Lateinische Stilmittel. Michael Bradtke

Lateinische Stilmittel - Michael Bradtke


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zu sehen. Das Asyndeton mit Trikolon spitzt die Klimax zu. Weiter sollte man sich Ciceros Gestik und Mimik sowie seine Sprechpausen und die sich wohl steigernde Reaktion, den Beifall der Zuhörerschaft, vorstellen.

      Beispiel aus Ovids Metamorphosen

      Vor dem Einsetzen der eigentlichen Handlung zeichnet Ovid in seinen Metamorphosen oft ein Szenenbild, um dem Leser den Ort des Geschehens vor Augen zu führen. Geradezu wie ein Kameramann zoomt er dann näher an die handelnden Personen heran.

      Schon in den ersten Versen der hier vorliegenden Passage zu »Orpheus und Eurydike« (Ov. met. 10,1–77) deutet Ovid mit einem Polysyndeton mit Trikolon, einer Klimax und der Litotes (nec felix) an, dass die Geschichte ein tragisches Ende nehmen wird (Ov. met. 10,4 f.):

      adfuit ille quidem, sed nec sollemnia verba / nec laetos vultus nec felix attulit omen – Jener (der Hochzeitsgott) war zwar zugegen, aber er brachte weder feierliche Worte noch fröhliche Gesichter noch ein glückliches Vorzeichen mit.

      Nach der einleitenden Erzählung redet Orpheus die Götter der Unterwelt direkt an, eine Captatio benevolentiae (Ov. met. 10,17):

      … o positi sub terra numina mundi – O ihr Götter der unter die Erde gesetzten Welt

      Auffallend ist die Emphase.

      Orpheus rechtfertigt sein Erscheinen in der Unterwelt (Ov. met. 10,23):

      causa viae est coniunx – Der Grund des Weges ist meine Gattin.

      Diese Aussage wird besonders betont durch das exponiert gesetzte coniunx.

      Voller Bitterkeit über den frühen Tod seiner Gattin und das anscheinend nicht vorhandene Einfühlungsvermögen bei den Göttern der Unterwelt spricht Orpheus sarkastisch (Ov. met. 10,26 f.):

      vicit Amor; supera deus hic bene notus in ora est / an sit et hic, dubito – Gesiegt hat Amor; oben auf der Welt ist dieser Gott gut bekannt, ob auch hier, das bezweifle ich.

      Doch ihm und damit auch der Leserschaft scheint aufzufallen, dass er mit den Göttern so nicht reden darf und seinen Sarkasmus zügeln muss.

      Orpheus nimmt ihn in den folgenden Versen deutlich zurück (Ov. met. 10,27 ff.):

      … sed et hic tamen auguror esse, / famaque si veteris non est mentita rapinae, / vos quoque iunxit Amor – Aber ich vermute dennoch, dass er auch hier bekannt ist, wenn die Kunde des früheren Raubes nicht gelogen ist; auch euch hat Amor verbunden.

      Amor ist exponiert an die letzte Stelle im Vers gesetzt. Die Geminatio et hic zeigt die enge Verbindung beider Aussagen an.

      Die Verzweiflung des Orpheus wird wiederum durch diese sarkastische Aussage deutlich (Ov. met. 10,38 f.):

      quod si fata negant veniam pro coniuge, certum est / nolle redire mihi: leto gaudete duorum – Wenn aber das Schicksal die Gnade für meine Gattin verweigert, ist es sicher für mich, nicht an die Erdoberfläche zurückkehren zu wollen: Erfreut euch an dem Tod beider.

      Orpheus ist bereit zum Selbstmord, falls sein Begehren kein Gehör finden sollte.

      Zum Ende überlässt es Ovid der Leserschaft, ob sie sich mit Eurydike oder Orpheus identifizieren will, indem er die eindeutige Bestimmung des Genus der handelnden Person offenlässt (Ov. met. 10,58 f.):

      bracchiaque intendens prendique et prendere certans / nil nisi cedentes infelix adripit auras – Offen die Arme ausstreckend, kämpfend gefasst zu werden und (selbst) zu fassen, fasst der/die Unglückliche nichts außer weichender Luft.

      Zur Benutzung dieser Ausgabe

      Einige Bezeichnungen von Stilmitteln haben ihren Ursprung im Griechischen; die Betonung wird in diesem Fall durch einen Akzent dargestellt.

      Mit → wird auf vergleichbare Stilmittel verwiesen. Die Abkürzungen der Autoren und ihrer Werke werden im Anhang aufgelöst.

      Jeder Artikel besteht im Prinzip aus folgenden Elementen:

      Das Stilmittel

      Definition bzw. Erklärung

      Deutsches Beispiel

      →Verweis auf vergleichbare, gegensätzliche oder auch zugleich vorkommende Stilmittel

      Stellenangabe: Zitat – Übersetzung

      ggf. weitere Erklärung/Einordnung

      Bei der Übertragung der Beispielsätze ins Deutsche wurde der Wörtlichkeit gegenüber einer besseren Lesbarkeit der Vorrang gegeben. Es wurde versucht, die stilistischen Besonderheiten der gebotenen Zitate auch ins Deutsche zu übertragen, was nicht immer möglich war. Bei der Bewertung der Stilmittel muss der entsprechende Kontext des lateinischen Zitats herangezogen werden, worauf in dieser Ausgabe aus Platzgründen verzichtet wird. Alle lateinischen Zitate erscheinen mit Ausnahme der Namen in Kleinschreibung; Auslassungszeichen (…) sind nur dort gesetzt, wo es für das Textverständnis wichtig ist.

      Lateinische Stilmittel

      (Auswahl)

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