Christliche Pflanzennamen. Dieter Kremp

Christliche Pflanzennamen - Dieter Kremp


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Barbarazweige nach der heiligen Barbara benannt, die man an ihrem Patronatstag, 4. Dezember, draußen von Kirschbäumen abschneidet, sie im Zimmer in eine Vase steckt und die dann an Weihnachten aufblühen. –

      Das Kunigundenkraut, der Gemeine Wasserdost, kann heilen. Die heilige Kunigunde war eine Schutzpatronin der kranken Kinder; an ihrem Grabe (im Bamberger Dom beigesetzt) sollen viele Kranke geheilt worden sein. – die Samen der Pfingstrose sind der heiligen Apollonia, der Märtyrerin aus Alexandrien, geweiht. Sie ist die Patronin gegen Zahnschmerzen, da sie, wie ihre Leidensgeschichte erzählt, aller ihrer Zähne beraubt wurde. So heißen die Samen der Pflanze in Oberbayern auch Apolloniakörner. In manchen Gegenden gibt man sie, auf eine Schnur aufgereiht, zahnenden Kindern in den Mund, damit sie sich im Beißen üben.

      Die Passionsblume (Passiflora) erzählt in ihrer Blüte die ganze Leidensgeschichte des Herrn und weist alle Folterwerkzeuge auf. In ihrer Nebenkrone erblickt man die Dornenkrone, die Staubbeutel erinnern an die Gestalt eines Hammers (manche sehen darin die Wundmale); das Gynandrophor wird als Kelch oder Stock mit Schwamm gedeutet, es endet in den drei kurzgestielten, nagelähnlichen Narben. Die zehn Blütenblätter aber stellen zehn Apostel dar, denn Petrus und Judas fehlen. Auch die Laubblätter und Ranken werden oft in die Betrachtung eingeschlossen (Lanzen und Geißeln). Die Passionsblumen wurden von ihren Entdeckern, den Jesuiten in Paraguay, beschrieben, die auch den Namen für das Blütenwunder prägten.

      Nach dem Heiligen Benedikt von Nursia, dem Vater des abendländischen Mönchtums, ist das Benediktenkraut benannt, die Echte Nelkenwurz. Man verbindet den nelkenartigen Geruch der Wurzel mit dem Weihrauchgeruch in den mittelalterlichen Klöstern, worauf der Name Benediktenkraut oder Benediktenwurz zurückgeht. Die Benediktinermönche hatten in ihren Klostergärten zahlreiche Kräuter zum Würzen ihrer Speisen, auch das Benediktenkraut, das den Speisen einen Nelkengeruch verlieh.

      Der heilige Christophorus galt als Schutzpatron gegen die Pest. Das Christophskraut wurde früher gegen diese Krankheit verwendet. Es diente aber genau so zum Vertreiben von Ungeziefer, ja sogar als Hexenkraut. Der heilige Christophorus war auch Schutzpatron der Schatzgräber; ein eigenes Christophsgebet half unterirdische Schätze erschließen. Daher brauchte man früher das Kraut, um die Geister zu beschwören, die das Gold verwahrten („christopheln“).

      Zu den Franziskanern, nach Franz von Assisi genannt, gehören die „Kapuziner“. Die Mönche des Bettelordens tragen ohne Strümpfe Sandalen und eine große, wollene, braune Kutte, an der sich eine Kapuze befindet. Diese Kapuze nun kehrt in ähnlicher Form in der Blütengestalt einer südamerikanischen Pflanzengattung wieder, der Kapuzinerkresse, die in vielen Formen als Gartenblume gezüchtet wird. Ihr Geschmack ist senfartig scharf.

      Die Karthäusernelke geht tatsächlich auf den Eremitenorden zurück, den der heilige Bruno von Köln gründete. Man hat wohl die Nelke gern in Klostergärten gezogen; vielleicht sollte auch den botanischen Arbeiten des Ordens ein Denkmal gesetzt werden. – Unser Märzenbecher heißt auch Josephsblume, weil er um den St. Josephstag (19. März) bereits blüht; andere nennen ihn auch „Schnee-Katherl“ nach der Schutzheiligen des Dominikanerordens, der Katharina von Siena, die 1461 heiliggesprochen wurde. Denn auch der 30. April fällt noch in die Blütezeit der Frühlingsblume.

      Ein weit verbreiteter Storchschnabel mit sehr unangenehmem Geruch ist dem Schutzgott des Hauses gewidmet, dem heiligen Ruprecht. Die Pflanze heißt Stinkender Storchschnabel oder Ruprechtskraut. Botanisch heißt sie nach dem Vornamen Robert, der gleicher sprachlicher Herkunft ist: Geranium Robertianum.

      Sophie, auch Sophia, ist ein weiblicher Vorname griechischen Ursprungs, was eigentlich „Weisheit“ heißt. Die ehemalige byzantinische Kirche in Konstantinopel war die „Hagia Sophia“, die „Heilige weisheit“. Als Vorname geht Sophie auf den Namen einer römischen Märtyrerin des 2. Jahrhunderts zurück, die im Mittelalter besonders im Elsass verehrt wurde. Ihr Namenstag ist der 15. Mai. Es ist im alten Bauernkalender als „Kalte Sophie“ der letzte Tag der Eisheiligen. Der heiligen Sophie zu Ehren ist das Sophienkraut gewidmet.

