Der Kunstreiter, 3. Band. Gerstäcker Friedrich

Der Kunstreiter, 3. Band - Gerstäcker Friedrich


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der Einladung folgte, blieb Georg erwartungsvoll am Tische stehen.

      »Ich habe nur meine Schuldigkeit getan,« sagte das junge Mädchen, leicht dabei errötend, »werde Ihnen selber, Herr Baron, aber wenig Auskunft geben können – ich durfte nicht nachforschen, denn ohne etwas damit gutmachen zu können, hätte ich die Aufmerksamkeit der Leute nur unnötigerweise und vor der Zeit darauf gelenkt.«

      »Sie hatten recht, vollkommen recht.«

      »Der erste Verdacht stieg in mir auf, als ich eine bedeutende Lücke in der Kinderwäsche bemerkte, nachdem die gnädige Frau mit Josefinen eine angebliche Spazierfahrt unternommen hatte. Auch eine Anzahl ihrer Kleider fehlte – dann fand ich den Brief in Ihrer Stube – denn Angst und Ungewißheit ließen mich danach suchen, und ich nahm ihn an mich.«

      »Ich bin Ihnen dankbar dafür – aber wer glauben Sie, der mir weitere Auskunft geben könnte – oder haben Sie selber einen Verdacht? Es war ein Fremder hier. – Wie sah er aus?«

      »Ich habe ihn gar nicht gesehen; aber gleich nach Ihrer Abreise kam er, und obgleich er nur zweimal hier oben im Gute war, fürchte ich fast, daß er der Sache nicht fern steht. Unser Hausmädchen hat ihn wenigstens zu der Zeit, als Madame fortfuhr, zu Fuß, mit seinem Pelz auf dem Arm, in den Wald gehen sehen.«

      »Und welchen Weg nahm er?«

      »Darüber kann ich Ihnen keine Auskunft geben. Der alte Forstwart aber hat die letzte Botschaft der gnädigen Frau, daß sie am vorigen Abend nicht nach Hause kommen würde, hereingeschickt. Möglich, daß er sie im Walde getroffen hat und etwas Näheres weiß.«

      »Der Forstwart – Gott sei Dank, da ist ein Faden, an den ich anknüpfen kann. Georgine fuhr im Schlitten?«

      »Ja, mit ihrem eigenen Pferde bespannt.«

      »Es ist gut – ich danke Ihnen; gehen Sie jetzt wieder zu Ihrer kleinen Schutzbefohlenen und seien Sie ihr Mutter, stehen Sie überhaupt meinem ganzen Hause vor, bis – ich selber wieder zurückkomme.«

      »Sie wollen doch nicht heut abend noch…«

      »Nein,« unterbrach sie Georg ruhig, »erstlich wäre es nicht möglich, im Dunklen einer Spur zu folgen, und dann würde das auch Aufsehen erregen. Morgen früh reite ich fort – meine Frau in Kleinmarkstetten abzuholen – das genügt den Leuten. Sobald ich kann, schreibe ich Ihnen meine Adresse – wenn ich nicht selber indessen wiederkomme. Lange bleibe ich auf keinen Fall aus, es müßten mich denn ganz unvorhergesehene Hindernisse zurückhalten. Schlafen Sie wohl, Mademoiselle, und seien Sie versichert, daß ich Ihnen nie vergessen werde, wie wacker Sie mir in dieser schweren Zeit beigestanden haben.«

      »Schlafen Sie wohl,« sagte das junge Mädchen schüchtern, und im nächsten Augenblick schloß sich die Tür wieder hinter ihr, während Georg noch wohl eine Stunde im Zimmer auf und ab schritt, ehe er sein eigenes Lager suchte.

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