Von Blut & Magie. Melanie Lane

Von Blut & Magie - Melanie Lane


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W-Lan Passwort.«

      »W-Lan?« Was sollte ich denn mit dem W-Lan Passwort, wenn ich nicht mal mein Handy griffbereit hatte? Aber eventuell konnte ich Nick ja dazu überreden, ein paar meiner Sachen zu holen, während ich überlegte, ob es wirklich klug war, zu bleiben.

      »Wir sind keine Wilden, Lilly.« Nick grinste mich an. Er nickte in Richtung des Zettels, den ich fest umklammert hielt. »Zumindest nicht hier. Moderne Technik funktioniert in der Anderswelt nicht.«

      Oh. Darüber hatte ich bis jetzt noch nicht nachgedacht. Aber wahrscheinlich brauchte man die moderne Technik und ihre Annehmlichkeiten überhaupt nicht, wenn man Magie besaß.

      »Willkommen zu Hause, Prinzessin.«

      Formvollendet verbeugte Nick sich vor mir, ehe er lächelnd die Tür zuzog. Alleine mit mir selbst und meinen Gedanken legte ich den kleinen Zettel auf den Nachttisch und ließ mich erschöpft auf das große Bett fallen. Jemand hatte es während meiner Abwesenheit wieder hergerichtet und mein Tipp fiel dabei auf Alina. Zumindest vermutete ich, dass es das war, was Kammerzofen taten. Mir war nicht wohl bei dem Gedanken, dass die junge Frau hinter mir herräumte. Aber ich konnte eine Verbündete gut gebrauchen. Eine Freundin. Emotional ausgelaugt rollte ich mich auf die Seite und ließ meine Gedanken wandern. Eine magische Welt, dachte ich fasziniert. Mehrere Welten. Und ich war offensichtlich ihre Prinzessin. Thronerbin, ermahnte ich mich selbst. Das hieß, dass ich eines Tages Königin sein würde. Wie konnten sie jemanden wie mich auf dem Thron wollen? Ich war nicht gut mit Menschen, wie sollte ich da ein ganzes Königreich regieren? Ein zaghaftes Klopfen riss mich aus meinen Gedanken.

      »Eure Hoheit?« Alinas sanfte Stimme drang gedämpft durch die Tür. »Kann ich reinkommen?«

      »Ja«, nuschelte ich, das Gesicht in den Kissen vergraben.

      »Hoheit, was … was tut Ihr da?« Sichtlich verwirrt starrte die junge Frau auf mich herab.

      »Nachdenken«, seufzte ich und drehte mich zurück auf den Rücken. »Das alles hier«, ich wies auf das Bett, die Suite und zuletzt auf Alina selbst, »ist verdammt viel zu verarbeiten.«

      Mit einem verständnisvollen Nicken stellte sie ein kleines silbernes Tablett neben dem Bett ab. Der Geruch von heißer Schokolade stieg mir in die Nase und gierig robbte ich dichter an den Nachttisch heran.

      »Ist das …?«

      »Ollis berühmte heiße Schokolade, Hoheit.«

      Ich wusste nicht wer dieser Olli war, aber es roch himmlisch. Vorsichtig griff ich nach der Tasse und sog den kräftig schokoladigen Geruch tief in meine Lungen. Herrlich.

      »Eure Hoheit, Ihr …«

      »Mein Name ist Lilly«, unterbrach ich Alina und sah sie freundlich an.

      »Du musst mich nicht Hoheit oder Prinzessin nennen, Alina. Ich bin Lilly. Und bis vor ein paar Stunden war ich eine einfache Kellnerin, die in einer kleinen Dachgeschosswohnung gewohnt hat.«

      Meine Antwort wurde mit einem schnellen Lächeln belohnt.

      »Dennoch seid Ihr eine Callahan, Hoheit. Und meine zukünftige Königin. Wir haben lange nach Euch gesucht«, fügte sie leise hinzu.

      »Ihr werdet doch bleiben, oder?«

      »Soll ich bleiben?«

      »Natürlich!« Irritiert sah sie mich an. »Dies ist Euer Zuhause. Arcadia ist Euer Zuhause!«

      Noch nicht überzeugt, trank ich einen Schluck Schokolade und schloss überwältigt die Augen. Meine Güte war das gut. Kräftig und mit einem Hauch von Zimt. Vielleicht würde ich allein der Schokolade wegen hierbleiben.

      »Ich bin mir nicht sicher, was genau ich empfinde«, gab ich ehrlich zu. »Nick hat mir ein wenig von den verschiedenen Unsterblichen und ihren Welten erzählt. Auch von seinem … unserem Vater, aber alles … es klang alles so …«

      »So was?«, hakte Alina leise nach.

