Ein kunterbunter Streifzug durch den Jahreskreis. Dieter Kremp
und warmen Sommer; liegt er im flachen Wasser des Ufers, so folgt ein nasser Sommer.“
„Sich wie ein Frosch aufblasen“ können viele; das Wetter voraussagen aber kann keiner.
DER GREGORIUSTAG: ALS DIE SCHULMEISTER NOCH BETTELARM WAREN
„Und wird im Dorf ein Schwein geschlacht, dann könnt ihr sehen, wie er lacht; die größte Wurst ist ihm zu klein, dem armen Dorfschulmeisterlein.“
Sicherlich ist auch heute noch das „Lied vom armen Dorfschulmeisterlein“ jedem bekannt. In den Anfängen des Schulwesens war der Dorfschullehrer noch bettelarm. Die Bezahlung war so gering, dass Sonderzuwendungen bei allen kirchlichen Anlässen, wie Taufe, Hochzeit, Konfirmation und Beerdigungen, eine hochwillkommene Zulage waren. Auch war es üblich, dass der Lehrer bei Hausschlachtungen eine Blut- und Leberwurst und einen Kessel Wurstbrühe erhielt.
Trotz der geringen Bezahlung war der Lehrer eine „Respektsperson“, der einzige auf dem Dorf, der mit „Herr“ angeredet wurde. Er war „Dorfpolizist“ und „Richter“ zugleich, der über das sittliche Betragen der Kinder innerhalb und außerhalb der Schule zu wachen hatte. Beschwerden über Kinder anderer Leute wurden ihm vorgetragen. Nicht der Pfarrer, der Lehrer war verantwortlich für den Gottesdienstbesuch der Kinder. Nach der Abendglocke kontrollierte der Schulmeister auf den Dorfstraßen, ob alle Schüler zu Hause waren.
Aus einer Ostertaler Schule sind die „zehn Gebote für Lehrer“ aus dem Jahr 1872 überliefert. Kaum zu glauben, was damals einem Lehrer alles aufgebürdet wurde: „Lehrer haben täglich die Lampen aufzufüllen und die Kamine zu säubern.“ „Lehrer dürfen einen Abend pro Woche auf Brautschau gehen oder an zwei Abenden, wenn sie regelmäßig zur Kirche gehen.“ „Nach zehn Stunden Schule dürfen Lehrer die restliche Tageszeit damit verbringen, die Bibel oder andere gute Bücher zu lesen.“ „Verheiratet sich eine Lehrerin, so scheidet sie damit aus dem Schuldienst aus; ist sie bereits im Ruhestand, so fällt der Bezug des Ruhegehaltes weg.“ „Jeder Lehrer sollte von seinem täglichen Lohn eine schöne Summe beiseite legen, damit er davon in seinem Alter leben kann und so der Gesellschaft nicht zur Last wird.“ „Jeder Lehrer, der raucht oder Alkohol – welcher Art auch immer – trinkt, der Spielhöllen oder Wirtschaften aufsucht oder sich beim Frisör rasieren lässt, gibt zu der Vermutung Anlass, dass seine Integrität und seine Ehrlichkeit in Frage gestellt werden müssen.“ „Der Lehrer, der seine Arbeit treu und ohne Fehler fünf Jahre lang verrichtet, wird eine Gehaltsaufbesserung erhalten, vorbehaltlich der Zustimmung der Schulaufsichtsbehörde.“
Bei dem heutigen Hick-Hack um eine Schulreform wird mehr und mehr Unruhe in der Lehrer- und Elternschaft und in den Schulen erzeugt. Wäre es nicht an der Zeit, dass die verantwortlichen Politiker und Lehrergewerkschaften mal zu einem „Tag der Einkehr“ aufrufen? Der 12. März, der Tag des Heiligen Gregorius, bietet sich hierzu besonders an. Er wurde früher landaus landein als „Tag der Schule“ gefeiert.
Gregor der Große, Kirchenvater und Papst, gilt als Schutzherr der Schule und der Schuljugend. Bei den Germanen war dies der Tag der Knaben- und Jünglingsheime.
Am Gregoriustag schloss früher das Wintersemester in den Schulen. Es fanden festliche Umzüge statt, bei denen die Kinder als Handwerker verkleidet waren oder historische Kostüme trugen. Die Umzüge schlossen mit Wettspielen und Wettsingen.
Das Gregorisingen ist eine Sitte, die zeigt, wie bettelarm früher die Schulmeister und ihre kleinen Schulen waren. Es war nämlich ein Bettelsingen, wobei der Schullehrer mit seinen Schülern von Haus zu Haus zog, von Gehöft zu Gehöft, Mehl, Eier, Fleisch, Brot und Speck einsammelte, um dann den Kindern im Wirtshaus ein kräftiges Mahl kochen zu lassen.
In manchen deutschen Landen zogen die als Engel verkleideten Schulkinder mit dem Lehrer, der den heiligen Gregorius darstellte, von Haus zu Haus, sagten Gedichte auf und sangen. Der Lehrer hielt eine kleine scherzhafte Versrede, bei der ein Schüler, als Fuchs verkleidet, ins Haus huschte, bei der vorher eingeweihten Hausfrau den Küchentisch plünderte und Gebäck und Obst in die Körbe der Mädchen füllte.
