Old Surehand II. Karl May

Old Surehand II - Karl May


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verbunden ist – — —«

      »Lincoln, Abraham Lincoln?« dachte ich. »Da brauche ich nicht zu zögern. Vorwärts, hin zu den Gent‘s und Ladies, mit denen er spricht!«

      Ich schritt rasch vorwärts. Wahrhaftig, da glänzte mir die helle Fläche des Stromes zwischen die Bäume hindurch entgegen, und auf dem Wasser bemerkte ich die erste Stammlage eines angefangenen Floßes. Darauf stand Lincoln, nicht mit Gentlemen und Ladies, sondern allein, ganz allein, hielt ein aufgeschlagenes Buch in der Linken und focht zur Begleitung seiner Rede mit der Rechten in der Luft herum, als wolle er die Schnaken und Libellen fangen, die über den Wogen spielten.

      Er bemerkte mich, als ich an das Ufer trat, ließ sich aber nicht im mindesten stören.

      »Good day, Master Lincoln! Darf ich ein wenig hinüber zu Euch?«

      »Wer ist das? By god, das ist Master Kroner, der sich um seine Braut geschossen hat! Bleibt noch zwei Minuten am Lande, damit ich meine Rede erst vollenden kann! Es kommt sehr viel darauf an, daß ich sie fertig bringe, denn ich habe einen Unschuldigen zu retten, der einen Mord begangen haben soll!«

      »So macht fort! Ich werde mich bis dahin hier niedersetzen.«

      Ich kann euch sagen, Mesch‘schurs, die Rede, welche er that, war ausgezeichnet, und hätte die Sache auf Wirklichkeit beruht, so wäre der Mann ganz sicher freigesprochen worden, Der ganze Vorgang kam mir keineswegs lächerlich vor, denn ich mußte ja bemerken, daß Lincoln sich hier in der Wildnis auf das Amt eines Lawyer vorbereitete. Als er fertig war, sprang ich zu ihm hinüber. Er streckte mir die Hand entgegen.

      »Welcome, Master Kroner! Wie kommt Ihr hierher zum alten Kansas?«

      »Ich war einige Zeit lang droben in Colorado und den Spanish Peaks, habe eine gute Biberernte gehalten und will nun hinunter zum Missisippi, um ein wenig nach Texas zu gehen.«

      »Ja, warum geht Ihr denn eigentlich nach dem Westen und bleibt nicht daheim auf Eurer Farm, wo es mir damals trotz der beiden Toten für mehrere Tage so wohl behagte?«

      Ich erzählte ihm das Nötige. Er schüttelte mir darauf noch einmal die Hand.

      »So ist‘s recht! Das Herzeleid ist ein schlimmer Gesell, und man darf sich nicht mit ihm an einen Ort fesseln und zusammenbinden lassen, sondern man schafft es hinaus in das Weite, wirft es hin und kehrt dann als freier Mann zurück. Ich bin noch immer, was ich damals war: ich fälle Holz, wo es mich nichts kostet, und schaffe es dahin, wo ich einen guten Dollar dafür erhalte. Aber dieses soll mein letztes Floß sein, welches ich zusammenhänge; dann gehe ich nach dem Osten und sehe, ob ich dort etwas Besseres zu schaffen vermag. Wäre ich hier fertig, so könntet Ihr mit mir fahren, leider aber werde ich noch gegen vierzehn Tage zubringen.«

      »Das thut nichts, Sir! Wenn es Euch recht ist, bleibe ich doch bei Euch. Einem Westmanne kommt es auf eine Woche mehr oder weniger nicht an, und wenn Ihr mir erlaubt, Euch zu helfen, so werden wir in der halben Zeit fertig, was Ihr gewiß nicht für einen Schaden halten werdet.«

      »Mir ist‘s sehr recht, wenn Ihr bleiben und ein wenig helfen wollt, denn das wird mir auch in anderer Beziehung von Nutzen sein. Die Indsmen schwärmen nämlich seit kurzem wie die Mücken hier umher, und da gelten zwei Männer mehr als einer, wie Ihr wohl wißt. Oder habt Ihr die Büchse immer noch fünf Minuten vor der rechten Zeit bei der Hand?«

      »Keine Sorge, Sir! Tim Kroner ist ein besserer Kerl geworden und wird Euch keine Schande machen.«

      »Well, ich hoffe es! Aber an einer Axt fehlt es, wenn Ihr mit zugreifen wollt. Man müßte da hinunter nach Smoky-Hill gehen, um sie zu holen, und könnte da auch gleich etwas Munition mitbringen, die mir auf die Neige geht.«

      »Wie weit ist es hinab?«

      »Zwei gute Tagreisen. Doch ließe sich die Sache auch besser und schneller machen. Man hängt noch ein Feld an das Floß, damit es mehr Widerstandskraft besitzt und sich besser regieren läßt, und fährt dann den Strom hinunter, was nicht ganz einen Tag erfordert.

