Polizei.Wissen. Группа авторов

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Herrnkind und Marschel Schöne (1) stellen Autorität in der Polizei als soziales Feld nach Pierre Bourdieu dar. Autoritätskonstruktionen in der Polizei greifen auf Merkmale das Feldes der Polizei zurück.

      Anja Mensching (2) befasst sich mit der Frage, wie Autorität hergestellt wird und argumentiert, dass Autorität aktiv im Kontakt mit den Rezipienten der Polizeiarbeit erzeugt werden muss. Polizeiliche Autorität stellt das Ergebnis gelungener Beziehungsarbeit dar.

      Astrid Jacobsen (3) fokussiert in ihrem Beitrag darauf, dass Polizisten per se keine Autorität haben und lehnt es ab, dass es nur eine kontextunabhängige Autorität der Polizei gibt. Stattdessen wird die Relevanz einer situativ hergestellten Autorität betont.

      Luise Klaus und Leila Abdul-Rahman (4) beleuchten unrechtmäßige Gewalteinsätze der Polizei und stellen dazu Daten aus dem Projekt KviAPol vor. Hier wird deutlich, dass Gewaltausübung und Autorität der Polizei in einem Zusammenhang stehen.

      Meike Heker und Jan Starke (5) analysieren den Zusammenhang zwischen vorhandenem Vertrauen und Autorität anhand der Daten eines empirischen Forschungsprojektes. Sie greifen auf die Erkenntnisse der Procedural Justice Theory zurück und zeigen, dass Vertrauen in die Polizei die Anzeigebereitschaft erhöht.

      Geoffrey Alpert und Kyle Mac Lean (6) thematisieren die Notwendigkeit, Trainings für Polizisten zur Prävention von Polizeigewalt zu entwickeln. Sie fokussieren auf die Reformbedürftigkeit der US-amerikanischen Polizei und plädieren für substanzielle Reformen in der polizeilichen Aus- und Fortbildung, um Polizeigewalt zu reduzieren.

      Matthias Weber (7) stellt einen Workshopentwurf dar, der sich mit der Frage befasst, wie Autorität gemäß ethischen Kriterien in der Polizei unterrichtet werden kann und stellt die These auf, dass dies nur als eine umfassende Auseinandersetzung mit Macht, Gewalt, Autorität und Respekt im Kontext polizeilicher Arbeit geschehen kann.

      Ziv Gilad und Caroline Wahl (8) gehen der Frage nach, wie Ansätze aus dem Konzept der Neuen Autorität genutzt werden können, um die Beziehung zwischen Polizei und arabischen Bevölkerungsteilen neu zu gestalten und beleuchten, wie Kooperation zwischen Teilen der arabischen Bevölkerung und der israelischen Polizei neu konzipiert wird.

      Hermann Groß (9) skizziert in seinem Beitrag, welche verschiedenen Typen von Autorität in der Polizei vorhanden sind und debattiert kritisch, ob für jede dieser Autoritätsformen ein Autoritätsverlust vorherrscht. Zudem diskutiert er, welche Forschungsfragen bzgl. polizeilicher Autorität sich lohnen, erforscht zu werden.

      Matthias Weber (10) thematisiert den Zusammenhang zwischen Deeskalation und Autorität im Strafvollzug. Respekt und Vertrauen sind hier wichtige Komponenten, die Autorität als Ergebnis deeskalierender Beziehungsarbeit im Strafvollzug strukturieren.

      Zoe Clark, Caroline Inhoffen und Fabian Fritz (11) stellen die Folgen von Racial Profiling in der Jugendhilfe dar und welche Auswirkungen dies auf Vertrauen in die Polizei und generell auf das Bild der Polizei hat. Racial Profiling in der Jugendhilfe führt dazu, dass Misstrauen und Distanz zwischen der Polizei, Angestellten in der Jugendhilfe, sowie Klienten der Jugendhilfe befeuert werden.

      Stefan Dierbach (12) thematisiert den Umgang mit Autorität in der Pädagogik und hebt in diesem Zusammenhang den Stellenwert von Anerkennung für eine professionelle pädagogische Beziehungsgestaltung hervor. Es ist in der pädagogischen Beziehungsarbeit vielmehr wichtig, Anerkennung zu befördern als sich auf Autorität zu fokussieren.

      Judith Weber (13) beleuchtet Autoritätsfigurationen in den Bereichen der Religion und der Spiritualität. Im Beitrag wird skizziert, wie sich innerhalb dieser Bereiche Autoritätsfigurationen verändert haben und stellt diese Veränderungen in den Zusammenhang mit dem Prozess der Individualisierung. Da gesellschaftlicher Wandel auch immer Autoritätsfigurationen verändert, ist es wichtig zu aufzuzeigen, wie sich dies in diversen gesellschaftlichen Teilbereichen widerspiegelt.

