Von Blut & Magie. Melanie Lane

Von Blut & Magie - Melanie Lane


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alleine ausgehen würde, kuschelte ich mich tiefer in meine weiche Decke und beschloss, einfach auf dem Sofa liegen zu bleiben.

      »Ist sie das?«

      »Ja.«

      »Bist du dir sicher?«

      Was…? Träumte ich? Oder waren da wirklich zwei Männerstimmen, ergo zwei Männer in meiner Wohnung? Alarmiert öffnete ich die Augen und blinzelte ein paar Mal hektisch, aber es war stockfinster in meiner kleinen Dachgeschosswohnung. Ich konnte absolut nichts erkennen. Nichts, außer zwei riesigen, undefinierbaren Schatten, die sich leicht über mich beugten. Oh mein Gott. Das konnte kein Traum sein. Angst durchfuhr mich und panisch versuchte ich mich aufzusetzen.

      »Sie wacht auf, Lucan. Tu etwas.«

      »Danke, dass du mir meinen Job erklärst, Nick«, antwortete die tiefe, bedrohliche Stimme von Schatten Nummer Zwei sarkastisch. Moment mal. Nick? Der Nick aus dem Café?

      »Nick?«, krächzte ich heiser, unsicher, was das alles zu bedeuten hatte. Ich wusste nur eins, mein Fluchtinstinkt lief auf Hochtouren. Erneut versuchte ich mich aufzusetzen, aber etwas hielt mich zurück.

      »Hör auf, dich zu wehren«, blaffte Schatten Nummer Zwei mich an. Der Kerl wirkte noch größer als der Fremde aus dem Café. Wer waren diese Typen und was wollten sie von mir?

      »Vielleicht ist sie betrunken?«, schlug Nick Schatten Nummer Zwei vor.

      »Wenn sie die ist, für die du sie hältst, dann nein.«

      »Für wen ihr mich auch haltet«, versuchte ich es mit wild klopfendem Herzen, »ich bin es nicht.«

      »Das versuche ich ihm auch seit einer Woche klarzumachen.«

      »Lucan, bitte.«

      Schatten Nummer Zwei, offensichtlich der Mann namens Lucan, fluchte in einer mir unbekannten Sprache.

      »Schlaf, Prinzessin.«

      Ein Gefühl, das stark an Wut erinnerte, pulsierte bei seinen Worten durch meine Adern. Trotz meiner Angst spürte ich so etwas wie Widerstand tief in mir. Ausgelöst durch diesen Lucan. Was bildete er sich eigentlich ein? Diese beiden fremden Männer standen hier in meinem Wohnzimmer und wollten sonst was mit mir anstellen und ich … erschrocken registrierte ich, wie die Müdigkeit mich auf einmal zu übermannen drohte. Ich fühlte mich wie in einen wärmenden Mantel aus Dunkelheit und Erschöpfung gehüllt. Und ich wollte so gerne nachgeben. Ich wollte die Augen schließen und einfach schlafen.

      »Was …?«

      »Schlaf«, wiederholte der Mann namens Lucan mit tiefer Stimme. Bereits im Halbschlaf registrierte ich, dass sowohl mein Körper als auch mein Geist auf den Befehl des Fremden reagierten. Was zur Hölle ging hier vor sich?

      »Und jetzt?«

      »Jetzt nehmen wir sie mit«, antwortete Nick. In meinem tranceähnlichen Zustand spürte ich, wie starke Arme sich unter meinen Körper schoben und mich samt Decke anhoben. Ich wollte protestieren, mich wehren, aber ich war so unendlich müde. Also schloss ich die Augen, in der Hoffnung, dass sich all das morgen früh als schlechter Traum herausstellen würde.

      Laut gähnend räkelte ich mich in meinem bequemen Bett und versuchte, einen Blick auf meinen digitalen Wecker zu erhaschen. Dabei stieß ich gegen einen riesigen Haufen weicher Kissen. Sehr weiche Kissen. Ruckartig setzte ich mich auf. Nicht mein Bett, dachte ich, als ich das zwei Meter große Monsterbett mit seiner Flut aus weichen Kissen begutachtete.

       Und nicht meine Wohnung.

      Irritiert sah ich mich in dem abgedunkelten Raum um. Das Zimmer, oder wohl eher die Suite, war riesig. Allein das Bett, auf dem ich saß, war so groß wie meine halbe Wohnung. Noch immer etwas benommen, rieb ich mir über die Augen. Als ich sie wieder öffnete, hatte sich jedoch nichts verändert. Ich war immer noch hier. Wo auch immer hier sein mochte.

      »Ach du heilige Scheiße«, fluchte ich und schüttelte meinen noch immer leicht vernebelten Kopf. Also kein Traum. Sofort begann mein Herz, schneller zu schlagen. Es war kein Traum gewesen. Dann hatten die beiden Männer, Nick und Lucan, mich also tatsächlich entführt. Aus meiner eigenen Wohnung. Meiner eigenen, gut verriegelten Wohnung. Wie waren sie da reingekommen, ohne auch nur das leiseste Geräusch zu verursachen? Und scheinbar hatten sie mich in ein Luxushotel verschleppt. In eine verdammte Luxus Suite.

