Die Sandwich-Inseln. Anrep-Elmpt Reinhold

Die Sandwich-Inseln - Anrep-Elmpt Reinhold


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selten ein heiteres Gespräch, so lange man unter den Augen der Oeffentlichkeit steht. Zwischen 4 Wände geschlossen, da ändert sich das Wesen vieler „Stillen“ bedeutend, denn, wie gesagt, „Scheinheiligkeit“ ist und bleibt die Standarte, um die sich Britanniens Macht und Einfluss sammelt und unter der sie alles fremde Element zu bannen strebt.

      Höchst interessant ist in Wailúku die „poi“ – Manufactur des J. B. Kanána. Er gebraucht zur Bearbeitung desselben 24 Mann. Die Zermalmung des „tarro“ wird durch ein Göpelwerk mit zwei Pferden betrieben. Die „tarro“ – Wurzel wird hierzu erst gekocht, alsdann von der Haut befreit und in der Quetschmühle zu einem Teig verarbeitet. In diesem Zustande wird er per Pfund à 2 cents zum Verkaufe versendet.

      Es soll eine Bahn von Kahúlui, d. h. vom Hafen der „Malaea“ – Bai über Wailúku und die Ebene von Kóla nach Hawakopúku gebaut werden, um den Transport der Produkte der Plantagen von Ost-Maui zu erleichtern. Von Kahúlui findet eine regelmässige, direkte Segelschiffverbindung mit San-Francisco durch die sog. „Spreckels & Co. – Line“ statt.

      Den Abend accordirte ich ein Pferd für 5 Dollar, zum Ritt durch West-Maui, und ordnete mein Gepäck, um den folgenden Tag frühzeitig aufbrechen zu können.

      Den 29. Juli erwachte ich mit aufgehender Sonne und war um 7 Uhr im Sattel. Mein Weg führte an der katholischen Kirche vorbei, dem Strande entlang zur Landenge von Kóla, wo mich ein heftiger, Sand- und Lavastaub aufwirbelnder Sturm und zugleich ein feiner Spritzregen bei hellem Sonnenschein empfing.

      Die höchst unwirthliche Fläche der Landenge besteht aus Lavageröll, hoch sich thürmenden, durch die verwitterte Lava farbig gemusterten Dünen, dürrer Weide, Lagunen, glatten Lavaflächen und Alkali-Ablagerungen; sie ist, kurz gesagt, eine wüste Strecke mit nur wenigen Ansiedlungen, in deren Nähe jedoch im Schutze des Windes und kleinen Ansammlungen von Süsswasser sich eine üppige Vegetation gebildet hat. Die Landenge verlassend, gab der Wind sofort nach und begann die allmähliche Steigung des Haleakála.

      Es entwickelt sich allmählich zunehmend die freundliche Sicht fleissig bearbeiteter Felder der Zuckerrohrplantage und der Ländereien des Mr. Claus Spreckel.

      Bei zunehmender Vegetation zahlreicher, abseits vom Wege liegender Ansiedelungen der Kanaken erreichte ich an Plantagen-Beihöfen vorbei kommend auf einer Höhe von 1476′ um 12 Uhr Mittags die Ländereien Mossmann’s und bald das Wohnhaus und die Mühle desselben.

      Dieselbe soll die höchst gelegene Plantage Maui’s sein. Sie liegt auf dem Wege zur Besteigung des Haleakála, circa 30 gute englische Meilen von Wailuku – exclusive der oftmaligen Umwege, die ich in Ermangelung der Ortskenntniss gemacht hatte – entfernt. Auch hier fand ich nur die liebenswürdige Frau zu Hause, die eine Eingeborne ist.

      Nach kurzweiligem Aufenthalt und einer Erfrischung, die mir die freundliche Hausfrau reichte, ritt ich bald abwärts, bald steigend weiter.

      Der ziemlich gute Weg zog sich abwechselnd schnurgerade oder schlängelnd durch die üppigen Zuckerrohrfelder der Plantage Mossmann’s und der des Mr. Spencer, bis ich um 5 Makawaó oder die Plantage des Mr. Sharret & Co., die sogenannte „Gruve-Ranch“, circa 18 Meilen von Mossmann’s Plantage auf einer Höhe von 985′ erreichte.

      Ich bat um Obdach für die Nacht und wurde freundlichst empfangen.

      Das einstöckige, saubere hölzerne Haus nebst einigen kleinen Nebenhäusern liegt in einer neuen Gartenanlage, welcher jedoch viele alte Bäume und Sträucher einen schattigen, freundlichen Eindruck geben. Die Plantage ist neu und erst im hoffnungsvollen Werden. Die sichtbaren höchst praktischen Vorbereitungen und Einrichtungen einer rationellen Wirthschaft sprechen für günstige Resultate, das sichtbare Zuckerrohr für die Tragfähigkeit des Bodens und die zahlreichen rieselnden Bächlein, Gräben und zahlreiche nasse Stellen der Umgebung für genügende Feuchtigkeit.

