Wallensteins Tod. Friedrich von Schiller
meiner Handschrift nichts. Dich straf ich Lügen.
So? Glaubst du wohl, was dieser da, dein Schwager,
In deinem Namen unterhandelt hat,
Das werde man nicht dir auf Rechnung setzen?
Dem Schweden soll sein Wort für deines gelten,
Und deinen Wiener Feinden nicht!
Du gabst nichts Schriftliches – Besinn dich aber,
Wie weit du mündlich gingst mit dem Sesin.
Und wird er schweigen? Wenn er sich mit deinem
Geheimnis retten kann, wird er's bewahren?
Das fällt dir selbst nicht ein! Und da sie nun
Berichtet sind, wie weit du schon gegangen,
Sprich! was erwartest du? Bewahren kannst du
Nicht länger dein Kommando, ohne Rettung
Bist du verloren, wenn du's niederlegst.
Das Heer ist meine Sicherheit. Das Heer
Verläßt mich nicht. Was sie auch wissen mögen,
Die Macht ist mein, sie müssen's niederschlucken,
– Und stell ich Kaution für meine Treu',
So müssen sie sich ganz zufrieden geben.
Das Heer ist dein; jetzt für den Augenblick
Ist's dein; doch zittre vor der langsamen,
Der stillen Macht der Zeit. Vor offenbarer
Gewalt beschützt dich heute noch und morgen
Der Truppen Gunst; doch gönnst du ihnen Frist,
Sie werden unvermerkt die gute Meinung,
Worauf du jetzo fußest, untergraben,
Dir einen um den andern listig stehlen —
Bis, wenn der große Erdstoß nun geschieht,
Der treulos mürbe Bau zusammenbricht.
Es ist ein böser Zufall!
Oh! einen glücklichen will ich ihn nennen,
Hat er auf dich die Wirkung, die er soll,
Treibt dich zu schneller Tat – Der schwed'sche Oberst —
Er ist gekommen? Weißt du, was er bringt?
Er will nur dir allein sich anvertraun.
Ein böser, böser Zufall – Freilich! Freilich!
Sesina weiß zu viel und wird nicht schweigen.
Er ist ein böhmischer Rebell und Flüchtling,
Sein Hals ist ihm verwirkt; kann er sich retten
Auf deine Kosten, wird er Anstand nehmen?
Und wenn sie auf der Folter ihn befragen,
Wird er, der Weichling, Stärke g'nug besitzen? —
Nicht herzustellen mehr ist das Vertraun.
Und mag ich handeln, wie ich will, ich werde
Ein Landsverräter ihnen sein und bleiben.
Und kehr ich noch so ehrlich auch zurück
Zu meiner Pflicht, es wird mir nichts mehr helfen —
Verderben wird es dich. Nicht deiner Treu',
Der Ohnmacht nur wird's zugeschrieben werden.
Wie? Sollt' ich's nun im Ernst erfüllen müssen,
Weil ich zu frei gescherzt mit dem Gedanken?
Verflucht, wer mit dem Teufel spielt! —
Wenn's nur dein Spiel gewesen, glaube mir,
Du wirst's in schwerem Ernste büßen müssen.
Und müßt' ich's in Erfüllung bringen, jetzt,
Jetzt, da die Macht noch mein ist, müßt's geschehn —
Wo möglich, eh' sie von dem Schlage sich
In Wien besinnen und zuvor dir kommen —
Das Wort der Generale hab ich schriftlich —
Max Piccolomini steht nicht hier. Warum nicht?
Es war – er meinte —
Bloßer Eigendünkel!
Es brauche das nicht zwischen dir und ihm.
Es braucht das nicht, er hat ganz recht —
Die Regimenter wollen nicht nach Flandern,
Sie haben eine Schrift mir übersandt
Und widersetzen laut sich dem Befehl.
Der erste Schritt zu Aufruhr ist geschehn.
Glaub mir, du wirst sie leichter zu dem Feind
Als zu dem Spanier hinüber führen.
Ich will doch hören, was der Schwede mir
Zu sagen hat.
Wollt Ihr ihn rufen, Terzky?
Er steht schon draußen.
Warte noch ein wenig.
Es hat mich überrascht – Es kam zu schnell —
Ich bin es nicht gewohnt, daß mich der Zufall
Blind waltend, finster herrschend mit sich führe.
Hör ihn fürs erste nur. Erwäg's nachher.
(Sie gehen.)
Vierter Auftritt
Wallenstein.