      Unter den Namen von Pflanzen fehlen nicht die Diener des Herrn. Zunächst kehren die Priester in mancherlei Namen wieder. Manche Pflanzen ahmen nämlich die Amtstracht der Geistlichen nach. Vom Pfaffenhütchen bis zur Bischofsmütze, vom Priesterkragen bis zur Papstkrone spannt sich ein weiter Bogen. Manche Namen sind noch zudem vieldeutig. Eine „Bischofsmütze“ ist nicht nur ein kugelförmiger Kaktus, sondern auch ein Zierkürbis mit einer mützenähnlich gewachsenen Frucht und sogar eine tropische Meeresschnecke, die ein mitraähnliches Turmhaus aufbaut, edel und kunstvoll wie aus Porzellan.

      Auch der Mönch ist unter den christlichen Pflanzennamen anzutreffen. Eine Pflanze mit Früchten, die antiaphrodisch wirken, trägt den Scherznamen Mönchspfeffer. Sie diente im Mittelalter gegen die Sinnlichkeit, „daher legten sich die Frauen an Tagen geschlechtlicher Enthaltsamkeit die Zweige unter die Brüste“.

      Gleich dreimal ist der „Engel“ in einem Pflanzennamen vertreten. Da gibt es eine giftige Engelstrompete, die wahrlich kein „Engel“ ist. Die Wurzel eines Farns, des Engelsüß, hat einen süßlichen Geschmack. Nach der Legende des Volkes ist der Farn von Engeln zur Erde gebracht worden, damit er gegen Schlaganfall helfe. Dass zwei Doldengewächse auf die Namen „Angelica“ (Brustwurz) und „Archangelica“ (Engelwurz) getauft wurden, deutet man so, dass ein Engel und ein Erzengel die Heilkraft der nach ihnen benannten Pflanzen entdeckt haben sollen.

      Es muss schon seine Bewandtnis haben, wenn eine Pflanze „paradiesisch“ ist. Es braucht uns schließlich nicht zu wundern, dass begehrte und vortreffliche Früchte aus dem Paradies stammen sollen, wie z. B. der Paradiesapfel (= Tomate) und die Paradiesfeige (Banane).

      Wir stoßen bei Pflanzennamen auch auf das „Kreuz“ als Namensbestandteil. „Kreuzweise gegenständig“ ist ein fester Begriff der Bestimmungsbücher und die Ursache manchen „Kreuznamens“. Die Pflanzenfamilie der Kreuzblütler ist allen voran zu nennen. Die „Kreuzblüte“ ist bestimmt durch vier Kelchblätter, die im Winkel von 90 Grad zueinander stehen, vier Blütenblätter füllen die Lücken aus. Bei dem Kreuzlabkraut bilden vier dreinervige Blättchen einen Quirl, in dessen Achsel kleine gelbe Blüten in Trugdolden stehen. So reihen sich hier Blütensträußchen am Stängel in vielen Etagen. Zu den Faulbaumgewächsen gehört der Kreuzdorn. Sein Name kommt von seiner gegenständigen Verzweigung; die Zweige laufen in Dornen aus. Die Früchte sind die „Kreuzbeeren“.

      Es sollte noch erwähnt werden, dass es noch viele derartige „Kreuzpflanzen“ gibt. Zu den Kreuzkräutern hat man auch schon die Einbeere und einen Enzian neben anderen gerechnet. Bei den Enzianblättern tritt die Kreuzstellung auf; andere Beobachter aber fanden, dass das Rhizom in der Mitte kreuzähnlich zerspalten sei. Auf diese Weise habe der Herr die heilkräftige, in Legenden oft erwähnte Pflanze besonders kennzeichnen wollen; er durchstach sie mit einem vierschneidigen Speer. Das Kreuzkraut (Senecio) aber trägt kein Kreuz, es ist vielmehr als „Greiskraut“ zu deuten. An den flugfähigen Samen sitzen kleine Flugapparate, Haarschöpfe aus grauweißen Pappushaaren geformt, wie das graue Haar auf dem Kopf eines alten Mannes: Jakobskreuzkraut oder Jakobsgreiskraut.

      Ein Baum, der mit der Erlösung zusammenhängt, kam in der mittelalterlichen Ikonographie zu großen Ehren. Man bildete ihn häufig in Manuskripten und auf Kirchenfenstern ab; dies geschah besonders vom 13. Jahrhundert an unter dem Einfluss der Zisterzienser, die eine besondere Verehrung für die Jungfrau Maria hegten. Der Baum Jesse hat seinen Ursprung im Alten Testament, im Buch Jesaja. Hier straft Gott einen Baum, der aber von neuem ergrünt; in diesem Fall handelt es sich allerdings nicht um einen heidnischen König, sondern um das Geschlecht Davids, dessen Begründer Isai (Jesse) ist. „Siehe der Herr, der Gott der Heerscharen, zerschlägt die Äste der Krone mit Schreckensgewalt,


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