In der Schweiz ließ der Bischof zweierlei Speisen von den Lehrern verteilen: trockenes, nahrhaftes Schulbrot und süße Gregori-Zuckerbrezeln, Symbole für den Ernst und die Süßigkeiten des Schullebens.
In Baden verkleidete sich ein Schüler als „Schulbischof“ und ritt auf einem Schimmel über den Schulhof. An einer langen Stange steckten Brezeln, die er an die Kinder verteilte.
Viele Schülerumzüge endeten auf einem Jahrmarkt, wo Zelte und Buden aufgeschlagen waren, wo man auf Scheiben schießen konnte, wo getanzt wurde und es zum Schluss einen Schmaus gab, zumindest einen Korb voller Gregoribrezeln für die Kinder.
Berühmt war der Gregoriustag in Prag, wo der Rektor die Studenten zum Essen einlud und sie dabei halb im Scherz, halb im Ernst ermahnte, ihren Lebenswandel zu bessern.
FLORA BRINGT DEN FRÜHLING ZURÜCK
Was passt besser auf die bunte Vielfalt der Blütenwelt als der Name Flora, mit der man die Pflanzenwelt eines bestimmten Gebietes bezeichnet? Dabei ist der Flor das majestätische Blütenkleid der Pflanze, im übertragenen Sinne auch die Blütezeit. Flora ist die altrömische Göttin der Blumen und Blüten, des Frühlings und der Jungfräulichkeit, Symbol der Fruchtbarkeit und Erdmutter zugleich, die Vegetationsgöttin. Ihr Frühlingsfest, die Floralia, an dem Schauspiele und Spenden ans Volk stattfanden, wurde im alten Rom mit großer Ausgelassenheit gefeiert. Es war auch der Sieg des neuen Frühlings über den Winter. Dargestellt wird die Blumengöttin Flora als junge schöne Frau mit einem Blütenfüllhorn. Seit der Renaissance war Flora beliebte Allegorie.
Die Floralia war ein sehr fröhliches Fest, das mit bunter Kleidung, Blumenschmuck, Gesängen, Gelagen und viel Wein gefeiert wurde.
Florblumen sind schönblütige Pflanzen in zahlreichen Spielarten wie Dahlien, Astern, Gladiolen, Nelken, Lilien, Levkojen oder Rosen. Flore und Blanchefleur, die „Rose und die Lilie“ waren ein im ganzen Abendland beliebter Märchenstoff von der Liebe des heidnischen Königssohns und der Tochter einer christlichen Kriegsgefangenen.
Der weibliche Vorname Flora geht auf die altrömische Frühlingsgöttin Flora zurück, die zu zahlreichen klangvollen Mädchennamen inspirierte. Flora leitet sich aus dem lateinischen „flos“ und „floris“ für „Blume“ und „Blüte“ ab. Der Name wurde in Deutschland im 19. Jahrhundert volkstümlich, begünstigt durch die Flora in Walter Scotts viel gelesenem Roman „Waverley“. Aber auch heute ist der „Blumenname“ wieder populär.
Den ältesten mythologischen Hinweis über die Frühlingsgöttin Flora gibt Ovid. Ovid setzt Flora mit der griechischen Nymphe Chloris gleich, die durch Homer bekannt ist. Diese Chloris wird durch den griechischen Gott des Westwindes Zephyr geraubt und vergewaltigt und geehelicht und somit in Flora verwandelt.
Flora präsentiert sich durch die Jahrhunderte hindurch als Jungfrau von berauschender Schönheit. Sie ist die klassische junge Göttin: wunderschön, jung, fröhlich, ausgelassen, ungebunden und sexuell freizügig. Hüpfend und tanzend zieht sie im Frühling über das Land. Sie erscheint oft feenhaft, auch beflügelt und rückt somit auch in die Nähe der Pflanzengeister. Flora ist die personifizierte Gestalt des Frühlingsüberschwangs, der die Welt wieder neu erfasst und als Blumen- und Fruchtbarkeitsgöttin bringt sie den Frühling zurück.
DUFTENDE MÄDCHENSCHÖNHEITEN IM MÄRZ
Veronika, der Lenz ist da …
„Veronika, der Lenz ist da …“, heißt es in einem bekannten Frühlingslied der 20er Jahre des vorigen Jahrhunderts, das jetzt wieder in Mode gekommen ist. Mit dem wunderschönen Mädchennamen Veronika bezeichnen die Botaniker den blau blühenden Ehrenpreis, der ab Mitte März für bunten Flor in unseren Wiesen sorgt.
Kommt der Frühlingsherold, bekränzt mit seinem Blütenfüllhorn um Stirn und Haar, öffnen eine Reihe von Mädchenschönheiten ihre duftenden Blütenaugen. Und seltsam ist es schon, dass gerade der Frühling uns Blumen schenkt, die allesamt hübsche Mädchennamen tragen.