Läufig. Amy Blankenship

Läufig - Amy Blankenship


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zu schenken, ehe sie sie wegjagte. „Und jetzt… alle raus hier, und lasst dieses kleine Kätzchen schlafen.“

      Micah knurrte die ältere Frau an. „Ich bin kein Kätzchen.“

      â€žMein Lieber, meine kleinste Katze könnte dich in diesem Zustand besiegen, und sie ist ein schrecklicher Angsthase, flüchtet vor ihrem eigenen Schatten“, meinte Frau Tully. Während sie sprach, nahm sie eine Spritze aus dem merkwürdig aussehenden Köfferchen, das sie mitgebracht hatte.

      â€žIch weiß nicht, ob ich noch mehr Drogen brauche“, seufzte Micah. Er würde sich noch alles erzählen lassen müssen, was er verpasst hatte. Alleine die Tatsache, dass er Alicia noch nicht gesehen hatte, schmerzte ihn mehr als die gebrochenen Knochen.

      â€žDarum bist auch nicht du der Arzt.“ Frau Tully war froh, dass er noch immer diesen absurden Sinn für Humor hatte… wenn seine Wunden heilen würden, würde er ihn brauchen.

      Micah knurrte leise, als die Nadel sich in seinen Arm bohrte und er musste wegschauen. Es behagte ihm gar nicht, Befehle entgegen zu nehmen und was er wirklich tun musste, war, seine Schwester suchen. Die anderen verließen den Raum, einer nach dem anderen, als sie die leere Spritze aus seinem Arm zog.

      Frau Tully sah ihnen nach und drehte sich dann wieder zu Micah um, der schon schlief. Seine Familie war froh, dass er wieder zu Hause war, aber die Wahrheit war… sie machte sich Sorgen um den Puma. Seine Verletzungen waren so schlimm, dass sie sich wunderte, dass er überhaupt noch am Leben war.

      Beide seiner Kniescheiben waren von Kugeln durchbrochen worden, seine Rippen waren gebrochen, weil sie so lange immer und immer wieder geschlagen worden waren. Es sah auch so aus, als wäre sein Rücken ausgepeitscht worden. Er war dehydriert und unterernährt und eine Infektion breitete sich durch seinen Körper aus. Wenn er ein Mensch wäre, hätte sie ihm Penicillin gegeben, aber leider… wirkten menschliche Antibiotika bei Paranormalen nicht.

      Obwohl Wer-Tiere schnell genesen konnten… bedeutete das nicht, dass sie keine bleibenden Verletzungen davontragen konnten… oder tödliche. Sie würde ihn als glücklich einschätzen, wenn er die Infektion überlebte.

      Sie schielte aus dem Augenwinkel hinüber zu Michael, der nicht gegangen war, und der noch immer regungslos in seinem Stuhl saß. Frau Tully entschied, ihn in Ruhe zu lassen. Sie hielt sehr viel von Michael und wenn er bleiben wollte, würde sie ihn nicht vertreiben. Auch er kam oft zu ihr, aber meistens nur, um ihr Verwundete zu bringen, nie für eine eigene Verletzung.

      Mit einem Seufzen packte Frau Tully ihre Utensilien ein und stand auf. Mit einem kurzen Nicken in Michaels Richtung verließ sie wortlos das Zimmer.

      Michael wusste, dass es Zeit war, zu gehen… er hatte nur darauf gewartet, dass seine Wut verflog. Alicia war mühsam, aber Damon hätte sie nie auf diese Art mitten in eine gefährliche Schlacht bringen dürfen. Er konnte noch immer den besitzergreifenden Blick auf Damons Gesicht sehen, als er seine Arme um sie geschlungen hatte, und fragte sich, ob sich die Geschichte gerade dazu anschickte, sich selbst zu wiederholen.

      Sein Blick wandte sich wieder auf das, was von Micah noch übrig war, und das Bild der weinenden Alicia, die die Hand ihres Bruders hielt, suchte ihn wieder heim. Ein weiteres Bild blitzte in seinem Kopf auf… die Erinnerung daran, wie Dean seine Hand gepackt und sie auf Kane gelegt hatte, um zu verhindern, dass er starb. Gemeinsam hatten er und Dean… Kanes Verletzung dazu gebracht, vor ihren Augen zu verheilen.

      Michael hatte nie darüber nachgedacht, aber er hatte gesehen, wie Syn in der Vergangenheit derartige Dinge getan hatte. Eine spezielle Situation würde Michael nie vergessen… vor so langer Zeit, dass er sich an die Umstände nur mehr halb erinnern konnte.

      Es war während einer ihrer vielen Ausflüge gewesen, als sie auf ein verletztes Kind getroffen waren. Er lächelte liebevoll, als er sich an Damons und Kanes Reaktion auf das kleine Mädchen erinnerte. Eines ihrer Beine war gebrochen gewesen, und sie hatte mehrere Blutergüsse, die teilweise schon halb verheilt waren.

