Die Antariksa-Saga IV - Blinder Hass. Alexander Merow

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Blick umherglotzte und immer wieder leise fluchte.

      Auf einmal kam ihm ein Grauaugenork schnellen Schrittes entgegen und hob die Klauen. »Kann ich dir helfen, Krieger?«

      Der Ton dieses Wichtigtuers gefiel Zugrakk überhaupt nicht. Mit einem herausfordernden Knurrlaut stellte er sich vor den fremden Ork, der offenbar ein Rottenführer war.

      »Wo ist mein Freund Grimzhag?«, schnaubte Zugrakk.

      »Der Mächtige befindet sich in dem Raum am Ende dieses Ganges, aber er hat ausdrücklich gesagt, dass er für den Rest des Tages nicht gestört werden möchte«, erklärte das Grauauge mit der typischen Sachlichkeit eines Besserwissers. So etwas mochte sein beschwipster Gesprächspartner gar nicht.

      »Von dir will er vielleicht nicht gestört werden, aber bei mir ist das etwas anderes. Ich bin nämlich immer gut drauf und witzig, verstehste?«

      »Naja …«, bekam der Rottenführer nur heraus. Immerhin wusste auch er, dass der peinliche Suffkopf vor ihm der beste Kumpel seines Königs war.

      Währenddessen versammelten sich überall auf dem Gang und der Treppe Dutzende von Orks. Alle begafften sie Zugrakk, der sich trotzig vor den Grauaugenork gestellt hatte und nicht daran dachte, wieder nach Hause zu gehen.

      »Also, darf ich jetzt zu meinem Freund, oder was?«, grollte der Krieger.

      »Eigentlich möchte der große König heute keinen Besuch mehr empfangen«, gab das Grauauge leicht verunsichert zurück, während Zugrakk drohend die Fangzähne nach vorne schob und die Klauen zu Fäusten ballte.

      »Eigentlich habe ich Grimzhag im Dschungel von Kurast den Kopp gerettet. Und auch sonst habe ich ihm oft genug den Kopp gerettet, in mehr als tausend Schlachten. Also komm mir nicht mit »eigentlich«, du oberschlaue Gnoggfresse, sonst kriegst du eigentlich eine rein!«

      Bevor der Grauaugenork noch etwas sagen konnte, schubste ihn Zugrakk einfach zur Seite und rannte den Gang herunter. Dann riss er die Tür auf.

      »He, Grimzhag! Was machst du denn da? Ich bin`s!«, rief Zugrakk mit einem fröhlichen Kichern.

      Vor ihm saß sein königlicher Freund schweigend auf dem Boden – mit dem Rücken zur Eingangstür. Zugrakk kratzte sich fragend am Hinterkopf.

      »Was tust du denn da? Biste eingepennt? He, Grimzhag!«

      Mit einem entnervten Brummen stand der Häuptling auf, drehte sich um und warf die Klauen in die Höhe.

      »Goffrukks Keule, was machst du denn hier?«, giftete er Zugrakk an.

      »Wollte nur mal vorbeischauen. Ich habe noch ein Fass Bier zu Hause, wir könnten ja noch einmal einen heben oder so was«, meinte dieser recht verdutzt.

      Grimzhag würgte verneinend. »Das ist heute eher schlecht.«

      »War ja klar!«, kam zurück.

      »Tut mir wirklich leid«, sagte der junge Brüller leise.

      »Was hast du denn da auf dem Boden gemacht? Warste eingenickt, oder was?«, lallte Zugrakk. Der Krieger war so benommen, dass er sich am Türrahmen festklammern musste.

      Grimzhag verdrehte die Augen, als er seinen Freund betrachtete. »Nein, ich habe lediglich meditiert.«

      »Medi … was?«

      »Meditiert!«

      »Will gar nicht wissen, was das wieder für ein Quatsch ist.«

      »Es ist kein Quatsch. Es ist eine Technik, um Körper und Geist in Einklang zu bringen.«

      »So `n Zeug von den Menschlingen, wie?«

      »Naja, das machen auch unsere Schamanen, Zugrakk.«

      »Die haben eh alle `n Pfeil im Kopf.«

      Grimzhag brummte verärgert. »Jedenfalls ist meine Meditation jetzt unterbrochen worden. Vielen Dank, Snaghirn.«

      Zugrakk grinste benebelt. »Gern geschehen! War wohl auch besser so, sonst wärst du bestimmt im Kopf weggeflogen und nur noch der Körper wäre da geblieben. Ha, ha, das muss man sich mal vorstellen.«

      »Jetzt komm erst einmal rein und steh nicht wie ein dämlicher Troll in der Gegend herum. Und mach` gefälligst hinter dir zu, muss ja nicht jeder mitkriegen«, sagte Grimzhag energisch.