      Da Mr. Sharret nicht zu Hause war, zog ich mich nach einem englisch schweigsamen Thee in mein Zimmer, welches mir im Nebenhause angewiesen war, zur wohlverdienten Ruhe zurück. Der Flecken Makawáo mit circa 400 Einwohnern liegt unweit der Plantage. Der Ort besteht nur aus kleinen, unansehnlichen, entfernt von einander liegenden Gebäuden, die von schattigen Bäumen umgeben und von lieblichem Eindrucke sind.

      Den folgenden Morgen um 8 Uhr war ich wieder im Sattel, nachdem die gastfreundschaftliche Familie mich herzlichst aufgefordert hatte, sie wieder zu besuchen.

      Ein guter Weg, bald durch bewaldete Schluchten, bald in Sicht natürlicher oder künstlicher Bewässerungen, führte mich nach Paliúle oder zur „Sanisch-Set“ – Plantage des Mr. Boldwin, die im üppigsten Grün theilweise natürlicher, theilweise bepflanzter Waldungen liegt.

      Das Haus derselben, circa 875′ über dem Meeresspiegel, ist idyllisch gelegen, umringt von schattigen Gartenanlagen und Blumen. Das Ganze spricht für Verständniss und Kunstsinn und trägt den Charakter des Wohlstandes, der Ordnung und einer vernünftigen Sparsamkeit. In den Anlagen spürt man jedoch bedeutende Kapitalauslagen, denn der Besitzer hat es verstanden, mit Willenskraft, Ausdauer und Geschmack der künstlichen Production den Charakter einer Naturproduction zu geben, über die der Beschauer erstaunt, da die geschaffene Vegetation, die obendrein theilweise eine dem Lande fremdartige, eine auffallend üppige ist.

      Da im richtigen Sinne des Wortes keine menschliche Seele zu Hause war, so trabte ich weiter bis zu der im Umbau begriffenen Mühle und den umfangreichen Gebäuden der Plantage, die auf einer 656′ über dem Meeresspiegel liegenden Fläche in Mitte der üppigen Zuckerrohrfelder schattenlos liegen.

      Viele Menschen der Plantage waren unweit der Mühle bei der Arbeit eines im Bau begriffenen Dammes beschäftigt, als ich durch die üppigen Zuckerrohrfelder ritt. Ich kam an zahlreichen „Coralls“ vorbei, in deren Umzäunung gutes Vieh und kräftige Pferde weideten. Einige dieser umzäunten Viehweiden musste ich durchreiten und daher die praktische Einrichtung ihrer Pforten benutzen, die nämlich der Reiter ohne vom Sattel zu steigen oder sich zu bücken, öffnen und schliessen kann. Das System derselben besteht in einer losen Rollenvorrichtung, die entweder in der Lage der Haspel oder Winde und verbunden mit Riemen-, Schnur- oder galvanisirten Drahtscheiben ist, oder aber hin und wieder auf dem System einer horizontalen, selbstspannenden Hebelzieh- und Schliessvorrichtung beruht. – Die Umzäunungen der Coralls bilden circa 4′ über den Boden ragende, solide Pfosten, die stark in den Grund gerammt sind, und durch die in 3 oder 4 Reihen galvanisirter Draht stramm gespannt ist. —

      Gegen 12 Uhr erreichte ich Hawakopúku oder auch Haikú I. genannt, eine auf einem recht hügeligen Terrain 328′ über dem Meeresspiegel liegende Plantage.

      Von hier aus circa 100′ bergab, dann wieder circa 100′ bergauf, einem höchst steilen Pfade folgend, erreichte ich die grössere, ebenfalls 328′ hoch gelegene Plantage Haikú II., die umgeben von lichtem Walde und deren Verwalter und Mitbesitzer Mr. C. H. Alexander ist.

      Da ich wiederum Niemanden zu Hause traf, musste ich den beschwerlichen Weg nach Hawakopúku zurücklegen und schlug von dort aus meine Richtung über den winzigen Hafenort der kleinen „Makuaó“ – Bai ein und folgte dem Strande entlang, soweit die Lagunen und sumpfigen Stellen es mir gestatteten, um die Landenge von Kóla zu erreichen, über die ich denn auch bei glänzendem Sonnenuntergang und herrlicher Beleuchtung des Haleakála und, bei verhältnissmässig schwachem Zugwinde um ½5 nach vollbrachtem Tagesritt von mindestens 49 englischen Meilen Wailúku erreichte.

      Da ich die Absicht hatte, die folgende Nacht um 2 Uhr Wailúku zu verlassen und mit dem Dampfer, der am andern Tage Kahúlui verlässt, nach Hawaii zu gehen, so forderte ich meine Rechnung, um mich bis zum Abgange des Wagens zur „Malaéa“ – Bai zur Ruhe zu strecken.

      Meine Ausgaben laut Rechnung betrugen:

      Um 2 Uhr bei vollständig finsterer Nacht war der Rüttelkasten, der sog. Wagen vor der Thüre, und fort ging es im gestreckten Galopp über Steine, Geröll und Gräben, bald hügelab, bald hügelauf, und nach einer halsbrecherischen Fahrt erreichten wir um ½3 Kahúlui, wo eine warme Tasse Kaffee nach dem unbeschreiblichen Gerüttel des Wagens wohlthuend wirkte. Bis 7 Uhr streckte ich mich – in den Plaid eingehüllt – in der Wartehütte auf einer harten Bank bis


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