Eine Spur von Mord . Блейк Пирс

Eine Spur von Mord  - Блейк Пирс


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Sie mir sagen, wie ich meinen Job zu machen habe, Locke?“

      „Nein Brody, aber ich halte es für kontraproduktiv diese Party zu stürmen wie ein Elefant im Porzellanladen. Einige dieser vornehmen Damen würden sich vielleicht eher einer anderen Frau gegenüber öffnen, als einem Mann, dessen innigstes Verhältnis zu seinem Auto besteht.“

      „Zum Teufel, Locke, ich rede, mit wem ich will!“, sagte Brody entrüstet. Etwas in seiner Stimme verriet ihr aber, dass ihre Message angekommen war.

      „Wie Sie meinen. Wir sehen uns dort.“

      Jetzt war es bereits 5 Uhr 30 und sie saß noch immer im Wartezimmer bei Cave. Sie beschloss, sich bei dieser Gelegenheit etwas genauer umzusehen. Sie ging zum Empfang.

      „Wissen Sie, wie lange es bei Mr. Cave noch dauern wird?“, fragte sie die Sekretärin, die nur entschuldigend den Kopf schüttelte. „Dann können Sie mir aber bestimmt sagen, wo ich eine Toilette finde.“

      „Den Gang hinunter, letzte Tür links.“

      Mit offenen Augen ging Keri durch die Kanzlei, in der Hoffnung irgendein hilfreiches Detail zu sehen. Direkt gegenüber der Damentoilette befand sich ein Notausgang. Sie stieß die Tür einen Spalt auf und stellte fest, dass sie in dasselbe Treppenhaus führte, durch das sie den Haupteingang betreten hatte.

      Sie sah sich um. Niemand war auf dem Gang zu sehen, also zog sie schnell ein Taschentuch aus ihrer Tasche und steckte es in die Tür, sodass sie zwar zufiel, aber nicht automatisch schloss. Dann ging sie kurz in die Toilette.

      Als sie wieder zum Wartezimmer ging, wartete bereits eine attraktive Frau in einem eleganten Anzug auf sie, um sie zu Jackson Caves Büro zu führen. Als sie hinter ihr herging, bemühte sie sich, ruhig zu bleiben. Gleich würde sie den Mann treffen, der vermutlich wichtige Informationen zu Evies Aufenthaltsort verheimlichte – und sie hatte keinen Schlachtplan.

      Keri war Cave bereits einmal begegnet, auf der Polizeistation einer Kleinstadt in den Bergen. Er war gekommen, um seinen Klienten Payton Penn, den Bruder des US Senators Stafford Penn, aus der Haft zu holen. Am Ende hat sich herausgestellt, dass Penn derjenige war, der Alan Pachanga damit beauftragt hatte, seine Nichte Ashley Penn zu entführen. Damals hatte Keri gewonnen, aber jetzt war sie auf feindlichem Gebiet, die Situation war eine ganz andere, das spürte Keri.

      Jackson Cave hatte einen stadtbekannten Ruf dafür, dass er große Haie aus der Wirtschaft vertrat. Bei der Polizei war er hingegen bekannt für seine Sozialfälle – denn aus unerfindlichen Gründen vertrat er kostenlos Vergewaltiger, Pädophile und Kindesentführer vor Gericht.

      Keri war von Anfang an misstrauisch gewesen. Es war eine Sache, jemanden zu verteidigen, der eine Bank überfallen hatte, um seine Familie durchzufüttern. Jedoch war es eine ganz andere Sache, einen Menschen zu verteidigen, der wegen Mordes zum Tod verurteilt werden könnte. Aber dass dieser Mann voller Enthusiasmus und beinahe ausschließlich die brutalsten Täter von sexuellen Strafdelikten verteidigte, ging über Keris Verständnis von Nächstenliebe weit hinaus.

      Dennoch hoffte Keri, seine Arbeit zu ihrem Vorteil nutzen zu können. Sie wusste, dass Cave das Passwort zu Alan Pachangas Laptop besaß. Wenn sie es herausfinden konnte, würde sich der Polizei ein ganzes Netzwerk von Auftragstätern eröffnen. Vielleicht waren sogar Informationen über den Mann dabei, der ihre Evie entführt hatte, ein Mann, der sich hinter dem Decknamen „Der Sammler“ verbarg.

