Wider den kirchlichen Narzissmus. Manfred Scheuer

Wider den kirchlichen Narzissmus - Manfred Scheuer


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      Manfred Scheuer

      WIDER DEN KIRCHLICHEN NARZISSMUS

      Ein spirituell-politisches Plädoyer

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      Die Zitate aus der Heiligen Schrift sind entnommen aus: Die Bibel. Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift © 1980 Katholische Bibelanstalt, Stuttgart

      Wir danken für die freundliche Abdruckgenehmigung aus:

      Theodor W. Adorno, Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben. Herausgegeben von Rolf Tiedemann. © Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main 1951. Alle Rechte bei und vorbehalten durch Suhrkamp Verlag Berlin. Madeleine Delbrêl, Wir Nachbarn der Kommunisten. Diagnosen. Einführung von Jacques Loew, übertragen von Hans Urs von Balthasar, © Johannes Verlag Einsiedeln 1975, S. 67–69.

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      Mitglied der Verlagsgruppe „engagement“

      Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

      2015

      © Verlagsanstalt Tyrolia, Innsbruck

      Umschlaggestaltung: stadthaus 38, Innsbruck

      Layout und digitale Gestaltung: Tyrolia-Verlag

      Druck und Bindung: Theiss, St. Stefan

      ISBN 978-3-7022-3470-6 (gedrucktes Buch)

      ISBN 978-3-7022-3471-3 (E-Book)

      E-Mail: [email protected]

      Internet: www.tyrolia-verlag.at

      Inhalt

       Vorwort

       1. Kapitel:

       „Vergesst die Gastfreundschaft nicht“ (Hebr 13,2) – Migrationsbewegungen fordern heraus

       Menschen wie wir

       Kirche als Lebensraum für Fremde

       An den Knotenpunkten von Judentum, Christentum und Islam

       2. Kapitel:

       „Neige dem Armen dein Ohr zu“ (Sir 4,8) – Sozialethische Kritik und die Armut als Grundhaltung

       Der Mensch ist, was er isst

       Leistbares Wohnen

       Arme Leute – arme Kirche

       3. Kapitel:

       „Bei euch soll es nicht so sein“ (Mt 20,26) – Vom Umgang mit Macht, Autorität, Politik und Gedächtnis

       Erinnern oder Vergessen?

       Braucht Demokratie Religion?

       Leiten und Führen in der Kirche

       4. Kapitel:

       „Gib deinem Knecht ein hörendes Herz“ (1 Kön 3,9) – Religiöse Bildung schafft Orientierungswissen

       Je religiöser, desto dümmer?

       Was schuldet die Gesellschaft der Jugend?

       5. Kapitel:

       „Ihr aber seid lebendige Steine“ (1 Petr 2,5) – Auftrag und Nachfolge

       Christlich leben in der Welt von heute

       Anmerkungen

       Abkürzungen

      Vorwort

      Es gibt gegenwärtig unzählige wunde Stellen, eine Welt, die blutet, in der gestritten, gelitten und gestorben wird, wenn tausende Flüchtlinge aus Afrika im Mittelmeer ertrinken oder nach lebensgefährlichen Überfahrten in Italien stranden; wenn Menschen, Frauen und Kinder als Ware gehandelt werden; wenn Menschen an unheilbarer Krankheit, Überforderung und Vereinsamung leiden, in Depression und Sucht, Burnout und massivem Mangel an Zeit, in Unversöhnlichkeit, Streit und Neid.

      Einmal gibt es einen Sturm der Entrüstung, einen Aufschrei der Humanität mit einer Welle der Solidarität, dann werden Schuldige, Verantwortliche oder Sündenböcke gesucht. Oder Aufrufe bleiben als bloße moralische Appelle in der Rhetorik stecken und nähren mehr das Gefühl der Ohnmacht und der Resignation. Vieles geht versteckt und unbemerkt vor sich. An Hunger stirbt man auch im 3. Jahrtausend sehr leise. Und dann gibt es eine große Fläche von blinden Flecken verbunden mit Abstumpfung und Unempfindlichkeit. Nachrichten, Fakten, Ereignisse, die fassungsloses Schweigen oder Schreie verursachen könnten, werden zu einer Frage der Quote oder Statistik.

      Gott erscheint an den Wegkreuzungen, an den Orten, die uns nicht vertraut sind, an denen wir uns nicht auf Sicherheiten stützen können, so Papst Franziskus. Jorge Bergoglio kritisierte eine um sich selbst kreisende Kirche, die sich selbst genug sei und die in „theologischen Narzissmus“ verfalle. Narziss ist in das eigene Spiegelbild verliebt, kann auf nichts anderes und niemanden anderen mehr achten als auf sich selbst. Der narzisstisch sich selbst verhaftete Mensch kann – aus welchen Gründen auch immer – nicht lieben. Entscheidend bleiben geistig-geistliche Offenheit und die Bereitschaft zu kreativer Auseinandersetzung mit den Fragen der Gegenwart, überraschende Orte souveräner Gastfreundschaft, intellektuelle Diakonie, gepaart mit demütigem Selbstbewusstsein, vor allem ein Herz, Kopf und Sinne weitendes Gehen an die Ränder des Lebens und des Denkens.

      Es wäre fatal, wenn Spiritualität die Brüche des Lebens, das Unheil, die konkrete Unversöhnlichkeit außer Acht lassen, von der realen Lebenswelt entfremden und gegenüber der wirklichen Not immunisieren würde. Denn Gott ist nicht in einer


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