Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Neunter Band: enthaltend Kapitel 17 und 18.. Томас Бабингтон Маколей
nachdem er die erste Kunde von der drohenden Gefahr erhalten, stand er an der Spitze von funfzigtausend Mann Truppen verschiedener Nationen in der Nähe der belagerten Stadt. Eine an Zahl überlegene, von einem Feldherrn wie Luxemburg befehligte Armee anzugreifen, war ein kühnes, fast verzweifeltes Unternehmen. Wilhelm aber war so entschieden der Meinung, daß der Fall von Mons ein fast nicht wieder gutzumachendes Unglück und eine unauslöschliche Schmach sein würde, daß er sich entschloß, sein Heil zu versuchen. Er war überzeugt, daß der Ausgang der Belagerung die Politik der Höfe von Stockholm und Kopenhagen bestimmen werde. Diese beiden Höfe schienen seit Kurzem geneigt, der Coalition beizutreten; wenn aber Mons fiel, blieben sie gewiß neutral oder wurden vielleicht gar Feinde. „Es ist ein großes Wagniß,” schrieb er an Heinsius, „doch bin ich nicht ohne Hoffnung. Ich werde thun was möglich ist, der Ausgang liegt in Gottes Hand.” An dem nämlichen Tage, an welchem dieser Brief geschrieben wurde, fiel Mons. Die Belagerung war energisch betrieben worden. Ludwig selbst war, obgleich am Podagra leidend, mit dem Beispiele körperlicher Anstrengung vorangegangen. Seine Haustruppen, das schönste Soldatencorps in Europa, hatten unter seinen Augen sich selbst übertroffen. Die jungen Cavaliere seines Hofes hatten seinen Blick auf sich zu lenken gesucht, indem sie sich dem heftigsten Feuer mit der nämlichen sorglosen Heiterkeit aussetzten, mit der sie gewohnt waren, ihre eleganten Gestalten bei seinen Ballfesten zu zeigen. Seine verwundeten Soldaten waren entzückt über die herablassende Leutseligkeit, mit der er zwischen ihren Betten umherging, den Chirurgen beim Verbinden der Wunden zusah und zum Frühstück einen Napf Hospitalsuppe aß. Während bei den Belagerern Alles Gehorsam und Begeisterung war, herrschte unter den Belagerten Uneinigkeit und Angst. Die französischen Vorpostenlinien versahen ihren Dienst so gut, daß kein von Wilhelm abgesandter Bote im Stande war, sich durchzuschleichen. Die Garnison wußte daher nicht, daß Entsatz in ihrer Nähe war. Die Bürger schauderten bei der Aussicht auf die entsetzlichen Drangsale, denen mit Sturm genommene Städte preisgegeben sind. In den Straßen regnete es Bomben und glühende Kanonenkugeln, und die Stadt gerieth an zehn verschiedenen Stellen zugleich in Brand. Die friedlichen Bewohner fanden in dem Uebermaaß ihrer Angst einen ungewöhnlichen Muth und erhoben sich gegen die Soldaten. Von diesem Augenblicke an war jeder Widerstand unmöglich, und es wurde daher eine Kapitulation geschlossen. Dann kehrten die Armeen in ihre Quartiere zurück und die militärischen Operationen ruhten einige Wochen; Ludwig kehrte im Triumph nach Versailles zurück und Wilhelm machte England, wo seine Anwesenheit dringend nöthig war, einen kurzen Besuch.9
Wilhelm kehrt nach England zurück. Prozesse Preston’s und Ashton’s