      Die Stämme läßt man dort vor Anker und hängt sie später hinten an.«

      »So werde ich gehen und holen, was wir brauchen.«

      »Ihr? Könnt Ihr ein Floß regieren?«

      »Wenn ich eins habe, ja, sonst aber nicht. Es wird ja klein genug werden und also nur einen Mann erfordern.«

      »Aber der Rückweg ist gefährlich, falls die Indsmen sich nicht in eine andere Richtung schlagen. Es wundert mich, daß sie mir hier noch keinen Besuch abgestattet haben.«

      »Es wird gehen, Sir; darauf könnt Ihr Euch verlassen!«

      »Gut. So ruht Euch von der Wanderung aus; ich werde mich sofort an die Arbeit machen, denn morgen muß das Floß fertig sein!«

      »Ich bin nicht müde und werde helfen.«

      »Bounce! Ich sehe, daß Ihr ein brauchbarer Mann geworden seid. Come on also, ans Geschäft!«

      Am andern Morgen schon schwamm ich auf dem Wasser. Der Strom war immer frei, hatte ein gutes Gefälle, und so sah ich, als der Abend hereinbrach, das Fort vor mir liegen. Ich lenkte an das Ufer, befestigte meine Stämme und schritt auf die Einfassung zu, welche die festen Blockhäuser umgab, die man hier Festung nannte.

      Ein Posten stand vor dem Eingange. Er ließ mich passieren, als ich den Zweck meines Besuches angegeben hatte. Im ersten Hause zog ich nähere Erkundigung ein.

      »Da müßt Ihr mit Colonel Butler, welcher hier befehligt, selber sprechen,« wurde mir geantwortet. »Er befindet sich drüben im Offiziershause.«

      »Wer wird mich melden?«

      »Melden? Mann, Ihr befindet Euch nicht vor dem weißen Hause in Washington, sondern beim letzten Posten vor der Indianergrenze; da treibt man nicht derlei überflüssige Allotria! Wer durch die Palissaden gelassen wird, darf seine Nase grad dahin stecken, wo schon andre Nasen gewesen sind.«

      Ich schritt auf das mir bezeichnete Gebäude zu und trat durch die Thür in ein Parlour, in welchem sich kein Mensch befand. Aber aus dem Nebenraume erklangen mehrere Stimmen und das Geräusch von Gold- und Silberstücken.

      Die Thüre war nur angelehnt. Ehe ich eintrat, wollte ich erst sehen, mit wem ich es zu thun bekam, und warf einen Blick durch die Spalte. Inmitten des Zimmers stand eine roh zubehauene Tafel, an welcher vielleicht zehn Offiziere verschiedener Grade saßen und bei dem Lichte von einigen Hirschtalgkerzen Karten spielten. Und grad gegenüber dem Colonel, wahrhaftig, er und kein anderer war es, da saß der Kanada-Bill vor einem mächtigen Haufen von Geld, Goldstaub und Klumpen und warf die drei Blätter hin und her, daß es eine Art hatte.

      Sie spielten »three carde monte«.

      Keiner von den Männern konnte mich sehen; ich zögerte, einzutreten, und überlegte eben noch, wie ich den Bill begrüßen solle, als ich dieselbe blitzschnelle Bewegung bemerkte, mit welcher er schon damals die vierte Karte in den Aermel geworfen hatte. Im Nu stand ich hinter ihm und hatte seinen Arm erfaßt.

      »Verzeihung, Gentlemen, dieser Mann spielt falsch!« sagte ich.

      Er wollte aufspringen, kam aber nicht dazu, denn während meine Linke seinen Arm gefaßt hielt, hatte ich ihm die Rechte so fest um den Hals geschnürt, daß ihm der Atem verging und er keine Bewegung erzwingen konnte.

      »Spielt falsch?« fuhr der Oberst auf. »Beweist es! Wer seid Ihr, und was wollt Ihr hier? Wie kommt Ihr in diesen Raum?«

      »Ich bin ein Trapper, Sir, und komme, mir einiges aus Eurem Store zu nehmen. Ich kenne diesen Menschen sehr genau; er heißt William Jones oder, wenn Euch der andre Name vielleicht geläufiger ist, der Kanada-Bill.«

      »Der Kanada-Bill? Ist‘s wahr? Er nannte sich hier Fred Fletcher. Laßt ihn doch einmal los!«

      »Nicht eher, als bis Ihr Euch überzeugt habt, daß ich die Wahrheit rede. Er spielt nicht mit drei, sondern mit vier Blättern.«

      »Wo ist das vierte?«

      »Nehmt es ihm hier einmal aus dem Aermel!«

      Einer der Lieutenants griff zu und brachte die Karte zum Vorschein.

      »Zounds,


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