mutes und des Blicks für die Zusammenhänge.