Das Tournier Der Ritter . Морган Райс
KOMMEN SCHNELL NÄHER!“, rief einer der Seeleute vom Ausguck und wies aufgeregt in ihre Richtung.
„DIE EMPIRE-FLOTTE!“
Erec rannte über Deck ans Heck vorbei an seinen Männern, die ihre Waffen bereit machten.
Erec erreichte das Heck und sah sich um. Es war wahr: dort, an der Biegung des Flusses, nur wenige hundert Meter entfernt, war eine Reihe von Empire-Schiffen unter schwarz-goldenen Segeln.
„Sie müssen unsere Spur gefunden haben“, sagte Strom, der neben ihn getreten war.
Erec schüttelte den Kopf.
„Sie sind uns die ganze Zeit über gefolgt“, erkannte er. „Sie haben nur Abstand gehalten und abgewartet, sich zu zeigen.“
„Worauf haben sie gewartet?“, wollte Strom wissen.
Erec blickte über seine Schulter stromaufwärts.
„Darauf“, sagte er.
Strom drehte sich um und betrachtete den Fluss, der immer schmaler wurde.
„Sie haben gewartet, bis wir zum engsten Punkt des Flusses gekommen sind“, sagte Erec. „Sie haben gewartet, bis wir ein Schiff nach dem anderen Segeln mussten, und zu weit vorgedrungen waren, um umzukehren. Wir sind jetzt genau dort, wo sie uns haben wollen.“
Erec warf einen Blick auf seine Flotte und konzentrierte sich, so wie immer, wenn er seine Männer führte und eine Krise drohte. Er spürte, wie ein weiterer Sinn aktiv wurde und hatte eine Idee.
Erec wandte sich seinem Bruder zu.
„Geh auf das Schiff neben uns“, befahl er. „Lass dich nach hinten zurückfallen, bis du das letzte Schiff der Flotte bist. Sorge dann dafür, dass alle Männer auf das Schiff davor gehen. Verstehst du mich? Verlasst das Schiff, und wenn es leer ist, bist du der letzte Mann, der von Bord geht.“
Strom sah ihn verwirrt an.
„Wenn das Schiff leer ist?“, wiederholte er. „Ich verstehe dich nicht.“
„Ich habe vor, es zu aufzugeben“
„Es aufzugeben?“, fragte Strom irritiert.
Erec nickte.
„An der engsten Stelle wirst du das Schiff beidrehen und es verlassen. Es wird den Fluss blockieren und uns die Zeit verschaffen, die wir brauchen. Niemand wird uns folgen können. Und jetzt geh!“, schrie Erec.
Strom beeilte sich, den Befehlen seines Bruders zu folgen. Strom sprang von der Reling an Deck des anderen Schiffs. Als er dort landete, begann er, Befehle zu bellen und die Männer sprangen einer nach dem anderen auf Erecs Schiff.
Erec machte sich Sorgen als er sah, wie die Schiffe auseinanderzutreiben begannen.
„An die Seile!“, rief Erec seinen Männern zu. „Benutzt die Enterhaken um die Schiffe nah beieinander zu halten!“
Seine Männer folgten seinem Befehl, warfen die Enterhaken, und zerrten mit aller Macht an den Seilen, um die Schiffe nicht weiter auseinandertreiben zu lassen. Es beschleunigte den Prozess erheblich, und immer mehr Männer sprangen von Bord und ergriffen dabei hastig ihre Waffen. Strom schrie befehle und sorgte dafür, dass alle das Schiff verließen.
Strom sah Erec an und Erec nickte ihm zu.
„Was ist mit den Vorräten an Bord?“, schrie Strom über den Krach hinweg. „Und den Waffen?“
Erec schüttelte den Kopf.
„Vergiss sie“, rief er „Lass dich zurückfallen und das Schiff auf Grund laufen.“
Erec drehte sich um und rannte zurück an den Bug. Konzentriert führte er seine Flotte durch die Engstelle.
„Eins nach dem anderen!“
All seine Schiffe reihten sich hinter ihm ein, als sie die engste Stelle des Flusses passierten. Erec segelte mit seiner Flotte hindurch und warf einen Blick zurück auf die Flotte des Empire, die schnell näher kam, und jetzt kaum mehr als 100 Meter entfernt war. Er sah, wie hunderte von Bogenschützen auf den Empire-Schiffen sich bereit machten und die Pfeile anzündeten.
