Übermittlung . Морган Райс

Übermittlung  - Морган Райс


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sagte, das diese Krankheit wirklich nur wenige Menschen betrifft.“

      „Das ist richtig“, stimmte Dr. Yalestrom zu. „Aber ich sehe viele Menschen, die Halluzinationen haben, aus ganz verschiedenen Gründen.“

      „Sie glauben, ich werde verrückt“, riet Kevin. Jeder schien das zu denken. Sogar seine Mutter − sie war immerhin diejenige gewesen, die ihn hierher gebracht hatte, nachdem er darüber gesprochen hatte. Er fühlte sich dennoch nicht, als wenn er verrückt würde.

      „Das ist kein Wort, das ich dafür benutzen würde“, sagte Dr. Yalestrom. „Ich glaube, dass oftmals das Verhalten, das wir als verrückt bezeichnen, aus einem guten Grund da ist. Häufig ergeben diese Gründe aber nur Sinn für die betroffenen Personen. Menschen flüchten sich in Vorstellungen, um sich vor Situationen zu schützen, die nicht oder nur schwer für sie zu handhaben sind, die … ungewöhnlich scheinen.“

      „Sie glauben, das ist es, was ich mit diesen Visionen mache?“, fragte Kevin. Er schüttelte seinen Kopf. „Sie sind echt. Ich denke mir das nicht aus.“

      „Darf ich dir sagen, was ich denke, Kevin? Ich glaube, ein Teil von dir hängt vielleicht an diesen ‚Visionen‘, weil es dir hilft zu glauben, dass du deine Krankheit aus einem bestimmten Grund bekommen hast. Ich glaube, dass für dich deine Krankheit durch diese ‚Visionen‘ vielleicht einen Sinn erhält. Die Bilder darin … es ist ein merkwürdiger Ort, der nicht der Normalität entspricht. Könnte das die Art darstellen, wie die Dinge sich verändert haben?“

      „Ich glaube schon“, erwiderte Kevin. Er war nicht überzeugt. Die Dinge, die er gesehen hatte, drehten sich nicht um irgendeine Welt, in der er keine Krankheit hatte. Sie drehten sich um einen Ort, den er nicht verstand.

      „Dann hast du das Gefühl des drohenden Untergangs mit Feuer und Licht“, erklärte Dr. Yalestrom. „Das Gefühl von Dingen, die zu Ende gehen. Du siehst sogar einen Countdown, einschließlich Zahlen.“

      Die Zahlen waren nicht Teil eines Countdowns, das war einfach das langsame Pochen, das Stück für Stück schneller wurde. Kevin nahm an, dass er sie jetzt nicht davon überzeugen konnte. Wenn Erwachsene entschieden hatte, was die Wahrheit war, dann würde er ihre Meinung nicht ändern können.

      „Was kann ich also tun?“, fragte Kevin. „Wenn Sie glauben, dass sie nicht echt sind, sollte ich sie dann nicht loswerden?“

      „Willst du sie loswerden?“, fragte Dr. Yalestrom.

      Kevin dachte darüber nach. „Ich weiß nicht. Ich glaube, sie sind vielleicht wichtig, aber ich habe nicht darum gebeten.“

      „Genauso wie du auch nicht darum gebeten hast, eine degenerative Erkrankung des Gehirns zu haben“, sagte Dr. Yalestrom. „Vielleicht sind diese beiden Dinge miteinander verbunden, Kevin.“

      Kevin hatte bereits darüber nachgedacht, dass seine Visionen irgendwie mit der Krankheit in Verbindung standen. Dass sie vielleicht sein Gehirn soweit verändert hatte, dass er für diese Visionen empfänglich war. Er dachte dennoch nicht, dass es das war, was die Psychologin meinte.

      „Was kann ich tun?“, fragte Kevin erneut.

      „Es gibt Dinge, die du tun kannst, die sie zwar nicht beseitigen, aber zumindest wärst du in der Lage, damit umzugehen.“

      „Was zum Beispiel?“, fragte Kevin. Er musste zugeben, dass er einen Moment Hoffnung hatte. Er wollte nicht, dass diese Visionen ihm ständig im Kopf herumgingen. Er hatte nicht darum gebeten, Nachrichten zu erhalten, die niemand verstand und die ihn einfach nur verrückt erschienen ließen, wenn er darüber sprach.

      „Du kannst versuchen Dinge zu finden, die dich von den Halluzinationen ablenken, wenn sie kommen“, sagte Dr. Yalestrom. „Du kannst versuchen dich selbst daran zu erinnern, dass das nicht echt ist. Wenn du Zweifel hast, dann finde Wege, das zu überprüfen. Vielleicht fragst du jemand anderen, ob er dasselbe sieht. Erinnere dich daran, es ist okay, zu sehen, was du siehst, aber wie du darauf reagierst, liegt an dir.“

      Kevin nahm an, er konnte sich an all das erinnern. Dennoch half das nicht dabei, den schwachen Puls des Countdowns ruhiger zu stellen, der im Hintergrund trommelte und immer ein wenig schneller wurde.