      Daraufhin zog er Zugrakk in den Raum und verriegelte die Tür. Dieser Ork war manchmal nur noch eine einzige Peinlichkeit, dachte der König. Aber er war nun einmal sein bester Freund. Was sollte man da machen?

       Der Auftrag

      Zwei Dienstmägde huschten schnellen Schrittes aus dem Jagdzimmer des Fürsten, nachdem sie dessen Sohn mit ein paar nicht sehr freundlichen Gesten fortgescheucht hatte. Irmynar stiefelte mit verkniffener Miene an den beiden Frauen vorbei, um sich dann seinem Vater zuzuwenden.

      Der gutmütige Adelige fummelte indes mit fragendem Blick an einem Goldknopf seines Gewandes herum und brummte: »Was kann ich für dich tun, mein Junge?«

      Irmynar presste die Lippen zu einem schmalen, blutleeren Strich zusammen, seine Augen blitzen zornig auf, während er sich bemühte, einen Wutanfall zu unterdrücken.

      »Was ist denn?«, fragte Fürst Loghar.

      Dieser … dieser Berbianer! Dieser widerwärtige, ungoldene Parasit! Was hat der überhaupt bei uns zu suchen? Man könnte langsam den Eindruck bekommen, dass er schon bei uns im Haus wohnt!«, schnaubte Irmynar.

      »Ganz ruhig, mein Sohn«, antwortete der Fürst und ließ ein verlegenes Räuspern folgen.

      Es war ein seltsames Bild: Auf der einen Seite der hochgewachsene, blonde Jüngling, welcher ganz dem Idealbild eines leevländischen Ritters entsprach, und auf der anderen Fürst Loghar. Letzterer wirkte wie die Gutmütigkeit in Person, was durch seinen kleinen Kugelbach, die rosaroten Pausbacken und das kurze Kinn noch unterstrichen wurde. Außerdem überragte ihn Irmynar um mehr als einen Kopf. Er kam eher nach seiner Mutter, der seligen Fürstin Janina, die schon kurz nach seiner Geburt am Sumpffieber gestorben war.

      »Warum leihst du dir eine so hohe Summe von diesem Betrüger? Das kann ich einfach nicht begreifen, Vater!«, schimpfte Irmynar.

      »Ungoldener Parasit, betrügerischer Berbianer und so weiter. Du bist voller Vorurteile gegenüber Zaydan Shargut. Was hat dir dieser Mann denn bloß getan, dass du ihn so hasst? Verachtest du ihn, nur weil er kein Leevländer ist? Das ist doch absolut lächerlich«, meinte Loghar.

      »Er ist nicht ehrlich, Vater. Diese Berbianer sind doch …«, wetterte der Fürstensohn.

      Sein Vater lächelte milde. »Ja, sie sind alle Betrüger. Und natürlich sind sie auch nicht so viel wert wie wir edlen Leevländer, nicht wahr?«

      »Dieser glupschäugige Wucherer ist schlichtweg nicht vertrauenswürdig! Das fühle ich einfach! Er umgarnt dich, schmeichelt dir und kriecht unter deine Haut wie ein Aderwurm. Ständig schleicht er durch unsere Residenz, weil er es auf unser Vermögen abgesehen hat oder sonst irgendetwas ausheckt.«

      »Ich habe mir noch etwas Geld für das eine oder andere Bauvorhaben geliehen, mein Sohn. Zaydan hat nun einmal Geld, also leihe ich mir ein wenig. So einfach ist das. Wir haben einen Vertrag geschlossen, alles geht mit rechten Dingen zu. Was ist daran verwerflich?«

      »Der ehrenwerte Herr Shargut nimmt 50 Prozent Zinsen! 50 Prozent!«, ereiferte sich Irmynar.

      Allmählich nahm die Gutmütigkeit des Fürsten ab. Umso lauter sein Sohn wurde, umso ungehaltener wurde nun auch Loghar. »Ich habe diesen Zinssatz akzeptiert und bin froh, dass mich Herr Shargut unterstützt.«

      »Unterstützt?«, fauchte Irymnar mit zynischem Unterton. Mürrisch verschränkte er die Arme vor der Brust, verzog den Mund und neigte den Kopf leicht zur Seite.

      »Du wirst mir nicht vorschreiben, bei wem ich mir Geld leihe, Irmynar. Mach dir keine Sorgen, du


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