Die Antariksa-Saga IV - Blinder Hass. Alexander Merow
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Alexander Merow
Roman
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»Es ist mir durchaus bewusst, dass ich mich mit meinen Thesen in den erlauchten Kreisen der leevländischen Gelehrten schon des Öfteren zum Narren gemacht habe. Allerdings gehöre ich zu den selten anzutreffenden Menschen, die sich überhaupt jemals mit der orkischen Art und dem Wenigen, was wir über ihre Geschichte wissen, befasst haben.
Der gewöhnliche Hofchronist kennt doch bloß die wichtigsten Eckdaten der imperialen Historie seit Arasig. Was vor dem Eintritt des heiligen Mannes in die Weltgeschichte gewesen ist, interessiert ihn nicht, da er es für vollkommen unwichtig hält.
Dass die mysteriösen Elben einst über ein Weltreich geboten haben, wird als historische Tatsache zwar nicht bestritten, doch wird so getan, als ob allein wir Leevländer alle Kultur und Zivilisation begründet haben.
Was ist mit dem Legendenreich von Manchin im fernen Osten? Was ist mit den Völkern, die in den Wüstenländern von Suzlan leben? Oder den Creex, von denen uns die Siedler in Murkalanth immer wieder berichten?
Wir Gelehrten sollten unseren Horizont erweitern, verehrte Herren der Asenburger Akademie. Die Geschichte der Welt beginnt keineswegs mit Arasig und der Gründung des Reiches. Auch ist Leevland nicht der Nabel der Welt.
Vor uns haben spitzohrige Elben Aurania beherrscht, das belegen nicht nur zahlreiche Quellentexte, sondern auch Relikte, die aus der Erde gewühlt worden sind.
Doch ich gehe noch einen Schritt weiter, und auch Ihre Zwischenrufe werden mich nicht daran hindern, meine Thesen öffentlich auszusprechen: Nicht nur die Elben waren dereinst ein wesentlich mächtigeres Volk als wir, sondern auch die grünhäutigen Orks!
Nein, so lassen Sie mich bitte ausreden, werte Kollegen! So viel Anstand kann ich doch hoffentlich von Ihnen erwarten! Einst gab es große Reiche der Orks, deren Macht sogar bis nach Leevland hineinreichte. Ich habe mich ausgiebig mit diesem Thema befasst und kann das durch eine Reihe von Quellen und Fundstücken belegen …«
»Nein, ich bin nicht verrückt, Herr von Steinenhang, derartige Unverschämtheiten verbitte ich mir!«
»Würden die Herren Kollegen bitte mit den Zwischenrufen aufhören, damit ich mit meinem Vortrag beginnen kann?«
»Gut, ich nehme zur Kenntnis, dass Sie mich für geisteskrank halten, Herr von Steinenhang! Aber dürfte ich dennoch über die Ergebnisse meiner Studien berichten?«
(Aswin Hammerknauff; Geschichtsgelehrter an der Akademie der Wissenschaften zu Asenburg bei seiner letzten Rede vor dem endgültigen Ausschluss aus der Chronistenfachschaft)
Inhalt
Das Weltreich der Orks
Draußen beschien eine grelle Mittagssonne die weiten Graslandschaften der Steppe, in deren Herz die Orkhauptstadt Karokum lag. Grimzhag saß im obersten Stockwerk seines Herrscherhauses an einem Schreibtisch und dachte nach. Sein Sohn, der vor vier Sonnenzyklen aus den Dunklen Landen zurückgekehrte Kulghor, betrachtete ihn interessiert. Gelegentlich schob er die Fangzähne für ein verhaltenes Orklächeln vor. Inzwischen hatte er sich mit seinem Erzeuger wieder versöhnt und genoss die zahllosen Privilegien, die einem Sprössling des mächtigsten Orks Antariksas zuteil wurden.
»Die Warnoxherden werden immer größer. Allerdings gibt es somit auch immer öfter Streit zwischen den Stämmen, wem welche Tiere gehören. Ich habe keine Lust mehr, mich noch länger mit diesem Zeug zu befassen. Das sollen gefälligst die Monroggs in den ihnen überantworteten Gebieten regeln«, brummte der Orkkönig gelangweilt, rollte ein Stück Pergament zusammen und legte es auf einen Haufen weiterer Schriftrollen, die sich im Regal neben dem Schreibtisch auftürmten.
»Ich kann mir schon vorstellen, dass so etwas nervt«, meinte Kulghor.
Grimzhag erhob sich von seinem Platz. Er lächelte gequält; dann nahm er einen Tonkrug von der Fensterbank und trank einen Schluck Wasser.
»So ist das eben. Wir sind kein kleiner Orkstamm mehr. Ein derart großes Reich benötigt eine gute Organisation.