Gaias Garten. Toby Hemenway

Gaias Garten - Toby Hemenway


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die wirklich mit der Natur arbeiten

      Ökologie, so erklärt uns Herr Webster, »befasst sich mit der Wechselbeziehung von Organismen und ihren Umgebungen«. Ich nenne diese Gärten ökologisch, weil sie einen Organismus – die Menschen – mit ihrer Umwelt verbinden, denn sie verknüpfen die vielen Teile eines Gartens, und weil sie eine Rolle zur Erhaltung gesunder Ökosysteme spielen können.

      Ökologische Gärten vermischen auch viele Gartenstile, was Gärtnern genug Spielraum verschafft, um die Qualitäten hervorzuheben – Nahrung, Blumen, Kräuter, Handwerk und so weiter –, die er am meisten mag. Manche ökologischen Gartengestaltungen finden ihre Wurzeln in der Gestaltung essbarer Landschaften, was die Nahrungspflanzen bei einer kreativen Vermischung aus ihrem Gemüsebeetgefängnis befreit und sie unter die respektable Gesellschaft der Zierpflanzen im Vorgarten mischen lässt. Ökologische Landschaften besitzen auch Gemeinsamkeiten mit Naturgärten und sie bieten ebenso eine natürliche Umgebung für die Welt jenseits des Menschen. Und da die heimischen Floren in diesen Gärten stark vertreten sind, haben sie viel mit Gärten für einheimische Pflanzen gemein.

      Doch in diesen Landschaften werden nicht einfach nur mehrere Gartenstile kombiniert. Sie orientieren sich daran, wie die Natur funktioniert. Manche Gärten wirken wie natürliche Landschaften, doch der Schein trügt. Ich habe Gärten mit einheimischen Pflanzen gesehen, die Berge an Dünger brauchen, weil sie die unpassende Erde haben, und Herbizide, um die kräftigen Gräser und Unkräuter zu unterdrücken, die sich freudig zwischen den langsam wachsenden Einheimischen breit machen. Das ist kaum natürlich. Ein ökologischer Garten sieht so aus und funktioniert wie die Natur. Er tut dies, indem er starke Verbindungen zwischen den Pflanzen, dem Bodenleben, nützlichen Insekten und anderen Tieren und dem Gärtner aufbaut, um ein widerstandsfähiges, natürliches Netzwerk zu weben. Jeder Organismus ist an viele andere gebunden. Es ist diese Vernetzung, die der Natur Stärke verleiht. Denken Sie an ein Netz oder Gewebe: Wenn man einen Faden durchschneidet, funktioniert das Netz weiterhin, weil alle anderen Verbindungen zusammenhalten.

      Nichts in der Natur tut nur eine Sache. Dieser Multifunktionalismus – bei dem jedes verbundene Stück viele Rollen spielt –, ist eine weitere Qualität, die einen ökologisch geplanten Garten von anderen abhebt. In einem typischen Garten dienen die meisten Elemente nur einem einzigen Zweck. Ein Baum wird wegen des Schattens gewählt, ein Strauch für seine Beeren, ein Spalier, um die wilde Weinrebe zu bändigen. Doch wenn man einen Garten gestaltet, in dem jedes Teil alle Rollen spielt, zu denen es imstande ist, kann der Gärtner der Natur nicht nur einen Großteil der Arbeit überlassen, der Garten wird auch eher weniger Probleme verursachen und üppiger und reichhaltiger werden. Dieser Schattenbaum z. B. – kann er nicht auch noch Nüsse oder andere Nahrung für Menschen und die Tier- und Pflanzenwelt bieten und vielleicht Bestäuber anlocken, die den Obstbäumen später helfen, höhere Erträge zu liefern? Außerdem werden die Blätter des Baumes später beim Bodenaufbau helfen, wenn sie herabfallen, und er sammelt Regenwasser und absorbiert Staub aus der Luft. Dieser Baum übernimmt bereits etwa 15 Aufgaben. Wir müssen diese »Erträge« nur auf andere Teile des Gartens übertragen, die sie benötigen. Das bedeutet weniger Arbeit für uns und bessere Gesundheit für die Landschaft.

      Was ist Permakultur?

      Ich beziehe mich in diesem Buch oft auf Permakultur und ökologische Gestaltung, zwei eng verwandte Gebiete, auf denen viele Ideen in diesem Buch beruhen. Da manchen Lesern Permakultur nicht vertraut sein mag, sollte ich es erklären.

      Die Permakultur benutzt eine Reihe von Prinzipien und Praktiken, um nachhaltige, menschliche Siedlungen zu gestalten. Das Wort wurde aus »permanent (agri)culture« (»dauerhafte Landwirtschaft« oder »dauerhafte Kultur«) abgeleitet und von zwei Australiern geprägt. Der erste war Bill Mollison, ein charismatischer und bilderstürmerischer, ehemaliger Förster, Lehrer, Trapper, Naturforscher und Autor der massiven und enzyklopädischen Bibel des Fachs, Handbuch der Permakultur-Gestaltung. Der andere ist David Holmgren, einer der ersten von Bills vielen Schülern, der den Rahmen der Permakultur brillant erweitert hat.