Er fand die Minister noch immer damit beschäftigt, die Verzweigungen des Complots aufzufinden, das kurz vor seiner Abreise entdeckt worden war. Zu Anfang des Januar waren Preston, Ashton und Elliot vor die Old Bailey gestellt worden. In ihren Einwendungen beanspruchten sie das Recht der abgesonderten Prozessirung, und die Untersuchung mußte daher gegen jeden einzeln geführt werden. Das Auditorium war zahlreich und glänzend, viele Peers waren anwesend. Der Lordpräsident und die beiden Staatssekretäre wohnten der Verhandlung bei, um zu beweisen, daß die dem Gerichtshof vorliegenden Papiere die nämlichen wären, welche Billop nach Whitehall gebracht hatte. Eine beträchtliche Anzahl Richter saßen auf der Bank und Holt präsidirte. Es ist ein vollständiger Bericht über die Verhandlungen auf uns gekommen und derselbe verdient aufmerksam studirt und mit den Berichten über andere Prozesse, welche nicht lange vorher unter dem nämlichen Dache stattgefunden hatten, verglichen zu werden. Der ganze Geist des Tribunals hatte in wenigen Monaten eine so vollständige Umwandlung erfahren, daß man hätte glauben sollen, sie könne nur das Werk von Jahrhunderten sein. Zwölf Jahre früher hatten unglückliche Katholiken unter der Anklage eines Verbrechens, das ihnen nie in den Sinn gekommen war, vor der nämlichen Verhörsschranke gestanden. Die Kronzeugen hatten ihre abscheulichen Erdichtungen unter dem Beifallsgemurmel der Anwesenden wiederholt. Die Richter hatten die stupide Leichtgläubigkeit und die wilden Leidenschaften des großen Haufens getheilt oder doch sich gestellt, als ob sie dieselben theilten, hatten mit den meineidigen Angebern lächelnde Blicke und Complimente gewechselt, die von den Gefangenen mit schwacher Stimme hervorgestammelten Argumente überschrien und sich nicht entblödet, bei Fällung des Todesurtheils gemeine Witze über das Fegefeuer und die Messe zu machen. Sobald das Abschlachten der Papisten vorüber war, hatte das Abschlachten der Whigs begonnen, und die Richter waren an dieses neue Werk mit noch größerer Barbarei gegangen. Diesen Skandalen hatte die Revolution ein Ziel gesetzt. Wer nach Durchlesung der Prozesse Ireland’s und Pickering’s, Grove’s und Berry’s, Sidney’s, Cornish’s und der Alice Lisle zu den Prozessen Preston’s und Ashton’s übergeht, wird über den Contrast erstaunen. Der Generalprokurator Somers führte die Untersuchung mit einer Mäßigung und Humanität, von der seine Vorgänger ihm kein Beispiel gegeben hatten. „Ich habe nie geglaubt,” sagte er, „daß Jemand, der in Fällen dieser Art als Rechtsbeistand des Königs fungirt, die Verpflichtung habe, das Verbrechen des Gefangenen in ein schwärzeres Licht zu stellen oder die Beweisführung mit falschen Farben auszuschmücken.”10 Holt’s Benehmen war tadellos. Pollexfen, der älter war als Holt und Somers, hatte noch ein wenig – und ein wenig war schon zu viel – von dem Tone der schlechten Schule beibehalten, in der er gebildet war. Aber obwohl er einigemal das strenge Decorum seiner Stellung vergaß, kann man ihn doch keiner Verletzung der materiellen Gerechtigkeit bezichtigen. Die Gefangenen selbst scheinen über die Unparteilichkeit und Milde, mit der sie behandelt wurden, erstaunt gewesen zu sein. „Ich versichere Ihnen,” sagte Holt zu Preston, „daß ich die Jury nicht irreleiten, noch Eurer Lordschaft überhaupt im entferntesten Unrecht thun werde.” – „Ja, Mylord,” entgegnete Preston, „ich sehe es deutlich genug, daß Eure Lordschaft dies nicht wollen.” – „Welches auch mein Schicksal sein mag,” sagte Ashton, „ich muß bekennen, daß mein Prozeß mit Unparteilichkeit geführt worden ist.”