      Welche Entführer tun sowas?, fragte ich mich verwirrt und schwang die Beine aus dem Bett. Meine nackten Füße gruben sich in die luxuriösen Felle vor dem Bett und ich beugte mich rasch hinab, um die Finger über den Teppich gleiten zu lassen. Wow. Mit leicht zittrigen Beinen stand ich auf und ging vorsichtig in Richtung der großen Fenster. Auf dem Weg dorthin schaute ich an mir herab. Yogahose und Pulli. Also hatten sie auf den ersten Blick nichts Verwerfliches mit mir angestellt, außer mich offensichtlich zu betäuben und mich aus meiner Wohnung zu entführen. Bis jetzt. Meine Finger schlossen sich um den festen Samtstoff der Vorhänge. Mit einem kräftigen Ruck riss ich sie zurück und starrte auf die idyllischste Szenerie, die ich jemals gesehen hatte. Grüne Weiden erstrecken sich soweit das Auge reichte. Getaucht in das orangefarbene Licht des Sonnenuntergangs und abgetrennt durch weiße Holzzäune, sah die Landschaft vor mir aus, wie in einem Rosamunde Pilcher Film. In der Ferne konnte ich mehrere Häuser ausmachen. Den Pferden und Kühen nach zu urteilen, die ich als kleine Punkte erkennen konnte, handelte es sich um Stallungen.

      Wo zum Teufel war ich hier gelandet? Ich drehte mich vom Fenster weg und betrachtete die Suite genauer. Ohne Zweifel war der Raum atemberaubend. In einem Mix aus sanften, erdigen Tönen und kräftigem Blau gehalten, wirkte alles in diesem Raum edel, aber gemütlich. Und so, als ob Berühmtheiten eine Menge Geld dafür ausgeben würden, hier zu übernachten. Wie die Suite eines Rockstars, dachte ich und stellte erstaunt fest, dass sich ein leichtes Grinsen auf meinem Gesicht ausbreitete.

      Oh, mein Herz wummerte noch immer wie verrückt, aber jetzt mischte sich zu der Angst in meinen Adern noch etwas anderes. Neugier. Außerdem hatte ich, dem Sonnenuntergang nach zu urteilen, den ganzen Tag geschlafen und fühlte mich gut ausgeruht.

      Diese luxuriöse Umgebung gab mir die Hoffnung, dass es sich entweder um ein riesiges Missverständnis handelte, oder dass das, was immer dieser Nick von mir wollte, vielleicht doch etwas anderes war als ich befürchtet hatte. Aufmerksam sah ich mich in dem großen Raum um. Mein Handy hatten die Entführer nicht mitgenommen, keine große Überraschung. Ein fest installiertes Telefon konnte ich auch nirgends entdecken. Ich hatte also keine Möglichkeit der Kontaktaufnahme nach draußen. Aber wen hätte ich auch anrufen sollen? Marco und Todd? Und was hätte ich ihnen sagen sollen? Hilfe, ich bin in ein Luxushotel verschleppt worden? Bestimmt nicht. Nicht, solange ich nicht wusste, was genau hier vor sich ging. So oder so, es gab nur einen Weg das herauszufinden. Ich musste Nick finden. Und das würde ich bestimmt nicht in meinen Schlafsachen tun. Ein Blick in den Spiegel des antik aussehenden Schminktisches verriet mir genau eins: Ich sah furchtbar aus. Meine Haut war unnatürlich blass, meine Augen gerötet und meine weißblonden Haare standen wild in alle Richtungen ab. Da ich an meiner Situation aktuell sowieso nichts ändern konnte, beschloss ich erst einmal zu duschen. Auch wenn ich in fremder Umgebung aufgewacht war, fühlte ich mich auf eine merkwürdige Art und Weise mit diesem Ort verbunden. Verbunden war vielleicht der falsche Ausdruck, aber ich hatte aktuell nicht das Gefühl, mich in unmittelbarer Gefahr zu befinden. Zumindest nicht hier. In diesen vier Wänden. Wobei vier nicht ganz richtig war. Mein Blick wanderte weiter. Vor mir befanden sich zwei Türen. Eine davon musste dann wohl ins Badezimmer führen. Schwungvoll, damit ich keinen Rückzieher machen konnte, öffnete ich Tür Nummer Eins und fand mich in einer absoluten Wellness-Oase wieder. Schwarz-weiße Fliesen, goldfarbene Armaturen und eine Reihe grüner Pflanzen verwandelten das Bad in einen Traum. Das, und die große Wanne, die freistehend auf goldenen Füßen inmitten des Raumes stand. Okay, das war schon mal nicht übel.

      »Tür Nummer Zwei«, murmelte ich und fasste nach dem Griff der zweiten Tür direkt daneben.

      »Oh … wow.«

      Tür Nummer Zwei war, obwohl kaum zu glauben, noch besser als Tür Nummer Eins. Ich


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