      Literatur:

      Hunold, D. (2012): Polizeiliche Zwangsanwendungen gegenüber Jugendlichen

      Reiss (1971): The Police and the Public.

      Sykes / Brent (1983): Policing. A Social Behaviorist Perspective.

      Vom Hau (2016): Autorität Reloaded

      Marschel Schöne/ Martin Herrnkind

      1. Polizeiliche Autorität

      Polizeiliche Fachzeitschriften inkl. der Leserbriefspalten sind seit Jahrzehnten (z.B. Bergmann 1953) gefüllt mit diversen Klagen über das Schwinden des Respekts und damit der polizeilichen Autorität bei verschiedenen gesellschaftlichen Akteuren. So aus Sicht der Polizei bspw. bei Linken, Beatniks, Provos, Hippies, Mods, Rockern, Gammlern, Punkern, Terroristen, Neuen sozialen Bewegungen, Querdenkern, Autonomen, chaotischen Demonstranten, arabischen Clans, Bürgerwehren etc. Auch wenn der postulierte Autoritätsverlust sowie die gruppenbezogenen Stigmatisierungen nur bedingt generalisierbar und realitätstauglich sind, können diese (Angst-)Projektionen als spezifische Ausprägungen des Kollektivhabitus eines sozialen Feldes und damit seiner bestimmenden Denk-, Wahrnehmungs- und Handlungsweisen gelesen und interpretiert werden. Zudem gilt: Wenn soziale Akteure etwas für real halten, können auch die Folgen real sein. Weswegen ein genauerer Blick auf die grundlegenden Determiananten polizeilicher Autorität lohnenswert ist.

       „Um ansatzweise zu verstehen, warum und wie das Feld Polizei auf einen angenommenen Autoritäts-verlust reagiert, ist es notwendig, sich mit den feldspezifischen (Habitus)merkmalen und deren Ausformungen zu befassen.“

      Diese tendiert zunächst dazu, sich als fachliche Autorität zu inszenieren. Bourdieu sprach auch vom Doppelcharakter der Kompetenzen, die amtlich beglaubigte Titel suggerieren (vgl. Bourdieu, 2004, S. 143ff.). Die polizeilichen Titel und Rechte müssen von den Bürgern wahrgenommen und anerkannt werden. Diese schreiben den (Titel-)TrägerInnen Fähigkeiten und Fertigkeiten zu, die diese zuvor individuell gegenüber den BürgerInnen nicht unter Beweis stellen müssen. In diesem Sinne funktionieren sie wie ein gesellschaftlicher Kredit für die Gruppe Polizei, werden zum symbolischen Kapital, welches auf der Autorität und Glaubhaftigkeit des Staates ebenso beruht, wie auf den Mechanismen der Anerkennung und Verkennung staatlicher Macht und Kapitalkonzentration (vgl. analog Bourdieu 1993, S. 257). Wenn nun dieses fragile Konstrukt der Über- und Unterordnung Risse bekommt, etwa durch emanzipierte BürgerInnen in sozialen Bewegungen wie Stuttgart 21, Ende-Gelände, Extinction Rebellion oder der Black Lives Matter Bewegung, kann eine erhebliche Störung des polizeilichen Autoritätsverständnisses eintreten, die sich in Abwehr- und Selbstbehauptungsreflexen der Polizei Gestalt geben kann. Um ansatzweise zu verstehen, warum und wie das Feld Polizei auf einen angenommenen Autoritätsverlust reagiert, ist es notwendig, sich mit den feldspezifischen (Habitus-)Merkmalen und deren Ausformungen zu befassen. Die für Autoritätskonstruktionen relevanten Merkmale des soszialen Raumes Polizei sind im nachfolgenden Feld-Habitus-Modell von Maartin Herrnkind überblicksartig zusammengefasst (Umfassend Herrnkind 2021). Im folgenden werden (symbolische) Macht, Gewalt und Gender exemplarisch betrachtet. Aufgrund der Heterogenität des Feldes Polizei prägen sich die Merkmale überaus komplex aus. Eine vollständige Differenzierung kann hier nicht geleistet werden (Ausführlich zum Feld siehe Schöne, 2011).

      2. Sozialer Raum Polizei – Merkmale des (Berufs-)Feldes

      2.1. Symbolische Macht als Autoritäts-Reproduktionssystem

      Die (symbolische) Macht determiniert als eine Art Generalbass alle anderen (Feld-)Merkmale und kann als zentrales Element polizeilicher Autorität verstanden werden oder das,


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