Das gefährliche St. Pauli. Walter Brendel

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Kinder sind damals noch ein Skandal. Rosi zog mit dem Lütten ins sogenannte Hurenhaus an der Großen Freiheit, lebte dort mit Kiez-Gangstern wie „Ochsen-Harry“ auf einem Flur.

      „Die hätten mir niemals ein Haar gekrümmt, ich war halt die Rosi und die Frau vom Sheridan“, sagt sie. Ihr Mann, der oft zu Besuch kam und sich im Schrank verstecken musste, sobald sich die Vermieterin näherte, hatte immer den „Rückhalt der ganzen Banditen“, wie Rosi sagt. „In der Zeit haben Paul McCartney und Tony auch .Tell Me IIf You Can‘ geschrieben und all die anderen Lieder. Er hatte immer unseren kleinen Ricki auf dem Schoß, Paul war ein Sonnenschein, hat immer auf mich aufgepasst“, erinnert sie sich.

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      Rosi Sheridan McGinnity

      Nachdem Tony und die Beatles im Laufe der 60er Jahre getrennte Wege gingen, machte Tony als Solo-Künstler weiter, Rosi arbeitete nun hinterm Tresen im „Star Club“. Die junge Liebe der beiden endete, als Tony 1967 aus Geldmangel für drei Jahre nach Vietnam zog. Auch Rosi ging ihre eigenen Wege und übernahm 1969 von ihrem Vater die Kneipe „Drei Hufeisen“ auf dem Hamburger Berg, aus der später „Rosis Bar“ wurde.

      Es ist vor allem der Einfluss des Vaters, der aus der jungen Kellnerin später eine taffe Wirtin macht, denn: Er selbst war Kellner im früheren „Café Keese“ – tagsüber arbeitete er als Schweißer auf einer Werft, um Rosi und ihre zwei Schwestern über die Runden zu kriegen. Die Mutter war früh gestorben. „Ich habe schon mit 13 Jahren die Kellnerhemden von meinem Papi gebügelt. Wenn du vom Vater erzogen wurdest, bist du keine Püppi und keine Prinzessin“, erinnert sich Rosi.

      Wie sie mit den harten Jungs umzugehen hat, wusste die rüstige 79-Jährige immer, doch gegen das Schicksal war auch Rosi machtlos: Sohn Rick starb im vergangenen Jahr mit 58 Jahren an Krebs – genau wie sein Vater Tony Sheridan 2013. „Da hatten wir Angst, dass der Laden dicht gemacht wird“, sagt Türsteher Leon, der der Chefin seit neun Jahren zur Seite steht. Doch da schüttelt sie vehement den Kopf – sie verlängerte den Mietvertrag erst kürzlich um weitere fünf Jahre. „Das ist doch meine Familie hier“, sagt Rosi, die mittlerweile nicht mehr direkt über der Bar, sondern in einer kleinen Wohnung in Bahrenfeld wohnt.

      Dass noch lange nicht Schluss ist, bewies die Kiez-Wirtin gerade an Heiligabend: „Da hab’ ich drei Flaschen Champagner gekippt und war seit 20 Jahren wieder mal so richtig betrunken“, erzählt sie. Macht nichts, einer der Türsteher wird die Chefin schon nach Hause gefahren haben, so wie sie es auch an jedem Wochenende tun.

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