      „Und ich glaube, du musst es den Menschen erzählen, die es nicht wissen“, sagte Dr. Yalestrom. „Es ist nicht fair, sie darüber im Unklaren zu lassen.“

      Sie hatte recht.

      Und es gab eine Person, der er dringender als anderen davon erzählen musste.

      Luna.

      KAPITEL VIER

      „Also“, sagte Luna, als sie und Kevin auf den Wegen des Lafayette Reservoir Erholungsparks umherliefen und Touristen und Familien auswichen, die ihren freien Tag genossen, „warum bist du mir aus dem Weg gegangen?“

      Luna kam immer schnell zum Punkt. Das war eines der Dinge, die Kevin an ihr gefielen. Nicht, dass sie ihm so gefiel. Die Leute schienen das immer anzunehmen. Sie dachten, weil sie hübsch und blond war und wahrscheinlich Cheerleader-Material − wenn sie das nicht alles für absolut bescheuert halten würde − dass sie zweifellos ‚miteinander gingen‘. Sie nahmen einfach an, dass die Welt so funktionierte.

      Sie waren nicht zusammen. Luna war seine beste Freundin. Die Person, mit der er die meiste Zeit außerhalb der Schule verbrachte. Wahrscheinlich die einzige Person auf der Welt, mit der er über fast alles reden konnte.

      Außer über das hier.

      „Ich war nicht …“, Kevin verstummte bei dem Blick auf Lunas Gesicht. Sie war gut im Starren. Kevin nahm an, dass sie das heimlich übte. Er hatte jeden, von Mobbern bis zu unhöflichen Ladeneigentümer zurückrudern sehen, nur damit sie sie nicht länger anstarrte. Wenn sie einen so anstarrte, war es unmöglich, sie anzulügen. „Okay, ich bin dir aus dem Weg gegangen, aber es gab einen Grund, Luna. Ich habe etwas … na ja, etwas von dem ich nicht weiß, wie ich es dir sagen soll.“

      „Oh sei nicht dumm“, sagte Luna. Sie hatte eine leere Soda-Dose gefunden und trat sie den Weg hinunter, sie schubste sie von Fuß zu Fuß mit einer Routine, die davon kam, wenn man das viel zu oft tat. „Ich meine, wie schlimm kann es sein? Ziehst du um? Gehst du wieder auf eine andere Schule?“

      Vielleicht erwischte sie etwas in seinem Ausdruck, denn sie wurde nach ein paar Sekunden still. Es lag etwas Verletzliches in der Stille, als würden beide um etwas drumherum redeten, um zu vermeiden, dass es brach. Dennoch musste er es tun. Sie konnten nicht für ewig hier herumlaufen.

      „Ist es so schlimm?“, fragte sie und kickte die Dose mit einem letzten Stoß ihres Fußes in den Mülleimer.

      Kevin nickte. Schlimm war das richtige Wort dafür.

      „Wie schlimm?“

      „Schlimm“, sagte er. „Gehen wir zum Stausee?“

      Der Stausee war der Ort, an den sie beide hingingen, wenn sie über etwas reden wollten. Sie hatten über Billy Hames gesprochen, der Luna gefiel, als sie neun waren, und über Kevins Katze Tiger, die gestorben war, als sie zehn waren. Nichts davon schien eine gute Vorbereitung auf das hier gewesen zu sein. Er war keine Katze.

      Sie gingen zum Wasserrand und schauten auf die Bäume an der Längsseite und die Menschen mit ihren Kanus und Paddelbooten auf dem Stausee. Im Vergleich zu anderen Orten, an denen sie gewesen waren, war es nett hier. Die Leute nahmen an, dass Kevin der Junge von der falschen Seite der Stadt war, der einen schlechten Einfluss auf Luna hatte, aber sie war diejenige mit dem Talent, über Zäune zu klettern und an verfallenen Gebäuden hochzuklettern, während Kevin ihr folgte, wenn er konnte. Hier gab es nichts von dem, nur Wasser und Bäume.

      „Was ist denn los?“, fragte Luna. Sie zog ihre Schuhe aus und ließ ihre Füße in das Wasser gleiten. Kevin war nicht danach, dasselbe zu tun. Im Moment wollte er rennen, sich verstecken. Alles, nur um ihr nicht die Wahrheit sagen zu müssen. Er dachte, je länger er es von Luna fernhalten konnte, umso länger war es nicht echt.

      „Kevin?“, sagte Luna. „Du machst mir Angst. Hör zu, wenn du mir nicht sagst, was los ist, dann werde ich deine Mutter anrufen und es so herausfinden.“

      „Nein,


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