Er wusste, dass sie fast in Reichweite waren. Sie hatten keine Zeit zu verlieren.
„JETZT!“, schrie Erec Strom zu, als Stroms Schiff als letztes der Flotte in die Engstelle einfuhr.
Strom, der auf das Signal gewartet hatte, hob sein Schwert und trennte die Hälfte der Seile durch, die sein Schiff mit dem von Erec verbanden, und sprang hinüber zu Erecs Schiff. Sofort begann es, steuerlos zu straucheln.
„DREHT ES BEI!“, befahl Erec seinen Männer.
Seine Männer zerrte an den noch verbliebenen Seilen bis das Schiff knarzend langsam gegen die Strömung beidrehte und auf die Felsen auflief. Ächzend und Stöhnend unter dem Druck des Wassers, begann das Holz zu splittern.
„ZIEHT FESTER!“, schrie Erec.
Sie zogen und zerrten und Erec schloss sich ihnen an. Langsam bekam das Schiff Schlagseite und neigte sich auf beiden Seiten des felsigen Ufers.
Als das Schiff schließlich fest auf Grund gelaufen liegenblieb, war Erec schließlich zufrieden.
„KAPPT DIE SEILE!“, schrie er. Er wusste, es war jetzt oder nie, denn er spürte, wie sein Schiff sich zu neigen begann.
Erecs Männer trennten die verbliebenen Seile durch und befreiten ihr Schiff – keinen Augenblick zu früh.
Das verlassene Schiff knarzte und ächzte und das Wrack blockierte den Fluss, als sich einen Augenblick später der Himmel dunkelt färbte und sich ein Regen von Pfeilen auf Erecs Flotte herabsenkte.
Erec hatte seine Männer gerade rechtzeitig aus der Gefahrenzone gebracht: die Pfeile regneten auf das verlassene Schiff nieder, kaum zehn Meter von seinem entfernt, und schufen ein brennendes Hindernis, das die Flotte des Empire nicht überwinden konnte.
„Volle Segel voraus!“, schrie Erec.
Seine Flotte segelte unter vollen Segeln mit Rückenwind den Fluss hinauf, und entfernte sich von der Blockade weiter in Richtung Norden. Eine weitere Salve von Pfeilen regnete zischend hinter dem Heck von Erecs Schiff herab ohne zu treffen.
Während sie weitersegelten, stand Erec am Heck und sah zufrieden die Empire-Flotte, die an nicht an der brennenden Barrikade vorbei kam. Eines der Schiffe versuchte sogar, die Barrikade zu rammen – doch ohne Erfolg – es fing lediglich Feuer: Hunderte von Empire-Kriegern schrien umgeben von Flammen auf und sprangen über Bord als ihr brennendes Schiff eine noch weitaus größere Blockade schuf.
Erec war sich sicher, dass es mehrere Tage dauern würde, bevor das Empire die Schiffswracks räumen und den Fluss wieder befahrbar machen konnte.
Er spürte eine starke Hand auf seiner Schulter und sah Strom, der lächelnd neben ihn getreten war.
„Eine deiner kreativeren Strategien“, sagte er.
Erec lächelte ihn an.
„Gut gemacht“, antwortete er und wandte seinen Blick wieder flussaufwärts. Er konnte sich noch nicht entspannen. Sie hatten diese Schlacht gewonnen – doch wer konnte schon wissen, welche Hindernisse noch vor ihnen lagen?
KAPITEL FÜNF
Volusia, ganz in Gold gekleidet, stand hoch oben auf dem Podium und blickte die hundert goldenen Stufen hinab, di sie als eine Ode an sich selbst hatte errichten lassen, streckte ihre Arme aus und genoss den Augenblick. Soweit sie sehen konnte, waren die Straßen der Hauptstadt mit Bürgern des Empire gefüllt, die sich unter ihre Krieger mischten, all ihre neuen Adoranten, die sich vor ihr verneigten und mit ihren Köpfen im Licht des Sonnenaufgangs den Boden berührten. Alle sangen sie gemeinsam einen leisen, anhaltenden Rhythmus und nahmen an der Morgenanbetung teil, die sie ins Leben gerufen hatte. Ihre Minister und Generäle hatten die Bürger informiert – sie hatten die Wahl: Anbetung oder Tod. Sie war sich der Tatsache bewusst, dass sie sie im Augenblick nur anbeteten, weil sie keine Wahl hatten – doch bald würden sie es tun, weil sie es nicht anders kannten.
„Volusia,