      Mollison sagt, dass er die ursprüngliche Idee zur Permakultur 1959 hatte, als er Beuteltiere beobachtete, die durch die Regenwälder Tasmaniens streiften. Inspiriert und beeindruckt von der lebensspendenden Fülle und reichen Vernetzung dieses Ökosystems schrieb er in sein Tagebuch: »Ich glaube, dass wir Systeme bauen könnten, die so gut funktionieren wie das hier.« In den 1970er Jahren begannen er und Holmgren anhand dessen, was sie in der Natur und bei indigenen Kulturen beobachtet hatten, die Prinzipien zu identifizieren, die diese Systeme so reich und nachhaltig machten. Sie hofften, durch das Anwenden dieser Prinzipien naturverträgliche, produktive Landschaften zu gestalten. Sie folgerten, dass das Leben und indigene Kulturen wohl etwas über Nachhaltigkeit erkannt haben mussten, wenn das Leben auf der Erde über drei Milliarden Jahre florieren konnte und die Indigenen für Jahrtausende in relativer Harmonie in ihrer Umwelt leben konnten. Davids Diplomarbeit, die er und Bill überarbeiteten und ergänzten, wurde schließlich als das bahnbrechende Buch Permaculture One veröffentlicht.

      Die Permakultur begann damals als Instrumentarium zur Gestaltung von Landschaften, die die Natur zum Vorbild haben, doch auch Menschen beinhalten, und dieses Buch – sobald wir die Definition von Permakultur abgeschlossen haben – konzentriert sich auf den landschaftsgestaltenden Aspekt der Permakultur. Doch Mollison, Holmgren und alle nach ihnen erkannten bald, dass wenn wir lernen, Farmen, Gärten und Landschaften zu schaffen, die die Natur nachahmen, eine nachhaltige Landnutzung, die in eine nicht nachhaltige Gesellschaft eingebettet ist, nicht verhindern wird, dass unser Aufenthalt auf diesem Planeten kurz, zunehmend verarmt oder beides sein wird. Doch es zeigt sich, dass die Prinzipien der Permakultur – da sie auf der Weisheit der Natur beruhen – eine atemberaubende Reichweite besitzen, die weit über die Ursprünge der Permakultur in der Landwirtschaft hinausgehen. Die Permakultur wurde eingesetzt, um Gebäude, Energie- und Abwassersysteme, Dörfer und selbst weniger greifbare Strukturen wie Lehrpläne, Geschäfte, Bürgergruppen und Entscheidungs-findungsprozesse zu entwerfen.

      Wie macht die Permakultur das?

      Obwohl Anhänger der Permakultur einerseits mit Organismen, Gebäuden und jenen weniger greifbaren Dingen gestalten, die wir als unsichtbare Strukturen bezeichnen, konzentrieren sie sich seltener auf die Objekte selbst als auf den sorgfältigen Entwurf von Beziehungen, also Verflechtungen, zwischen ihnen, die ein gesundes, nachhaltiges Ganzes schaffen. Diese Beziehungen sind es, die eine Ansammlung zusammenhangloser Teile in ein funktionierendes System verwandeln, sei es ein Garten, eine Gemeinschaft oder ein Ökosystem.

      Das scheint noch etwas theoretisch, daher hier eine unkomplizierte Definition von Permakultur. Wenn wir an Praktiken wie biologischen Gartenbau, Recycling, natürliches Bauen, erneuerbare Energie und selbst Konsensprinzip und Bemühungen um soziale Gerechtigkeit als Werkzeuge für Nachhaltigkeit denken, dann ist Permakultur der Werkzeugkasten, der uns organisieren und entscheiden hilft, wann und wie man diese Werkzeuge einsetzt. Die Permakultur ist keine Disziplin selbst, sondern eher ein Gestaltungsansatz, der auf der Verbindung verschiedener Fächer, Strategien und Techniken beruht. Sie nutzt und verbindet wie die Natur die besten Eigenschaften von allem, das verfügbar ist. Manche Leute, für die dieser Ansatz neu ist, glauben, Permakultur sei eine Reihe von Techniken. Obgleich es bestimmte Methoden gibt, die oft eingesetzt werden, weil sie die Permakultur-Prinzipien gut darstellen, wie Kräuterspiralen und Schlüssellochbeete (die auf den folgenden Seiten zu sehen sind), gibt es wenige Techniken, falls überhaupt, die nur der Permakultur zugehören. Permakulturisten wenden Techniken aus vielen verschiedenen Fachbereichen an. Doch diese Werkzeuge werden danach ausgewählt und angewandt, wie gut sich mit ihnen Permakultur-Prinzipien umsetzen lassen, und nicht, weil eine bestimmte Methode ist, »wie wir es in der Permakultur machen«.

      In einer Kultur, die sich eher auf Dinge als auf Beziehungen konzentriert, kann der Schwerpunkt der Permakultur, der auf Verbindungen statt auf »Sachen« liegt, das Erklären schwierig machen. Manche Permakultur-Anfänger haben die Verfechter von nachhaltigen Praktiken mit der Aussage verärgert, »zur Permakultur gehört biologischer Gartenbau (oder Solarenergie oder natürliches Bauen)«. Aber statt diese Fachgebiete zu absorbieren oder sie als Teil davon (und somit kleiner) anzusehen, zeigt uns die Permakultur, wo


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