      Das Kind hatte beteuert, dass sie nur gestürzt war, aber sie alle wussten, dass es auf der Lichtung nichts gab, das zu einer solchen Verletzung führen hätte können. Als Damon sich vor ihr hinkniete, und mithilfe seiner Gedankenkontrolle die Wahrheit aus dem Mädchen herausholen wollte, hatte Syn ihn weggestoßen und gesagt: „So etwas macht man nicht mit einem unschuldigen Kind.“

      Sie hatten ihr angeboten, sie zu ihrem Haus zurückzubringen, aber sofort die Angst gefühlt, die sich in dem Kind breitmachte. Aber es war nicht Angst vor ihnen, es war die Angst davor, nach Hause zu gehen, die das Herz des Mädchens beutelte. Obwohl das Kind es nicht gesagt hatte, wusste Michael, dass ihre Eltern für ihre Verletzungen verantwortlich waren… und nicht nur für das gebrochene Bein.

      Syn hatte nichts darüber zu dem Kind gesagt, als er dessen Tränen trocknete. Stattdessen hatte er nach Geschwistern gefragt, und sie hatte erklärt, dass sie keine hatte. Sie hatte ihnen von ihrer Großmutter erzählt, die in den Bergen lebte, und ihre Augen hatten mit der Liebe einer Enkelin geleuchtet.

      Während sie erzählt hatte, hatte Syn seine Hand auf das verletzte Bein des Mädchens gelegt. Als sie mit ihrer Geschichte fertig war, war nicht nur ihr Bein wieder verheilt gewesen, sondern auch alle Blutergüsse waren verschwunden. Und dann hatte Syn Michael richtig schockiert. Während Kane das Mädchen genommen hatte, um mit ihm zu spielen, war Syn auf ihn und Damon zugekommen.

      Mit einem festen Blick auf Damon hatte er gesagt: „Du darfst nie die Gedanken eines Kindes verändern… außer dieses Mal. Sie erinnert sich nicht an die Schläge, aber sie erinnert sich daran, dass sie gestorben sind.“ Seine Augen waren kalt geworden, als er hinzugefügt hatte: „Sie sind bei einem Feuer ums Leben gekommen.“ Damit hatte sich Syn umgedreht und war den Pfad entlanggegangen, der offensichtlich zu dem Haus des Mädchens führte.

      Kane machte kein Geheimnis daraus, dass er das Kind behalten und aufziehen wollte… er hatte immer ein Herz für Kinder gehabt. Sie alle mochten Kinder, aber Kane war richtig verrückt nach ihnen. Er würde einen ganzen Spielzeugladen für sie kaufen, wenn ihm gerade danach war… und das war es… manchmal. Aber Syn hatte darauf bestanden, das Richtige zu tun und das Kind zu seiner geliebten Oma gebracht.

      Als die Sonne am nächsten Morgen aufgegangen war, hatte sich im Dorf schnell die Nachricht verbreitet, dass ein Haus völlig verbrannt war. Die Überreste eines Mannes und einer Frau waren gefunden worden, aber von ihrer Tochter fehlte jede Spur.

      Die vier Männer hatten das Dorf zu Pferd verlassen und hatten sich aufgemacht, in die Berge eines Landes, das heute als die Schweiz bekannt war. Nachdem sie das Mädchen bei ihren Großeltern abgeliefert hatten, hatte Syn der Großmutter einen Brief und einen Beutel voller Goldmünzen gegeben, als er ein paar Worte mit ihr austauschte. Die alte Frau hatte gelächelt und Syn fest umarmt, ehe sie ihre Enkelin in ihre Arme geschlossen hatte.

      Obwohl Syn nie etwas erzählt hatte, wussten sie, dass er verantwortlich für den Tod der Eltern des Mädchens war. Bis zu diesem Tag zitterte Michael, wenn er zu genau darüber nachdachte. Syns Ethik erlaubte es nicht, dass ein Kind solche Qualen erlitt, und, wenn er etwas dagegen tun konnte… würde er es auch tun. Syn machte sich keinerlei Gedanken darüber, wer die Eltern waren, oder was sie repräsentierten. Er war überzeugt davon, dass Eltern, die ihre Kinder misshandelten nur das verdienten, was sie irgendwann auch ihren Kindern antun würden.

      Als Michael Syn über seine Heilungskräfte, die er an dem Kind angewendet hatte, befragt hatte, hatte Syn ihm ein geduldiges Lächeln geschenkt.

      â€žDie Macht lebt in deiner unsterblichen Seele. Im Lichte der Unsterblichkeit… bist du noch ein Kind, also schläft die Macht. Mit der Zeit wird die Macht wachsen. Welches deine Macht sein wird… das kann nur deine Seele entscheiden. Wenn es das Heilen ist, was deine Seele verlangt, dann musst du es dir nur genug


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