Die Antariksa-Saga IV - Blinder Hass. Alexander Merow

Die Antariksa-Saga IV - Blinder Hass - Alexander Merow


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nehme bei Euch 45 Prozent, werter Herr Baron«, säuselte Zaydan.

      Der Adelige schob die Augenbrauen ein wenig missmutig nach oben. »Das ist nicht gerade wenig«, murrte er.

      »Dafür bekommt Ihr das Geld aber sofort. Und alles läuft ohne Zeugen und ganz leise ab«, antwortete Zaydan ungerührt.

      »Ja, in Ordnung. Lasst uns die Sache schnell über die Bühne bringen«, drängte der Klient.

      Der berbische Bankier zog eine Pergamentrolle aus der Jackentasche, breitete den Vertag auf dem Schreibtisch des Barons aus und deutete auf das freie Feld unter dem Text. Wortlos unterzeichnete der Adelige. Zaydan steckte den Vertrag wieder ein und lächelte zufrieden.

      »Das wäre erledigt«, sagte er. »Einer von meinen Mitarbeitern wird Euch morgen das Gold bringen.«

      »Hoffentlich klappt alles«, murmelte der Baron sichtlich erregt. Der grauhaarige Edelmann, dessen eingefallenes Gesicht von tiefen Furchen und Falten durchzogen war, ließ ein leises Schnaufen erklingen.

      »Macht Euch keine Sorgen«, beruhigte ihn Shargut.

      Schweigend trommelte der Leevländer mit den Fingern auf der Platte seines Schreibtisches herum. »Und die andere Sache?«, flüsterte er schließlich.

      »Da bin ich noch bei, versteht Ihr?«, erklärte Zaydan mit einem breiten Grinsen.

      »Sie kann irgendwo in Richtenhof wohnen, ich werde alles bezahlen. Aber noch ganz jung soll sie sein, mit schönen schwarzen Locken und dunklen Augen. So ein richtiges Wüstenmädchen«, meinte der Baron.

      »Wir bekommen das hin, mein Freund«, erwiderte Shargut.

      »Aber kein Wort zu niemandem, auch nicht zu Fürst Loghar. Auf gar keinen Fall!«, wisperte der Baron, sich über den Tisch beugend.

      »Kein Wort! Natürlich!«, versicherte der Bankier.

      Sein adeliger Klient erhob sich von seinem Platz. Er bemühte sich, freundlich zu lächeln, doch wirkte er dabei verstockt und nervös.

      »Das wäre es dann, Herr Shargut. Ich bedanke mich«, sagte er leise.

      »Und ich ebenfalls, werter Baron«, gab Zaydan zufrieden zurück.

      »Dann sehen wir uns sicherlich das nächste Mal bei der Hochzeit des Zwergenprinzen, nicht wahr?«, fügte der Leevländer noch hinzu.

      »Hochzeit?«, wunderte sich Zaydan.

      »Fürst Loghar wird auf jeden Fall dort sein. Ich dachte eigentlich, Ihr auch, da Ihr ja oft an seiner Seite seid«, sprach der Baron.

      »Von welcher Hochzeit redet Ihr, verehrter Herr?«, fragte Zaydan und machte einen äußert interessierten Eindruck.

      Der Leevländer hob den Zeigefinger. »Na, davon spricht doch schon der gesamte Adel der Ostmark. Der Zwergenprinz von Kazhad Mekral, Hignir IV., wird demnächst die Tochter des Khuzkönigs von Kazhad Harush heiraten. Wir Ostmärker, natürlich nur die Männer von Rang, werden dem Spektakel definitiv beiwohnen. Immerhin sind wir ja alte Zwergenfreunde.«

      Plötzlich starrte Zaydan für einige Sekunden finster ins Leere. Jedoch nur für die Zeit eines Wimpernschlages, zu kurz, dass es dem Baron hätte auffallen können. Schließlich lächelte der Bankier wieder milde und erwiderte: »Davon hatte ich bisher noch gar nichts gehört. Erzählt mir doch ein wenig mehr darüber, verehrter Baron. Eine Hochzeit unter den Zwergen, sagt Ihr? So, so, der Prinz von Kazhad Mekral. Das macht mich neugierig.«

      Der Tempel der Zucht, jener immer größer werdende Monumentalbau, den Grimzhag etwa fünfzig Kilometer westlich von Karokum aus dem Steppenboden stampfen ließ, war von allen Bauvorhaben das liebste Kind des Orkherrschers. Bisher stand erst das dreistöckige Hauptgebäude des riesenhaften Komplexes, der eines Tages der orkischen Urmutter Shubukku geweiht und zur Geburtsstätte tausender Grauaugen werden sollte.