Die Angeklagten gewannen indeß nichts durch die Mäßigung des Generalprokurators oder durch die Unparteilichkeit des Gerichtshofes, denn die Beweise waren unumstößlich. Die Bedeutung der von Billop aufgefangenen Papiere war so klar, daß auch der beschränkteste Geschworne sie nicht mißverstehen konnte. Es war vollständig erwiesen, daß ein Theil dieser Papiere von Preston’s Hand herrührte. Ein andrer Theil war von Ashton’s Hand, aber dies konnten die Anwälte der Krone nicht beweisen. Sie gründeten daher die Anklage gegen Ashton auf die unbestreitbare Thatsache, daß das verrätherische Packet auf seiner Brust gefunden worden war und daß er Aeußerungen gethan hatte, welche keinen Sinn gehabt haben würden, wenn er nicht eine strafbare Kenntniß des Inhalts gehabt hätte.11
Ashton’s Hinrichtung
Preston und Ashton wurden Beide überführt und zum Tode verurtheilt. Ashton wurde bald hingerichtet. Er hätte sein Leben retten können, wenn er Enthüllungen gemacht hätte. Aber obgleich er erklärte, daß, wenn man ihm seine Strafe erließe, er stets ein treuer Unterthan Ihrer Majestäten sein würde, war er doch fest entschlossen, die Namen seiner Mitschuldigen nicht zu nennen. In diesem Entschlusse wurde er durch die eidverweigernden Geistlichen bestärkt, die ihn in seiner Zelle besuchten. Durch sie hatte er sich auch wahrscheinlich dazu bestimmen lassen, noch auf dem Schaffot den Sheriffs eine Erklärung einzuhändigen, die er abgeschrieben und unterzeichnet, aber, wie man hoffen darf, weder verfaßt, noch aufmerksam erwogen hatte. In diesem Schriftstücke ließ man ihn sich über die Parteilichkeit seines Prozesses beschweren, von dem er selbst öffentlich anerkannt hatte, daß er im höchsten Grade unparteiisch geführt worden sei. Auch ließ man ihn auf das Wort eines Sterbenden versichern, daß er den Inhalt der bei ihm gefundenen Papiere nicht kenne. Unglücklicherweise erwies sich bei genauer Untersuchung die Handschrift seiner Erklärung als genau übereinstimmend mit der eines der wichtigsten von jenen Papieren. Er starb mit männlicher Standhaftigkeit.12
Preston’s Unschlüssigkeit und seine Geständnisse
Elliot wurde nicht zur Untersuchung gezogen. Die gegen ihn vorliegenden Beweise waren nicht ganz so klar wie die, auf welche hin seine Genossen verurtheilt worden waren, und überdies war er des Zornes der Regierung nicht werth. Preston’s Schicksal war lange unentschieden. Die Jakobiten stellten sich als ob sie fest überzeugt
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London Gazette vom 26. März bis 13. April 1691; Monthly Mercury vom März und April; Wilhelm’s Briefe an Heinsius vom 18. und 29. März und 7. und 9. April; Dangeau’s Memoiren; The Siege of Mons, eine Tragikomödie 1691. In diesem Drama überreden die Geistlichen, welche im französischen Interesse handeln, die Bürger zur Uebergabe der Stadt. Dieser Verrath ruft die Aeußerung des Unwillens hervor:
„O, Priesterthum, o Krämerstand, wie schwächet ihr
Der Menschen Muth!”
10
Preston’s Prozeß in der Collection of State Trials. Ein Anwesender spricht sich folgendermaßen über Somers’ Eröffnungsrede aus: „In der die Untersuchung eröffnenden Rede sah man weder absichtliche Uebertreibungen noch ein Prahlen mit gemeinen Beredtsamkeitsfloskeln, wie man sie in früheren Prozessen, dem Geschnatter von Gänsen ähnlich, findet. Man hörte nichts als einfache Facta oder daraus hervorgehende natürliche und treffende Bemerkungen.” Die Flugschrift, aus der ich diese Worte anführe, ist betitelt: An Account of the late horrid Conspiracy by a Person who was present at the Trials, 1691.
11
State Trials.
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Paper delivered by Mr. Ashton, at his execution, to Sir Francis Child, Sheriff of London; Answer to the Paper delivered by Mr. Ashton. Die Antwort war von Dr. Eduard Fowler, nachmaligem Bischof von Gloucester, geschrieben. Burnet II. 70; Brief vom Bischof Lloyd an Dodwell im zweiten Bande von Gutch’s Collectanea Curiosa.