Die Piccolomini. Friedrich von Schiller
denn? Wohin?
Zu ihr!
Zu —
Zum Herzog! Gehn wir. Oh! ich fürchte alles.
Ich seh' das Netz geworfen über ihn,
Er kommt mir nicht zurück, wie er gegangen.
Erklären Sie mir nur —
Und konnt' ich's nicht
Vorhersehn? Nicht die Reise hintertreiben?
Warum verschwieg ich's ihm? – Sie hatten recht,
Ich mußt' ihn warnen – Jetzo ist's zu spät.
Was ist zu spät? Besinnen Sie sich, Freund,
Daß Sie in lauter Rätseln zu mir reden.
Wir gehn zum Herzog. Kommen Sie. Die Stunde
Rückt auch heran, die er zur Audienz
Bestimmt hat. Kommen Sie! —
Verwünscht! dreimal verwünscht sei diese Reise!
(Er führt ihn weg. Der Vorhang fällt.)
Zweiter Aufzug
Saal beim Herzog von Friedland
Erster Auftritt
Bediente setzen Stühle und breiten Fußteppiche aus. Gleich darauf Seni, der Astrolog, wie ein italienischer Doktor schwarz und etwas phantastisch gekleidet. Er tritt in die Mitte des Saals, ein weißes Stäbchen in der Hand, womit er die Himmelsgegenden bezeichnet.
Greift an! Macht, daß ein Ende wird! Die Wache
Ruft ins Gewehr. Sie werden gleich erscheinen.
Warum denn aber ward die Erkerstube,
Die rote, abbestellt, die doch so leuchtet?
Da frag den Mathematikus. Der sagt,
Es sei ein Unglückszimmer.
Narrenspossen!
Das heißt die Leute scheren. Saal ist Saal.
Was kann der Ort viel zu bedeuten haben?
Mein Sohn! Nichts in der Welt ist unbedeutend.
Das Erste aber und Hauptsächlichste
Bei allem ird'schen Ding ist Ort und Stunde.
Laß dich mit dem nicht ein, Nathanael.
Muß ihm der Herr doch selbst den Willen tun.
Eilf! Eine böse Zahl. Zwölf Stühle setzt,
Zwölf Zeichen hat der Tierkreis; Fünf und Sieben,
Die heil'gen Zahlen, liegen in der Zwölfe.
Was habt Ihr gegen Eilf? Das laßt mich wissen.
Eilf ist die Sünde. Eilfe überschreitet
Die zehn Gebote.
So? Und warum nennt Ihr
Die Fünfe eine heil'ge Zahl?
Fünf ist
Des Menschen Seele. Wie der Mensch aus Gutem
Und Bösem ist gemischt, so ist die Fünfe
Die erste Zahl aus Grad' und Ungerade.
Der Narr!
Ei, laß ihn doch! Ich hör ihm gerne zu,
Denn mancherlei doch denkt sich bei den Worten.
Hinweg! Sie kommen! Da! zur Seitentür hinaus.
(Sie eilen fort. Seni folgt langsam.)
Zweiter Auftritt
Wallenstein. Die Herzogin.
Nun, Herzogin? Sie haben Wien berührt,
Sich vorgestellt der Königin von Ungarn?
Der Kaiserin auch. Bei beiden Majestäten
Sind wir zum Handkuß zugelassen worden.
Wie nahm man's auf, daß ich Gemahlin, Tochter
Zu dieser Winterszeit ins Feld beschieden?
Ich tat nach Ihrer Vorschrift, führte an,
Sie hätten über unser Kind bestimmt
Und möchten gern dem künftigen Gemahl
Noch vor dem Feldzug die Verlobte zeigen.
Mutmaßte man die Wahl, die ich getroffen?
Man wünschte wohl, sie möch' auf keinen fremden
Noch lutherischen Herrn gefallen sein.
Was wünschen Sie , Elisabeth?
Ihr Wille, wissen Sie, war stets der meine.
Nun – Und wie war die Aufnahm' sonst am Hofe?
(Herzogin schlägt die Augen nieder und schweigt.)
Verbergen Sie mir nichts – Wie war's damit?
Oh! mein Gemahl – Es ist nicht alles mehr
Wie sonst – Es ist ein Wandel vorgegangen.
Wie? Ließ man's an der alten Achtung fehlen?
Nicht an der Achtung. Würdig und voll Anstand
War das Benehmen –