      Rund um das aus klobigen Steinquadern bestehende Gebäude türmten sich Berge von Baumaterial zwischen hölzernen Gerüsten, schwitzenden Arbeitern und brüllenden Lastentieren auf. Grimzhag war begeistert, als er sich, begleitet von Soork, Cuglakk, Zugrakk und seinem Sprössling Kulghor, dem Zuchttempel näherte und ihm ein Begrüßungskomitee aus Geistesbegabten entgegeneilte.

      Die Orkdenker empfingen den König und seine Begleiter mit demütigen Brummlauten, während Grimzhag die Klauen in die Höhe warf und ihnen zurief: »Wie schön das Haupthaus bereits ist, obwohl ja noch viel zu tun ist!«

      »Ja, da hat er wieder einmal etwas Tolles aufgezogen«, bemerkte Cuglakk kichernd und fing anschließend an zu husten.

      »Aber ich darf da jetzt auch rein, oder?«, murmelte Zugrakk leise in Grimzhags Richtung. Dieser drehte sich um.

      »Obwohl du kein Edelork bist, so erlaube ich es dir dennoch, deinen Fuß in den Tempel der Zucht zu setzen«, antwortete der Mazaukhäuptling förmlich.

      »Wirklich zu gütig, allmächtiger Großkönig aus bestem Wurf«, gab der Krieger zurück.

      Dann führten die Geistesbegabten die Gäste über einen großen, gepflasterten Platz hin zum Eingang des Haupthauses. Kurz davor baten sie Grimzhag jedoch stehen zu bleiben, denn sie wollten ihm eine Überraschung bereiten.

      »Es ist so weit, ihr Cramogg!«, rief einer der Orkdenker mit bebender Stimme, während der junge Brüller und seine Begleiter erwartungsvoll mit den Oberkörpern wippten.

      Einen Augenblick später strömte eine große Gruppe Orkweibchen aus dem Gebäude heraus. Sie begrüßten ihren König demütig, um sich dann in Reih und Glied, einer Grauaugenkampftruppe gleich, auf dem Platz zu formieren. Zugrakk musste grinsen, doch Grimzhag betrachtete die Cramogg mit stolzgeschwellter Brust und ging ein paar Schritte auf sie zu.

      »Obwohl das große Haus noch nicht ganz fertig gestellt ist, werden wir es schon in der nächsten Paarungszeit nutzen. Es werden weitere Cramogg aus den östlichen Stämmen kommen, auf dass es bald zu einem großen Akt der Zucht auf diesem heiligen Boden kommen kann, Wütender«, erklärte ein junger Orkdenker, der das königliche Begattungsprogramm maßgeblich organisierte.

      »Großartig!«, stieß Grimzhag aus.

      »Überall unter den Stämmen gibt es noch Weibchen, die in der Lage sind, Grauaugen zur Welt zu bringen. Wir sind bemüht, sie alle aufzusuchen und gemäß Euren Vorgaben an diesen gesegneten Ort der Zeugung zu bringen«, ergänzte ein zweiter Geistesbegabter.

      »Das freut mich! Meine Grauaugenkrieger stehen bereit, um zum Tempel der Zucht zu marschieren und ihre Pflicht zu tun«, sagte Grimzhag.

      Soork befahl Zugrakk, keine dummen Kommentare abzugeben, denn dieser grinste inzwischen bis über beide Ohren. Doch was verstand schon ein gewöhnlicher Ork von den hochfliegenden Visionen einer neuen Adelskaste edelster Grünhäute, die sein Freund und König in seinem Kopf entworfen hatte.

      »Auch wenn es noch einige Sonnenzyklen dauern wird, bis dieser Tempel fertig ist, so bin ich sicher, dass er eines Tages zu einem imposanten Symbol des Wiederaufstiegs unseres Volkes werden wird«, sprach Soork, wobei grenzenlose Begeisterung in seiner Stimme mitschwang.

      Derweil leuchteten Grimzhags graue Augen immer heller. Für einen Moment schwelgte er in Tagträumen und musste vor Aufregung leise schnaufen.

      »Wenn diese Paarungszeit vorüber ist und die edelblütigen Cramogg trächtig sind, dann werden wir mit der zweiten Phase des Zuchtvorhabens beginnen und auch die Blutlinie der Geistesbegabten wieder stärken«, erläuterte ein Denker.

      »Ha! Dann müsst ihr Schwätzer auch mal ran!«, plapperte Zugrakk lachend dazwischen, bevor Grimzhag noch etwas erwidern konnte.

      Kulghor knurrte verärgert; die anderen Anwesenden brummten leicht brüskiert, doch das störte den einfachen Ork nicht.

      »Gibt es denn irgendwann auch mal ein Zuchtprogramm für normale Orks?«, wollte Zugrakk dann wissen.

      Grimzhag fasste sich stöhnend an den Kopf. »Es gibt genug normale Orks! Mehr als genug! Uns fehlen Grauaugen und Geistesbegabte!


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