      Alles an Caves Büro wirkte einschüchternd. Wahrscheinlich sollte es das auch. Die Firma belegte das gesamte siebte Stockwerk des dreiundsiebzigstöckigen US-Bank Towers. Die Außenwände des Gebäudes waren verglast und boten einen atemberaubenden Blick auf Los Angeles. Teure Kunstwerke zierten die übrigen Wände. Die Einrichtung bestand beinahe ausschließlich aus Leder und Mahagoni.

      Am Ende des Ganges bogen sie schließlich in ein Büro ohne Namensschild ein. Es war leer. Keri setzte sich auf einen Stuhl gegenüber von Caves Schreibtisch, der makellos sauber und aufgeräumt war.

      Als sie allein gelassen wurde, sah sie sich um. Sie hoffte anhand seiner Umgebung etwas Interessantes über diesen Mann zu erfahren. Auf seinem Tisch befanden sich keinerlei persönliche Gegenstände, weder Fotos, noch Notizen. An der Wand hingen nur ein paar Fotos von Cave mit besonders wichtigen Menschen: Cave und der Bürgermeister, Cave und verschiedene Politiker, Cave und diverse Promis. Sein Diplom von College (USC) und Law School (Harvard) hingen ebenfalls gerahmt an der Wand.

      Bevor Keri sich weiter umsehen konnte, kam Jackson Cave zur Tür herein. Sie stand schnell auf. Er sah genauso aus, wie sie ihn in Erinnerung hatte. Sein rabenschwarzes Haar war zurück gegelt, wie bei Gordon Gecko in Wall Street. Sein Mund war zu einem falschen Lächeln verzogen, das die blendend weißen Zähne zeigte. Die solariumgebräunte Haut schimmerte unter dem königsblauen Michael Kors Anzug. Seine stechend blauen Augen erinnerten Keri an einen gierigen Adler, der über seiner Beute kreiste.

      Plötzlich war ihr vollkommen klar, wie sie vorzugehen hatte. Jackson Cave, mit seinen Fotos von einflussreichen Menschen und seinem perfektem Styling, war ein Mann, dem ein perfekter äußerer Eindruck besonders wichtig zu sein schien.  Er lebte davon, andere Menschen von sich zu überzeugen – Politiker, die Jury, die Medien. Keri wusste, dass er sie ebenso von sich überzeugen wollte. Das lag in seiner Natur.

      Das wird er niemals schaffen. Ich muss ihn schnell und hart anpacken, ihn überraschen und aus der Reserve locken. Ich kann diese Fassade nur durchbrechen, wenn ich ihn an verschiedenen Stellen gleichzeitig angreife. Vielleicht sagt er dann etwas Unüberlegtes, das mir das Passwort verrät.

      Wenn sie es schaffen würde, dass er aufgebracht oder wenigstens genervt ist, dann würde er Fehler machen. Sie konnte ihn ohnehin nicht ausstehen, es würde ihr also nicht schwerfallen. Es ging nur noch darum, ihn  aus der Fassung zu bringen und seine wunden Punkte zu finden. Noch wusste sie nicht, wie diese aussehen könnten, aber wenn sie aufmerksam genug war, würde sie sicherlich etwas finden.

      „Detective Keri Locke“, sagte er und rauschte an ihr vorbei, um sich auf der anderen Seite des Tisches niederzulassen. „Das nenne ich eine unerwartete Überraschung. Dabei haben wir uns erst vor ein paar Wochen in den herrlichen Bergen getroffen. Wie komme ich nun zu der Ehre, dass Sie mich hier im Großstadtdschungel aufsuchen?“

      Keri antwortete nicht sofort, sondern ging zu einem der Fotos von Cave und einem einflussreichen Lokalpolitiker, sodass er hinter ihrem Rücken saß. Einerseits machte diese Geste klar, dass sie die Regeln bestimmte, andererseits gefiel es ihm ganz sicher nicht, dass sie ihm nicht ins Gesicht sah. Der wichtigste Grund war jedoch, dass ihre Rippen sie quälten und sie wollte keinesfalls, dass er ihr die Qual ansah.

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