      »So hart.«

      Unsere Blicke trafen sich über dem Rand meiner dampfenden Tasse und in diesem Moment sah ich etwas in Alinas Augen aufblitzen. Etwas, das mir die junge Frau auf Anhieb noch sympathischer werden ließ. Ich sah Feuer. Leidenschaft. Und Kampfgeist. Eigenschaften, die ich stets bewundert hatte.

      »Die Anderswelt ist hart«, bestätigte Alina unverblümt. »Sie kann gnadenlos und grausam sein. Das bringen viel Macht und ein langes Leben mit sich. Aber sie ist auch wunderschön. Voller Magie und Wunder und verzauberten Welten, die Ihr Euch nicht mal im Ansatz vorstellen könnt. Wollt Ihr Euch die Chance entgehen lassen mehr über diesen Teil Eurer Herkunft zu erfahren?«, fragte sie mich lächelnd.

      »Eine Möglichkeit all das zu sehen, wovon die meisten Sterblichen nur träumen können. Und gleichzeitig die Aussicht das zu verändern, was längst überholt ist?«

      Ein wenig verwundert musterte ich die junge Frau vor mir genauer. Oh ja, da war definitiv ein Feuer hinter der sanften, perfekten Fassade.

      »Ich brauche keine Kammerzofe«, entfuhr es mir, ohne dass ich weiter darüber nachdachte.

      »Aber«, fügte ich rasch hinzu, als das Lächeln aus Alinas Gesicht verschwand, »eine Freundin hätte ich sehr gerne.«

      Die junge Frau musterte mich einen Moment lang stumm, und ich hielt den Atem an. Noch nie hatte ich eine andere Frau um ihre Freundschaft gebeten. Mein bereits angeschlagenes Herz würde es nicht verkraften, sollte sie ablehnen. Aber ich wollte ihre Freundschaft, weil sie mich mochte und nicht, weil ich ihre zukünftige Königin war.

      »Ich wäre gern Eure Freundin.« Erleichtert atmete ich auf.

      »Das freut mich sehr.« Lächelnd musterte ich Alina. »Ich habe so viele Fragen. Was ist Abbadon? Waren die Engel schon immer so ignorant? Wer ist Lucan Vale?«

      Lachend sah Alina auf mich herab. »Ich sehe, dass Euer Bruder Euren Wissendurst nicht stillen konnte.«

      »Er meinte, ich solle schlafen gehen und wir würden morgen weiterreden«, schmollte ich und erfüllte damit direkt meine neue Rolle als kleine Schwester.

      »Es war ein langer, aufregender Tag für uns alle, Hoheit. Ich stimme Nick zu, aber«, sie hob anmutig eine Hand, ehe ich protestieren konnte, »ich werde Euch Eure Fragen beantworten, Hoheit. Morgen.«

      »Wirst du mich dann auch bitte Lilly nennen, Alina?«

      Dieser ganze formelle Quatsch mit Eurer Hoheit hier und Eure Hoheit da machte mich nervös.

      »Bleibt bei uns, Hoheit, und ich ziehe es in Betracht.«

      Alina verschwand kurz in dem großen Ankleidezimmer, ehe sie mit einem gemütlich wirkenden, cremefarbenen Pyjama wieder zurückkam. Lächelnd legte sie die Klamotten auf dem Bett ab und sah mich an.

      »Ich habe das Gefühl Ihr würdet Euch lieber alleine fertig machen.«

      Ich nickte bestätigend und stellte die mittlerweile leere Tasse auf dem Tablett ab.

      »Es liegt nicht an dir, das weißt du hoffentlich. Aber ich … ich bin es gewöhnt, für mich alleine zu sorgen. Dennoch werde ich dich brauchen, um mich hier zurechtzufinden.«

      Als sie nichts erwiderte, griff ich nach meinen neuen Schlafsachen. »Gute Nacht, Alina.«

      Die andere Frau zögerte kurz, ehe sie sich noch einmal zu mir umdrehte. »Gute Nacht … Lilly.«

      Überrascht sah ich auf, aber Alina war bereits verschwunden.

      KAPITEL 3

      Der nächste Morgen begann ziemlich genau so, wie am Tag zuvor. Ich wachte in einem überdimensionalen, flauschigen Bett auf, nahm eine absolut traumhafte Dusche in meinem neuen Luxusbad und stand dann lediglich im Morgenmantel bekleidet mitten in meinem


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